Donnerstag, 2. Mai 2024

Wenn alles zu viel wird: Mama will nicht mehr

Mütter sollen möglichst rund um die Uhr verfügbar sein, ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, die Kinder fördern und gleichzeitig selbst beruflich und ehrenamtlich aktiv sein. Gleichzeitig sind gerade Mütter finanziellen Risiken ausgesetzt. Gerecht sei das nicht, sagen die Promotoren der Aktion MutterNacht, die am Tag vor dem Muttertag stattfindet. Sie haben nun das heurige Programm vorgestellt.

Die Jubiläumskampagne MutterNacht 2024 möchte ein besonderes Bewusstsein für „Mental Load“ schaffen, auf die täglichen unsichtbaren Anforderungen und Herausforderungen eingehen, die Frauen abarbeiten. - Foto: © shutterstock

Mütter sehen sich enormen gesellschaftlichen Erwartungen ausgesetzt. Nach wie vor herrscht in Südtirol ein traditionelles Mutterbild, das mit zusätzlichen Aufträgen ausgestattet wurde: „Den Großteil der Fürsorgearbeit leisten nach wie vor Mütter – verbunden mit viel Arbeit, wenig Gerechtigkeit und geringer (monetärer) Wertschätzung“, heißt es dazu in einer Aussendung.

Projektleiterin Astrid Di Bella, der Direktor des Haus der Familie Elmar Vigl, Landesrätin Rosmarie Pamer, die Vorsitzende der Kammer der Hebammen Sara Zanetti, die Koordinatorin der Fachstelle Familie im Forum Prävention Christa Ladurner, der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Jugenddienste AGJD Karlheinz Malojer und Mitglieder des Perkussionsensembles „Sissamba“ haben den heurigen Aktionstag am 11. Mai vorgestellt.

Was ist die MutterNacht?

Die Jubiläumskampagne MutterNacht 2024 möchte ein besonderes Bewusstsein für „Mental Load“ schaffen, auf die täglichen unsichtbaren Anforderungen und Herausforderungen eingehen, die Frauen abarbeiten. „Wenn Mütter müde und überfordert sind oder krank werden, geht es nicht um persönliches Versagen – es geht um eine gesellschaftliche Situation, um Kritik am System“, schreiben die Organisatorinnen und Organisatoren.

„Fürsorgearbeit darf nicht zum Nullkostentarif auf Mütter abgeschoben werden. Mütter dürfen nein sagen, müssen nicht für alles zuständig sein. Die Verantwortung und die Aufgaben sollen so verteilt werden, dass es gesund für alle ist.“ Das Kindeswohl gehöre gesamtgesellschaftlich in den Mittelpunkt gerückt.

„Die Wirtschaft muss familienfreundlicher werden“

Das traditionelle Bild der Mutter – gesellschaftlich, religiös oder kulturell bedingt – diene der Aufrechterhaltung patriarchaler Strukturen und unterbinde die Gleichstellung zwischen Frau und Mann. „Bisher von Männern dominierte Bereiche gehören in die Verantwortung genommen: Wirtschaft muss familienfreundlich werden; Väter sollen aktive Vaterschaft leben (können).“

Benötigt würden professionelle Betreuungsmöglichkeiten mit fairer Bezahlung. „Fürsorgearbeit braucht Zeit und Wertschätzung – auch finanzielle, wie beispielsweise die Rentenabsicherung“, heißt es in der Aussendung.

Fürsorgearbeit nicht zum Nullkostentarif auf Mütter abschieben

Mütter werden mit der MutterNacht am Tag vor dem Muttertag ermutigt, ihre Grenzen zu erkennen, sie zu kommunizieren und gemeinsam aktiv zu werden. Dabei werden auch Ressourcen und Anlaufstellen für professionelle Unterstützung vorgestellt. Offene Gespräche über Gefühle, Bedürfnisse und Erwartungen rücken in den Mittelpunkt. Es ist notwendig, familiäre Rollenverteilungen zu überdenken und eine gerechte Verteilung der familiären Aufgaben zu fordern.

In Zusammenarbeit mit vielen Partner-Organisationen bearbeitet das Haus der Familie zum zehnten Mal in Folge jeweils in der Zeit vor dem Muttertag tabuisierte Themen rund um das Elternsein. Die Jubiläumsausgabe der Sensibilisierungskampagne MutterNacht bricht mit dem traditionellen Mutterbild in Südtirol und steht unter dem Motto „Mama will nicht mehr.“

Zehntes Buch mit Texten von Müttern

Am 11. Mai findet am Rathausplatz in Bozen von 10 bis 13 Uhr der Aktionstag statt: Dabei wird ein Buch mit Texten von Müttern vorgestellt. Eine Diskussion mit Müttern und Fachmenschen ist geplant. Was im System müsste geändert werden, wie Geschlechterrollen aufgebrochen und welche Anerkennung braucht es, damit Mütter nicht zunehmend an und über ihre Grenzen kommen?

Das Buch mit persönlichen Geschichten und Erfahrungen soll Verständnis schaffen, zeigt Best-Practice-Erfahrungen auf, beleuchtet die täglichen Herausforderungen und berichtet davon, wie es anders geht.

„Flexible Arbeitsmodelle fördern“

Die Diskrepanz zwischen den Ansprüchen an die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Realität sei tiefgreifend und spürbar erklärt Projektleiterin Astrid Di Bella. Der Direktor des „Haus der Familie“ erklärt: „Es ist an der Zeit, flexible Arbeitsmodelle zu fördern, die den unterschiedlichen Lebenssituationen gerecht werden, sei es durch Home-Office-Möglichkeiten, Teilzeitarbeit oder andere flexible Arbeitszeitmodelle.“ Und es brauche die Väter.

Ein erweitertes Netzwerk von qualitativ hochwertigen und flexiblen Kinderbetreuungseinrichtungen sei außerdem notwendig, um Eltern die benötigte Unterstützung zu bieten. Bezahlter Elternurlaub sollte Standard sein, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich um ihre Familie zu kümmern, ohne finanzielle Einbußen befürchten zu müssen.

Seit 10 Jahren MutterNacht

Jeweils zur MutterNacht ist in den vergangenen 10 Jahren ein Buch erschienen. In den 10 Büchern haben fast 300 Menschen ihre Geschichten aufgeschrieben, Fotos eingereicht und Zeichnungen angefertigt. Sie haben sich damit verstärkt den Themen gewidmet, die sie bewegen und Tabus aufgebrochen. Aus dem Thema „Ungewollt kinderlos“ ist eine Selbsthilfegruppe unter der Leitung von Karin Planker entstanden, zu den Themen wurden verschiedene Fachtagungen im Haus der Familie abgehalten. Das Netzwerk „MutterNacht“ ist inzwischen eine starke und gut verbundene Gruppe.

stol

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