Donnerstag, 25. April 2024

Venedig-Touristen bezahlen erstmals Eintritt

In Venedig ist am Donnerstag erstmals eine Tagesgebühr für Touristen eingehoben worden.

Eine Gondel passiert die Rialto-Brücke in Venedig. - Foto: © APA/AFP / MARCO BERTORELLO

Die Sonderabgabe von fünf Euro müssen alle Besucherinnen und Besucher zahlen, die zwischen 8.30 Uhr und 16.00 Uhr in die Lagunenstadt wollen. Dafür müssen sie im Vorfeld im Internet einen QR-Code erwerben, der an den wichtigsten Zugangspunkten zur Stadt kontrolliert wird.

Über 90.000 Personen hatten sich bis Mittwochabend in der Stadt angemeldet, 8.000 haben das Fünf-Euro-Ticket bezahlt.

Denn alle anderen Besucher sind von der Steuer befreit, weil sie Bürgerinnen und Bürger aus der Region Venetien, Arbeiter oder Studenten sind oder anderen Kategorien angehören, die die Tagesgebühr nicht zahlen, sich aber auf der Online-Plattform registrieren müssen. Auch für Kinder unter 14 Jahren, Behinderte und Begleitpersonen besteht zwar eine Buchungs-, aber keine Zahlungspflicht.

Die Eintrittskarte können sich Besucher auf der von der Gemeinde eingerichteten mehrsprachigen Webseite www.cda.ve.it besorgen. Gezahlt wird mit Kreditkarte oder Paypal. Das Ticket kann auch in Trafiken erworben werden.

Eintrittsgeld an 29 Tagen

Das Eintrittsgeld wird an insgesamt 29 Tagen im Jahr 2024 erhoben: vom 25. bis 30. April, vom 1. bis 5. Mai und an allen übrigen Wochenenden (samstags und sonntags) bis zum 13. und 14. Juli.

Davon ausgenommen ist das Wochenende zum Tag der Republik (1. bis 2. Juni), einem weiteren Nationalfeiertag in Italien. Wer zu den kleineren Inseln Murano, Burano und Torcello will, braucht kein Ticket.

Kontrollstellen eingerichtet

Kontrollstellen wurden am Donnerstag auf dem Piazzale Roma nahe des Bahnhofes, beim Fährenhafen Punta Sabbioni und in Chioggia eingerichtet.

Tagestouristen, die ohne gültige Eintrittskarte erwischt werden, müssen mit einer Geldstrafe zwischen 50 und 300 Euro rechnen. Bürgermeister Luigi Brugnaro versprach am Donnerstag „sehr sanfte Kontrollen“, die eher stichprobenartig ausfallen und auf keinen Fall zu Warteschlangen führen sollen.

„Ein Experiment“

„Es handelt sich um ein Experiment, das erste weltweit“, sagte der Bürgermeister, der hartnäckig die umstrittene Maßnahme verteidigt. „Unser Ziel ist nicht, Geld zu kassieren, sondern zu verhindern, dass die Stadt explodiert. Wir wollen Venedig touristenfreundlicher gestalten, denn es gehört nicht nur den Venezianern, sondern der ganzen Welt“.

Es werden mehrere Tore - keine Drehkreuze - aufgestellt, die es ermöglichen sollen, den Großteil der Touristinnen und Touristen abzufangen.

Ex-Bürgermeister ruft zu Ungehorsam auf

Kritisch zeigte sich der Ex-Bürgermeister von Venedig, Massimo Cacciari. Er rief die Touristen zum Ungehorsam auf, sie sollten die Eintrittskarte nicht bezahlen, denn diese sei seiner Ansicht nach „verfassungswidrig“.

„Es ist reiner Wahnsinn, diese Maßnahmen ist völlig unrechtmäßig und verfassungswidrig. In keiner Stadt der Welt zahlt man Eintritt“, kritisierte Cacciari.

Mehr Touristenbetten als Einwohner

Venedig droht unter dem Druck des Massentourismus „auszusterben“. In der Altstadt hat die Zahl der Touristenbetten im Dezember die Einwohnerzahl überholt.

Gästebetten gab es 50.016 und Bewohner 49.211, gab der Verband Venessia.com auf Basis von Daten des städtischen Standesamtes bekannt. Samt Festland-Bewohnern hat Venedig gut 260.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Immer mehr weichen aus der Altstadt dorthin aus.

apa

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