Die Verhandlungen zur Neureglung der Gehälter von Gemeindesekretären, Generalsekretären der Bezirksgemeinschaften, und Direktoren der Sozialdienste haben für Aufregung gesorgt. Jetzt fordern auch andere mehr Geld – vom Bürgermeister bis hin zum „einfachen“ Gemeindebeamten. <h3> „Ich bin enttäuscht“</h3>So wie Franz Mayr. „Ich bin enttäuscht. Wir haben seit 2008 nur geringe Inflationsausgleiche erhalten. Wo bleiben die anderen öffentlichen Bediensteten?“, fragt er. Nicht nur Führungskräfte, auch die „untere Etage“ würde sich Gehaltsanpassungen erwarten. Eine Aufbesserung der Entlohnung, gerne. „Aber sie muss gleichberechtigt für alle auf allen Ebenen ausfallen – von der Reinigungskraft bis zum Gemeindesekretär.“ <BR /><BR />„Diese beträchtlichen Erhöhungen bei den Führungskräften sind bedenklich“, sagt auch Horst Pescolderung, Fachsekretär für Gebietskörperschaften beim Autonomen Südtiroler Gewerkschaftsbund (ASGB). Öffentlich Bedienstete würden seit Jahren mit ihrem Kollektivvertrag hinterherhinken, die Verhandlungen zu den Inflationsanpassungen für 2022 bis 2024 würden noch ausstehen. <h3> 300 Millionen müssten her</h3>Laut dem ASGB-Experten kann nur die Politik das Problem lösen. „Der Landeshauptmann und die Landesregierung stellen die finanziellen Mittel zur Verfügung, mit denen die öffentliche Delegation dann die Kollektivverträge neu aushandelt.“ Diese würden aber längst nicht ausreichen. Die Gemeinden als Arbeitgeber hätten nur einen kleinen Spielraum. <h3> „Die Politik macht es sich zu einfach“</h3>„In Südtirol sind 35.000 Menschen Teil des öffentlichen Dienstes (Land, Gemeinde, Bezirksgemeinschaft, Sanität, Seniorenheime). Um ihnen allen eine spürbare Aufbesserung ihres Gehalts zu geben, müsste der Landeshaushalt über 300 Millionen Euro zur Verfügung stellen“, erklärt Pescolderung. Führungskräfte hingegen gebe es „nur“ etwa 500. Da seien solche Aufbesserungen müheloser in die Hand zu nehmen.Die Politik mache es sich damit aber zu einfach, sagt Pescolderung.<h3> Soziale Schere vergrößert sich</h3> Im Gegenteil: Mit solchen Maßnahmen klaffe die soziale Schere immer weiter auseinander. „Führungskräfte koordinieren und bewerten die Vorgänge juristisch. Aber für die operativen Arbeitsprozesse braucht es die Basis.“ Die, so Pescolderung, würde ebenso Verantwortung tragen. Sie werde aber nicht dementsprechend entlohnt. <h3> „Finanzielle Anreize für die Jugend schaffen“</h3>Ein Thema ist auch hier der Fachkräftemangel. „Ein Privatunternehmen hat die Möglichkeit, eine höhere Entlohnung zu bezahlen, die öffentliche Verwaltung hat sie nicht“, sagt Mayr. Für die Jugend werde ein Arbeitsplatz in der öffentlichen Verwaltung ohne finanzielle Anreize immer uninteressanter. Das sieht Pescolderung genauso. „Viele öffentlich Bedienstete wechseln in die Privatwirtschaft. Wenn es so weitergeht, können bestimmte Dienste bald nicht mehr angeboten werden.“