Dr. Paul-Jürgen Porr (74) ist als Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien wiedergewählt worden. Der aus Mediasch stammende Siebenbürger Sachse, pensionierter Facharzt und Dozent für Innere Medizin und Gastroenterologie, steht dem Interessenverband der Deutschen in Rumänien bereits seit 2013 vor. <h3> Verband vertretet seit 1989 Deutsche in Rumänien</h3>Der Verband wurde während der Revolution Ende 1989 gegründet und vertritt die Deutschen in Rumänien auch politisch. Als einer von 18 anerkannten nationalen Minderheiten steht ihnen gemäß rumänischer Verfassung ein Sitz im Parlament zu, auch wenn sie die erforderliche Stimmenzahl für ein Mandat nicht erreichen. Der Abgeordnete Ovidiu Gant vertritt seit 2004 das DFDR im Parlament.<BR /><BR />Gegliedert ist das Forum ( <a href="https://www.fdgr.ro" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.fdgr.ro</a>) in das Landesforum und mehrere Regionalforen (Altreich, Banat, Buchenland, Nordsiebenbürgen, Siebenbürgen und Arbeitsgemeinschaft deutscher Jugendorganisationen) sowie in Kreis- und Ortsforen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149690_image" /></div> <h3> Rückgang Deutscher Minderheit zu verzeichnen</h3>In Rumänien leben laut Volkszählung von 2022 rund 23.000 Deutsche, 2011 waren es noch 36.000 gewesen. Das DFDR bezweifelt diesen starken Rückgang und verweist darauf, dass die Angabe der Volkszugehörigkeit nicht verpflichtend war und das Ausfüllen der Online-Fragebögen kompliziert, was das Ergebnis verfälscht haben dürfte. <BR /><BR />In jedem Fall ist die Zahl der Deutschen in Rumänien in den letzten 100 Jahren dramatisch zurückgegangen. Laut Volkszählung gab es 1930 in dem Land rund 750.000 Deutsche, die vier Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zwar nicht zu einer Vertreibung der Deutschen, aber es begann fortschreitend eine massive Auswanderung. <BR /><BR />Beweggründe waren die Erfahrungen aus der Deportation Zehntausender zur Zwangsarbeit in ukrainischen Bergwerken und in Sibirien nach Kriegsende, von denen viele gar nicht und andere krank und elend zurückkehrten. Auch die Auswirkungen des sozialistischen Systems ließen in vielen den Wunsch wachsen, die Heimat zu verlassen. Seit 1970 wurde diese Auswanderung von Deutschland durch die Zahlung von Kopfprämien an Rumänien gefördert. 1989 lebten noch 200.000 Deutsche in Rumänien, 2002 waren es nur mehr 60.000.<BR /><h3> Meisten Deutschen leben in Banat</h3>Die Deutschen in Rumänien sind keine homogene Gemeinschaft. Es gibt mehrere Gruppen, deren Vorfahren bereits lange vor der Gründung des rumänischen Staats in ihren jeweiligen Siedlungsgebieten lebten und zu unterschiedlichen Zeiten und aus unterschiedlichen Gründen dorthin gezogen waren. Die meisten Deutschen leben in Siebenbürgen und im Banat; diese Gebiete gehörten bis 1918 zur ungarischen Reichshälfte der Habsburger-Monarchie und wurden erst dann an Rumänien angeschlossen. Durch diese und weitere Gebietsgewinne verdoppelten sich Fläche und Bevölkerungszahl Rumäniens; das Land wurde von einem relativ homogenen Nationalstaat zu einem Vielvölkerstaat. <BR /><BR />Die Siebenbürger Sachsen wurden Mitte des 12. Jahrhunderts vom ungarischen König in das Land im Karpatenbogen gerufen. Sie sollten die Grenze nach Osten gegen kriegerische Überfälle schützen und das Land mit ihren fortschrittlicheren Methoden wirtschaftlich erschließen. Im Gegenzug erhielten sie eine weitreichende Autonomie, deren älteste erhaltene Fassung der Goldene Freibrief von 1224, das sogenannte Andreanum ist.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149699_image" /></div> <h3> 1930 knapp 240.000 Siebenbürger Sachsen gezählt</h3>Die Banater Schwaben wurden nach dem Zurückdrängen der Türken im 18. Jahrhundert in entvölkerten Gebieten des damaligen ungarischen Königreichs angesiedelt. Sie sind eine Untergruppe der Donauschwaben und leben im äußersten Westen des heutigen Rumänien. Zur gleichen Zeit zogen die Berglanddeutschen, Berg- und Hüttenarbeiter aus der Steiermark (Österreich), in das Gebiet. Die Zahl der Deutschen im Banat betrug 1930 rund 280.000. <BR /><BR />Ebenfalls im 18. Jahrhundert wurden die Sathmarer Schwaben im Nordwesten des heutigen Rumänien angesiedelt. Sie wurden zwischen 1848 und 1918 zum großen Teil madjarisiert. 1930 bekannten sich noch gut 30.000 Menschen zu dieser Gruppe. <BR /><BR />Zipser Sachsen gibt es ganz im Norden Rumäniens. Ihre Vorfahren zogen seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus ihren Siedlungsgebieten in der heutigen Slowakei in die Maramuresch, die Südwest-Bukowina und die Karpatenukraine, aber auch ins Banater Gebirge. Zahlen zur Größe der Gemeinschaft sind nicht bekannt. <BR />Auch im sogenannten Altreich, in den alten rumänischen Fürstentümern Moldau und Walachei (die seit 1859 als Rumänien vereint sind), leben vor allem in den Städten, so auch in der Hauptstadt Bukarest, Kaufleute, Handwerker und Intellektuelle deutscher Sprache, die in Kirchengemeinden und Vereinen verbunden sind. <h3> Die Umsiedlungsabkommen von 1940</h3>Die Diktaturen der Zwischenkriegszeit und die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs hatten für die Deutschen im damaligen Rumänien schwerwiegende Folgen. So verloren Deutsche in der Bukowina, in Bessarabien und in der Dobrudscha 1940 im Zuge von Umsiedlungsabkommen zwischen Hitler und Stalin ihre Heimat. Die Deutschen in der Bukowina (Buchenland) waren ins Land gekommen, nachdem dieses Gebiet 1775 an das Habsburgerreich gefallen war. <BR /><BR />Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Bukowina Rumänien zugeschlagen. 1930 erklärten sich dort rund 75.000 Menschen als Deutsche. Gemäß dem Abkommen vom 5. September 1940 zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion wurden sie in besetzte Gebiete nach Polen oder ins Deutsche Reich umgesiedelt. Nur wenige konnten sich dem entziehen oder kehrten nach Kriegsende in ihre Heimat zurück. Die Bukowina wurde nach dem Zweiten zwischen der Sowjetunion (heute Ukraine) und Rumänien aufgeteilt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1149711_image" /></div> <BR />In der Zwischenkriegszeit gehörte auch Bessarabien zu Rumänien, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aber wieder an die Sowjetunion angeschlossen. Heute ist es auf die Ukraine und Moldawien aufgeteilt. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich dort deutsche Bauern angesiedelt; sie sind Teil der als Schwarzmeerdeutsche bezeichneten Gruppen. 1930 erklärten sich rund 81.000 Menschen als Deutsche. Auch sie waren von der Umsiedelung im Jahr 1940 betroffen.<BR />In der Dobrudscha, zwischen dem Unterlauf der Donau und dem Schwarzen Meer, lebten 1930 rund 12.000 Deutsche. Sie waren dort nach 1840 sesshaft geworden. Auch sie wurden 1940 „heim ins Reich“ geholt, wie die Nazi-Propaganda das seinerzeit ausdrückte. <h3> Vertrag von Lausanne bot Vorbild für Umsiedlungen</h3>Ähnliche Umsiedlungs-Aktionen wurden in dieser Zeit mit den Baltendeutschen, Wolhyniendeutschen, Deutschen aus Galizien und der Gottschee durchgeführt. Die bekannteste dieser Aktionen dürfte aber die sogenannte „Option“ von 1939 gewesen sein, in deren Folge die Südtiroler ihre Heimat verlassen hätten sollen, wodurch ein zwischen den beiden faschistischen Regimes in Italien und Deutschland schwärendes Problem gelöst werden sollte. Das Vorhaben wurde nur zum Teil vollzogen.<BR /><BR />Vorbild für all diese Umsiedlungsabkommen war der <a href="https://wwi.lib.byu.edu/index.php/Treaty_of_Lausanne" target="_blank" class="external-link-new-window" title="Vertrag von Lausanne">Vertrag von Lausanne </a> aus dem Jahr 1923, mit dem der – zum Großteil bereits vollzogene – zwangsweise Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkei und Griechenland legalisiert wurde. Es ist bekannt, dass Adolf Hitler diese Vorgänge genau verfolgt hat; er berief sich später in seiner Politik darauf. <BR /><BR /><i>Verfasst von Hatto Schmidt für Midas</i>.