Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat die Fantasie der Investoren, die einen Teil ihres Geldes in Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Solana und Co. veranlagt haben, beflügelt. <BR /><BR />Seit dem Wahltag, dem 5. November, sprang der Kurs um gut 20.000 US-Dollar auf zeitweise über 89.000 Dollar nach oben. Der Grund: Trump präsentierte sich im Wahlkampf wiederholt sehr kryptofreundlich. Auch stellte er in Aussicht, dass unter seiner Präsidentschaft Bitcoin als Reservewährung eine Rolle spielen könnte. Fix ist freilich noch nix und Wahlkampf-Aussagen stimmen mit der Nachwahl-Realität nicht immer überein, doch für einen Lauf der Kurse reichte es allemal. Die psychologische Marke von 100.000 US-Dollar je Bitcoin liegt nun nur noch etwas mehr als 10 Prozent entfernt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1095810_image" /></div> <BR /><BR />Allzeithochs haben es so an sich, dass jeder Anleger, der sich von den Schwankungen beim Bitcoin nicht beeindrucken ließ, aktuell im Plus ist. So mancher dürfte sich darum auch Gedanken um Gewinnmitnahmen machen. Damit hängt unweigerlich das Thema Steuern zusammen. Und diesbezüglich gibt es in Italien – mal wieder – große Unsicherheiten. <h3> Kritik am Haushaltsentwurf</h3>Im aktuellen Haushaltsentwurf, der vor einigen Wochen vom Ministerrat verabschiedet wurde ( <a href="https://www.stol.it/artikel/wirtschaft/italien-plant-maxi-steuer-auf-bitcoin" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">wir haben berichtet</a>), ist eine Erhöhung der Steuern auf Kryptogewinne von 26 auf 42 Prozent vorgesehen. Die neue Regelung soll ab 1. Jänner 2025 in Kraft treten und würde jeden treffen, der seine Gewinne ab diesem Datum realisiert. Der geplanten Mehrbelastung stehen – laut Berechnungen der Regierung – Mehreinnahmen von vergleichsweise bescheidenen 16 Millionen Euro gegenüber, die in die Staatskasse fließen würden. <BR /><BR /> Kritik am Vorhaben kam letzthin nicht nur von der Kryptoindustrie in Italien, sondern auch aus den Reihen der Regierungsmehrheit. Der Lega-Parlamentarier und Ökonom Giulio Centemero bezeichnete die Maßnahme als „kontraproduktiv“. Er befürchtet, dass eine derart hohe Besteuerung Investoren abschrecken und die Entwicklung des Krypto-Marktes in Italien gefährden könnte. Zahlenmäßig ist der Kryptobereich in Italien längst kein Randphänomen mehr. Laut einem Bericht der italienischen Wertpapieraufsichtsbehörde Consob hat sich der Anteil der Bevölkerung, die Krypto-Assets hält, zwischen 2022 und 2024 mehr als verdoppelt – von 8 auf 18 Prozent. <h3> Haltedauer könnte berücksichtigt werden</h3>Wirtschaftsminister Giancarlo Giorgetti, der Urheber der Krypto-Steuerreform, verteidigte die Steuererhöhung, zeigte sich in den vergangenen Tagen aber gesprächsbereit. Zwar betonte er weiterhin, dass digitale Vermögenswerte ein „hohes Risiko“ bergen und es wichtig sei, zwischen Investitionen in reale Projekte und spekulative Anlagen zu unterscheiden. Doch könne er sich vorstellen, die Haltefrist als Kriterium für die Höhe der Besteuerung zu berücksichtigen. <h3> Krypto-Steuern in anderen Ländern</h3>Damit würde Italien dem Beispiel anderer Länder folgen, die ebenfalls das kurzfristige Kaufen und Verkaufen und die längerfristige Krypto-Anlage auseinanderhalten. In Deutschland unterliegen Gewinne aus Kryptogeschäften der Einkommensteuer, wobei eine wichtige Regelung besagt, dass Gewinne steuerfrei sind, wenn die Kryptowährung länger als ein Jahr gehalten wurde. Für Gewinne, die innerhalb eines Jahres realisiert werden, gilt der persönliche Einkommensteuersatz von bis zu 45 Prozent, plus einem Solidaritätszuschlag von 5,5 Prozent. <BR /><BR />Auch in den USA spielt die Haltedauer eine entscheidende Rolle. Gewinne aus dem Verkauf von Kryptowährungen, die weniger als ein Jahr gehalten wurden, werden als „Short-term Capital Gains“ klassifiziert und unterliegen dem normalen Einkommensteuersatz, der zwischen 10 und 37 Prozent betragen kann, abhängig vom Gesamteinkommen des Steuerpflichtigen. Im Gegensatz dazu werden Gewinne aus dem Verkauf von Kryptowährungen, die länger als ein Jahr gehalten wurden, als „Long-term Capital Gains“ behandelt und genießen einen günstigeren Steuersatz von 0 bis 20 Prozent, wobei der niedrigste Satz für Einkommen bis zu 41.675 US-Dollar gilt.<BR /><BR />Besonders vorteilhaft für Krypto-Anleger ist die Schweiz, wohl auch deshalb ist das Land der führende Krypto-Standort in Europa. In der Schweiz gelten Kryptowährungen als private Vermögenswerte. Gewinne aus dem Verkauf sind für Privatpersonen steuerfrei. <BR /><BR />In Österreich unterliegen alle realisierten Gewinne aus Kryptowährungen seit der Steuerreform im Jahr 2022 einem einheitlichen Sondersteuersatz von 27,5 Prozent. <h3> Wie sich Krypto-Anleger nun verhalten können </h3>Krypto-Investoren in Italien finden sich aktuell in der schwierigen Lage wieder, abzuwägen, ob sie ihre Position noch innerhalb des Jahres auflösen sollen, um mit Gewissheit die Kapitalertragssteuer von 26 Prozent anwenden zu dürfen. Oder ob sie es „riskieren“ wollen, die Position mit ins neue Jahr zu nehmen. Definitive Entscheidung ist bezüglich Steuern in jedem Fall noch keine gefallen. Übrigens: Finanzprodukte auf Kryptowährungen, so genannte ETP, ETC oder ETN, sollen – Stand heute – von der Steuererhöhung ganz ausgenommen bleiben.