<b>Herr Lintner, Wie erlebten Sie es – zwischen Würde und Bürde?</b><BR />Paul Lintner: Ich wurde direkt in das Amt des Bürgermeisters gewählt, ohne vorher politisch tätig gewesen zu sein. Mit viel Einsatz und Motivation und mit der Unterstützung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gemeindeamt habe ich mich recht schnell eingearbeitet. Die Aufgaben des Bürgermeisters sind sehr vielfältig und interessant. Der Tätigkeitsbereich in der Gemeindeverwaltung hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Trotzdem habe ich das Bürgermeisteramt nie als Bürde angesehen, sondern als würdevollen Auftrag. Ich helfe gerne den Menschen, und ich empfand es als Privileg, mit Rat und Einsatz meinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zur Seite zu stehen. Oberste Priorität hatte für mich stets das Gemeinwohl. <h3> „Mir war es stets ein Anliegen, achtsam mit den Geldmitteln umzugehen“</h3><b>Was würden Sie rückblickend als größte Errungenschaft in Ihrer Amtszeit bezeichnen?</b><BR />Lintner: In den letzten 15 Jahren konnten wir alle gemeinsam im Gemeinderat und Gemeindeausschuss viel bewegen. Dazu haben auch die vorherigen Verwalter beigetragen. Mir war es stets ein Anliegen, achtsam mit den Geldmitteln umzugehen. Deshalb freut es mich ganz besonders, dass die Gemeinde Ritten trotz vieler wichtiger Investitionen die Verschuldung in den vergangenen Jahren – von 20 Millionen Euro im Jahr 2010 – fast gänzlich abbauen konnte. Auch war es mir wichtig, in den kleineren Fraktionen und Dörfern alle notwendigen Infrastrukturen zu errichten und auszubauen. Die Auszeichnung zur Klimagemeinde und kinderfreundlichste Gemeinde Südtirols im Jahr 2023 hat mich sehr stolz gemacht. <BR /><BR /><b>Was waren die größten Herausforderungen?</b><BR />Lintner: Das Amt des Bürgermeisters bringt auch sehr viel Verantwortung mit sich. Diese habe ich gerade im Bereich des Zivilschutzes stark gespürt. Unwetter, Hangrutschungen oder Schneedruck haben immer schnelle Entscheidungen gefordert, für welche schlussendlich der Bürgermeister verantwortlich ist. Da gab es für mich einige schlaflose Nächte. Aber dank unserer Zivilschutzorganisationen konnten wir gemeinsam alle Herausforderungen meistern. <h3> „Schlussendlich kommen wir alle nur gemeinsam voran“</h3><b>Mit 4. Mai endet Ihr Auftrag. Schwingt mit dem Abschied auch ein bisschen Wehmut mit?</b><BR />Lintner: Sicherlich werde ich mit Wehmut auf diese Zeit zurückblicken. Ich habe das Amt des Bürgermeisters sehr gerne ausgeübt. Wenn man 15 Jahre Bürgermeister einer Großgemeinde ist, dann macht man das aus Überzeugung und um das Beste für die Gemeinschaft zu tun. Mein Anliegen war stets, einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessenvertretungen zu finden. Schlussendlich kommen wir alle nur gemeinsam voran. <BR /><BR /><b>Das Rennen um die Nachfolge ist spannend. Welche Eigenschaften brauchen eine Bürgermeisterin, ein Bürgermeister Ihrer Meinung nach unbedingt?</b><BR />Lintner: Ich denke, dass es da kein Patentrezept gibt. Jeder hat seinen eigenen Stil und seine eigenen Stärken. Wenn man diese im Interesse der Bevölkerung einsetzt, dann hat man schon sehr gute Voraussetzungen für diese Aufgabe.<h3> „Ich hoffe, mehr Zeit für meine Familie und meine Hobbys zu finden“</h3><b>Wie wird für Sie die Zeit ohne Gemeindepolitik? Was nehmen Sie sich vor?</b><BR />Lintner: Ich habe meinen Beruf als Rechtsanwalt nicht aufgegeben und immer ausgeübt. Dadurch konnte ich unabhängig bleiben und auch meine Berufserfahrung für die Gemeindetätigkeit nutzten. Ich werde weiterhin politisch tätig sein und mich mit Begeisterung für die Entwicklung unserer Gemeinde einsetzten.<BR /><BR /><b>Sie haben künftig mehr Zeit für anderes. Worauf freuen sie sich besonders?</b><BR />Lintner: Ich hoffe, mehr Zeit für meine Familie und meine Hobbys zu finden. Auf weniger Termine und mehr frische Luft freue ich mich ganz besonders.