<b>Herr Kofler, sie haben es vom Chefspüler und Skilehrer zum erfolgreichen Unternehmer gebracht. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?</b><BR />Kofler: Ich weiß nicht, ob man wirklich von einem Geheimnis sprechen kann. Ich habe mich immer bemüht, mein Bestes zu geben, und das ist meinen Vorgesetzten aufgefallen. Also haben sie mir immer mehr Verantwortung gegeben. Zum Beispiel die Neugestaltung des Fernsehsenders „Eureka“: Da habe ich nicht gewartet, dass man mich fragt, sondern habe mich dafür eingesetzt. Ich wollte das nämlich unbedingt.<BR /><BR /><b>Die Umwandlung von „Eureka“ zu „ProSieben“ war einer Ihrer ersten großen Erfolge. Waren da keine Ängste oder Befürchtungen dabei?</b><BR />Kofler: Nein, denn ich hatte ein klares Gefühl, dass ich das kann, auch wenn ich erst 31 Jahre alt war. Glücklicherweise haben mir meine Vorgesetzten da auch einen Vertrauensvorschuss gegeben. Das ist in meinen Augen eine wichtige unternehmerische Leistung: Partner oder Mitarbeiter zu finden, denen ich vertrauen kann, denen ich zutraue, ihre Arbeit innovativ und gut zu machen. Ich hatte vor dem Auftrag keine Angst, sondern eine wahre Freude an den Gestaltungsmöglichkeiten. Natürlich hatten einige auch Zweifel, ob ich es schaffe, den Sender zu retten. Das hat mich aber nur noch mehr angestachelt.<BR /><BR /><b>Was war Ihr Grundgedanke für den neuen Sender „ProSieben“?</b><BR />Kofler: Ich wollte einen modernen Sender für ein junges Familienpublikum schaffen, mit Familienfilmen, Serien, am frühen Abend Zeichentricksendungen für die Kinder. Unter anderem habe ich Sitcoms wie die „Bill-Cosby-Show“ ins Programm geholt. Diese lief bereits auf ZDF, allerdings ohne die heute bekannten Lacher im Hintergrund. Da ich die Show aus den USA im Original kannte, ließ ich sie für „ProSieben“ mit Lachern synchronisieren – und plötzlich war sie auch im deutschen Fernsehen ein Erfolg. Generell haben wir uns viele Ideen aus dem US-amerikanischen Entertainment geholt, mit Magazinen, Reportagen und Dokumentationen wie Galileo, Welt der Wunder… oder auch TV Total mit Stefan Raab.<BR /><BR /><b>Das hat sicher einiges an Mut gefordert.</b><BR />Kofler: Absolut, Mut, Neues zu wagen, aber auch Ausdauer und das „Dranbleiben“, das Durchhalten von Schwächephasen. Nach „ProSieben“ habe ich mich weiterhin an neue Formate gewagt, darunter das Teleshopping. Auch hier haben alle behauptet, das wird in Deutschland nie funktionieren, das läuft nur bei den „Amis“. Aber ich hatte das Vertrauen, dass so ein Format auch bei uns Platz hat. Die Anfangszeit war nicht leicht: Wir hatten Schwierigkeiten, Kandidaten zu finden, die Medienregulierungen machten uns zu schaffen, dann durften wir die ersten 2 Jahre gar nicht live auf Sendung gehen. Irgendwann hat es aber dann doch geklappt – und das Format war über Jahre sehr erfolgreich.<BR /><BR /><b>Sie waren als Juror in der VOX-Sendung „Die Höhle der Löwen“ tätig. Wie erkennen Sie, ob jemand das Zeug dazu hat, erfolgreich zu sein?</b><BR />Kofler: Wir investieren weniger in das Produkt oder die Dienstleistung, sondern in den Menschen, in die Gründer, die die Leidenschaft und Kompetenz haben, dieses Produkt erfolgreich werden zu lassen. Haben die Gründer das Zeug dazu, Mitarbeiter zu führen, Geschäftspartner und die Öffentlichkeit von ihrem Produkt zu überzeugen, kurzum: Haben sie das Unternehmergen? Bei der Gründung oder Expansion eines Unternehmens muss man die Kosten im Blick haben, ein Gespür dafür, wie viele Menschen es dazu braucht, eine Strategie. Und was mir persönlich noch wichtig ist: die positive Energie. Würde ich diesen Menschen gerne anrufen oder seinen Anruf entgegennehmen, oder bin ich schnell von ihm genervt? Natürlich ist auch das Geschäftsmodell wichtig, nur fähige und sympathische Gründer zu haben alleine reicht nicht.<BR /><BR /><b>Sie haben in einige der vorgestellten Start-ups investiert: Lagen Sie mit ihrem Gespür immer richtig oder waren auch Fehlinvestitionen darunter?</b><BR />Kofler: Das Scheitern gehört natürlich dazu und Flops gibt es immer, auch bei vermeintlich guten Ideen. Ich habe zum Beispiel gemeinsam mit einem Kollegen aus „Die Höhle der Löwen“ in eine schwäbische Firma investiert, die elektrische Rollatoren entwickelte. Ich hielt es für eine gute Idee, immerhin könnten sie den alten Menschen das Leben erleichtern. Leider waren die Gründer des Start-ups eher Tüftler als Unternehmer, sie hatten zu wenig Gespür für den Markt. 3000 Euro für einen elektrischen Rollator kann sich eben nicht jeder leisten, und auch das Vermieten in Krankenhäusern und ähnlichem ging nicht auf. Also ging die Firma insolvent – und mit ihr waren meine 200.000 Euro futsch.<BR /><BR /><b>Aber sie hatten auch erfolgreiche Start-ups…</b><BR />Kofler: Mein erster Deal bei „Die Höhle der Löwen“ war die Eventfirma „ArtNight“, wo es darum geht, über das Internet Leute zum gemeinsamen Malen zusammenzubringen, begleitet von professionellen Künstlern. Dieses Projekt hat sich zum absoluten Renner entwickelt und lief lange sehr gut, auch wenn es von Covid eingebremst wurde. Die Gründer konnten sich mit viel Einsatz und Fantasie anhand von digitalen Formaten neue Geschäfte erschließen und sind heute wieder im Aufschwung.<BR /><BR /><b>Wie geht man mit Niederlagen Ihrer Erfahrung nach am besten um?</b><BR />Kofler: Man muss sie aushalten und weitermachen, darf nicht kapitulieren und sich nicht die Zuversicht nehmen lassen. Das verlangt viel von einem ab, denn Scheitern tut weh. Es kann aber auch heilsam sein, weil es die Menschen wieder auf den Boden der Tatsachen bringt. Leider neigen die Menschen im Erfolgsfalle oft dazu, unvorsichtig oder gar überheblich zu werden, das habe ich bereits öfter beobachtet. Wenn Erfolge scheinbar leichtfallen, verlieren viele das Gefühl für Risiken, geben zu viel aus und legen zu wenig zurück. Aber wenn es gut läuft, denkt eben niemand an die schlechten Zeiten, an Liquiditäts- oder Umsatzprobleme.<BR /><BR /><b>Auch in Südtirol entwickelt sich eine immer größere Start-up-Szene. Werfen Sie manchmal einen Blick in die Heimat?</b><BR />Kofler: Ich verbringe meinen Urlaub gerne in Südtirol, investiert habe ich hier allerdings nicht. Start-ups interessieren mich zwar, schon allein wegen der Innovationsfreude und dem Zukunftsvertrauen. Sie sind aber eigentlich nicht meine „Szene“.<BR /><BR /><b>Viele blicken kritisch auf die junge Generation und deren Einstellung zum Arbeitsmarkt. Wie sehen Sie das?</b><BR />Kofler: Wenn 20-Jährige schon bei der Bewerbung eine gute Work-Life-Balance oder eine 3-Tage-Woche fordern, sehe ich das äußerst problematisch, für ganz Europa. Es zeigt einen Einbruch an Leistungswillen und -bereitschaft. Wie wollen wir mit dieser Arbeitsmoral wettbewerbsfähig bleiben? So kann doch kein Wohlstand geschaffen werden. Ich verfolge diesen Trend, dieses fast schon dekadente Komfortverhalten, mit größer Besorgnis. Auch die quasi selbstverständlichen Ansprüche vieler junger Menschen an den Staat: Je großzügiger der Sozialstaat wird, desto weniger werden die Leute gefordert, ihren Beitrag zu leisten, sich verdient zu machen. Hinzu kommt der Arbeits- und Fachkräftemangel, was dazu führt, dass man sich den „bequemsten“ Arbeitgeber aussuchen kann. Andererseits sehe ich auch sehr viele junge Menschen, gerade in der Start-up-Szene, die hart arbeiten, großes Potenzial und viel Unternehmergeist mitbringen – der dann von der Bürokratie, den vielen Verordnungen, den Formularen etc. – teilweise wieder gekillt wird.<BR /><BR /><b>Was würden Sie diesen jungen Leuten auf ihren Weg mitgeben?</b><BR />Kofler: Ich würde sagen: Habt Freude an der Leistung, denn sie ist die Voraussetzung für ein erfülltes Leben. Die Work-Life-Balance alleine wird zu langweilig, man braucht einen Antrieb im Leben, eine Selbstbestätigung, etwas, das man sich erarbeitet hat. Erst dann wird es ein aufregendes, interessantes Leben.<BR /><BR /> <a href="https://www.speakers-excellence.de/veranstaltungen/suedtirol/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.speakers-excellence.de/veranstaltungen/suedtirol/</a>