Pepsi versus Cola, Audi versus BMW, Samsung versus Apple, Burger King vs. McDonald's: Dass sich konkurrierende Firmen in Werbungen „pflanzen“, hat durchaus Tradition. In Kampagnen in Südtirol aber ist dies nicht üblich – und noch weniger in einem eher traditionellen Sektor wie dem Bankenbereich. <h3> Klare Aussage mit Augenzwinkern</h3>Die Raika Ritten lehnt sich mit ihrer aktuellen Recruiting-Initiative via Social Media ordentlich aus dem Fenster (siehe Werbemotive). Die Anspielung auf den „grünen“ Mitbewerber Raiffeisen ist offensichtlich, ebenso das Augenzwinkern. Klar ist aber: Indirekt ist der Kampf um Mitarbeiter auch ein Kampf um Marktanteile. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1135104_image" /></div> <BR /><BR />Dazu muss man wissen, dass die Raika Ritten (ehemals Raiffeisenkasse Ritten) seit Anfang 2019 eigene Wege geht. Sie gehört nicht mehr dem Südtiroler Raiffeisensystem an und fällt auch nicht unter die Aufsicht des RIPS. Als neue „Heimat“ haben die Rittner die Cassa Centrale Banca in Trient gewählt. <h3> „Wir werden sehen, ob die Strategie Wirkung zeigt“</h3>Man mag über die Kampagne schmunzeln, sie frech oder gar etwas unverschämt finden, doch eines ist der Raika Ritten in jedem Fall gelungen: Sie erzeugt Aufmerksamkeit. „Die bisherigen Reaktionen auf unsere Kampagne sind – wie bei allen unkonventionellen Auftritten – durchaus gemischt. Wir haben von Anfang an gewusst, dass nicht jedem unser Ansatz gefallen wird, haben uns aber bewusst für diesen mutigen Weg entschieden“, lässt die Raika Ritten auf Anfragen wissen. „Ob die neue Strategie langfristig Wirkung zeigt, wird sich in den kommenden Wochen abzeichnen.“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1135107_image" /></div> <BR /><BR />Auf den Arbeitskräftemangel im Sektor angesprochen, teilt die Raika mit, dass dieser deutlich spürbar sei. Im Falle der Bank habe er sich durch das starke Wachstum der letzten Jahre zusätzlich verstärkt. „Seit 2020 sind wir von 66 auf aktuell 81 Mitarbeiter gewachsen, getrieben von einem kontinuierlich steigenden Kundenvolumen, allein im letzten konnten wir zehn Prozent zulegen.“ <h3> Aufräumen mit „veralteten Klischees“</h3>Zudem gebe es einige veraltete Klischees im Zusammenhang mit Berufsbildern im Bankenbereich – „verstaubt, langweilig, langsam“ höre man häufig. „Dabei bietet eine Tätigkeit in der Bank sehr viel. Neben interessanten Karriereperspektiven und innovativen Arbeitsansätzen vermittelt sie auch essenzielle finanzielle Bildung und bereitet auf alle Lebensphasen vor.“<BR /><BR />Diese Diskrepanz zwischen dem tatsächlichen Mehrwert des Bankberufs und dem negativen Image zeige, dass es an der Zeit sei, die attraktiven und modernen Seiten des Berufsfelds stärker ins Licht zu rücken – um so auch die Nachwuchskräfte langfristig für eine Karriere in der Bank zu gewinnen.<h3> Personalerin: Ein Tabubruch</h3>Für Personalexpertin Dorotea Mader ist die Kampagne in gewisser Weise ein Tabubruch und ein gutes Beispiel dafür, dass nun auch mit ungewöhnlichen Methoden um Talente gerungen wird. „Das Personalwesen im Sinne einer HR-Kultur und das Recruiting waren in Südtirol lange kein Thema. Zudem gehörte es in einigen Bereichen gewissermaßen zum guten Ton, nicht gegenseitig Mitarbeiter abzuwerben. Das ändert sich gerade – und durchaus radikal: Der extrem statische, teils komatöse Arbeitsmarkt wird nun dynamischer“, so Mader. <BR /><BR />„Daran müssen sich viele Arbeitgeber erst gewöhnen, und sicherlich tut das auch manchmal weh. Aber am Ende wird dies für alle von Vorteil sein – Arbeitgeber und Arbeitnehmer“, davon ist die Expertin überzeugt. „Das Niveau der erworbenen Kompetenzen steigt und damit tendenziell auch der Geschäftserfolg bzw. die Wettbewerbsfähigkeit.“<BR /><BR />Ob das Modell der Raika Ritten Schule macht? In Südtirols Bankenwelt sorgt diese Kampagne jedenfalls für ordentlich Gesprächsstoff. Eher unwahrscheinlich dürfte hingegen ein Konter der Südtiroler Raiffeisen-Familie sein, der gestern kein Statement zu entlocken war.