Was Südtiroler Experten dazu sagen. <BR /><BR />In den letzten Tagen sorgte ein mögliches Aus für den SPID, mit dem Bürger und Unternehmen Zugang zu den Onlinediensten der öffentlichen Verwaltung haben, für Aufregung. „Kommt der Stopp im April?“, „SPID: Ab April wird alles anders“, „Warum die Regierung den SPID streichen könnte“ – das sind nur einige der jüngsten Schlagzeilen. Sind die Tage des Systems, das 2016 eingeführt worden war, wirklich gezählt? <BR /><BR />„Mir scheint, es handelt sich hier eher um Alarmismus“, sagt Rocco Pirri, Digitale Transformation Manager in der Landesabteilung für Informationstechnik. „Ich habe gestern mit Agid (der staatlichen Agentur für das digitale Italien, Anm.d.Red.) telefoniert, im Moment redet man nicht von einem Aus für den SPID. Vorerst ändert sich also nichts.“ Offizielle Informationen dazu gebe es allerdings nicht. Beim Land, dessen Onlinedienste auch über SPID zugänglich sind, stelle man sich vorerst jedenfalls nicht auf ein Aus ein, vielmehr sei man dabei, die Konvention mit dem Provider Lepida zu verlängern. <BR /><BR />Was allerdings schon stimmt: Die Verträge der Agid mit den 11 privaten SPID-Anbietern (Aruba, Etna, Intesa, Lepida, Post, TeamSystem, Tim, Register, Sielte, Namirial und Infocert) laufen im April aus. Und die Provider kritisieren, dass das System für sie zu teuer wird. Immerhin ist der SPID ja kostenlos zu haben. Und obwohl ursprünglich gedacht war, das System nicht nur für die Dienste der öffentlichen Verwaltung und kostenlos zur Verfügung zu stellen, sondern es im Laufe der Zeit auch für Private, zum Beispiel Verbände, gegen Zahlungen einer Kommission anzubieten, ist daraus bislang nichts geworden. Weswegen nun die Provider 50 Millionen Euro vom Staat fordern, um es weiter zu betreiben. <h3> „SPID hat gut funktioniert“</h3>Doch wäre der SPID vielleicht sogar verzichtbar, gibt es eine bessere Alternative?<BR /><BR />Alternativen ja, bessere nicht unbedingt. „Es ist vielleicht etwas aufwendig, bis man den SPID einmal hat, aber er ist dann einfach zu handhaben und sicher – und er verfällt nicht“, zählt Pirri die Vorteile auf. Ähnlich sieht man es bei der Handelskammer Bozen, die auch digitale Identitäten ausstellt. „Sollte der SPID abgeschafft werden, wäre das wirklich schade, denn das System ist nützlich und funktioniert“, sagt Vize-Generalsekretär Luca Filippi. „Zudem ist der SPID wirklich virtuell, das heißt, man braucht kein Lesegerät dafür, sondern lediglich ein Handy.“ Im Gegensatz zur elektronischen Identitätskarte (CIE), die derzeit als Alternative im Gespräch ist. Dafür braucht man Codes wie Pin und Puk sowie ein Lesegerät oder ein Smartphone mit einer Nfc-Schnittstelle. „Die CIE ist also etwas komplizierter in der Handhabung,“ erklärt Filippi. Auch Pirri meint, die CIE sei zwar eine Alternative zum SPID, habe aber im Moment keine wesentlichen Vorteile. „Der Vorteil ist dass man ein drittes Sicherheitslevel gratis hat, was beim SPID nicht der Fall ist, doch das wird heute ja nie gebraucht.“<h3> Die Pläne auf europäischer Ebene </h3>Wie es nun weitergeht, ist derzeit nicht absehbar. Die Experten rechnen zwar nicht damit, dass – sollte keine Einigung mit den Providern gefunden werden – Rom von heute auf morgen das ganze System lahmlegt. Das wären aktuell 34 Millionen SPIDs in ganz Italien, und schätzungsweise über 150.000 in Südtirol. Doch mit Sicherheit ausschließen können sie es nicht. „Es besteht schon die Gefahr, dass der Staat den SPID abschafft und stattdessen nur die elektronische Identitätskarte als digitale Identität einführt. Das ist nicht nur eine technische, sondern auch eine politische Entscheidung.“<BR /><BR />Schließlich sind auch die Entwicklungen auf europäischer Ebene zu betrachten. Die EU-Kommission hat erst Mitte Februar ein erste Version einer europäischen „Geldbörse“ für digitale Identitäten veröffentlicht. Der Plan ist, ein europaweit einheitliches System anzubieten, mit dem Bürger und Unternehmen sicher und bequem Zugang zu digitalen Diensten erhalten, zum Beispiel auch für das Einchecken am Flughafen, beim Mieten von Autos, bei der Eröffnung eines Bankkontos oder auch, um den Führerschein, Berufszulassungen usw. abzuspeichern. <BR /><BR />„Deswegen muss man jetzt einfach abwarten“, meint Filippi. „Wir als Handelskammer hoffen jedenfalls, dass es nun nicht zu Unsicherheiten oder gar Problemen kommt.“<BR /><BR />Staatssekretär Alessio Butti ließ gestern Medien gegenüber durchblicken, dass die Verträge mit den Providern noch ein Mal verlängert werden, bevor man eine neue Lösung suche. Diskutiert werde auch über eine App nach dem Vorbild des Grünen Passes, in der SPID und CIE zusammengelegt werden. <BR />