Landeshauptmann Arno Kompatscher erinnerte in seiner Rede vor den beiden Regierungschefs an den langen Kampf der Südtiroler um den Schutz der eigenen Identität und nannte die Autonomie ein Vorzeigeprojekt des Minderheitenschutzes.Die Euregio sei ein nächster Schritt, ein Projekt, ein kleines Europa im Alpenraum zu schaffen, das als Beispiel gelungener grenzüberschreitender Zusammenarbeit gelten könne. "Dieses im wahrsten Sinne des Wortes europäische Projekt in jeder Hinsicht zu unterstützen, ersuchen wir die beiden Staaten Italien und Österreich", schloss Kompatscher heute.Bundeskanzler Werner Faymann stellte sich heute die Frage, wie die Probleme unserer Zeit am besten gemeinsam gelöst werden könnten: "Gemeinsam heißt zuallererst zuzugeben, dass einer allein diese Probleme nicht lösen kann", so Faymann. Ziel sei eine respektvolle Zusammenarbeit zwischen den Regionen und politischen Ebenen. "Die Regionen sind zwar unmittelbar an der Bevölkerung dran, es gibt aber auch Fragen, die auf Regionenebene nicht beantwortet werden können", so der Kanzler, der Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung als Beispiele nannte."Europa braucht Forschung, Entwicklung und Wettbewerbsfähigkeit, es braucht aber auch Fairness", so Faymann. Diese Fairness zu etablieren, sei die zentrale Frage der nächsten Monate auf europäischer Ebene und brauche die Zusammenarbeit aller.Diesen Ausführungen stimmte Italiens Premierminister Matteo Renzi vollinhaltlich zu. "Diese Tagung zwingt uns aber, über zwei Faktoren nachzudenken: über Zeit und Raum", so Renzi. Der Faktor Zeit sei in der heutigen Politik einer totalen Gegenwart gewichen, "Wir müssen aber auch einmal einen Blick in die Vergangenheit werfen: vor hundert Jahren wurde hier gekämpft, es wurden Schützengräben gebaut und keine Eisenbahntunnels", so der Premier, der ergänzte: "Wenn wir an der Zukunft bauen wollen, dann dürfen wir weder in der Vergangenheit, noch in der Gegenwart stecken bleiben."Die räumliche Dimension werde einerseits durch ein stetig wachsendes Europa, andererseits durch Abspaltungstendenzen bestimmter Regionen bestimmt. "Dieser Teil Europas ist ein Vorbild für ganz Europa", so Renzi. Hier werde Europa als Chance wahrgenommen und nicht als Hindernis. Erfolgreiche Strategien dieser Vorbilder seien zu kopieren, so der Premier, der die Infrastrukturpolitik ebenso als Beispiel nannte, wie die duale Ausbildung. Hier öffnenDie beiden Regierungschefs lobten sich vor allem gegenseitig. Faymann unterstrich das energische Auftreten Renzis beim letzten Europagipfel für mehr Investitionen. Und Renzi meinte, es herrsche zwischen ihm und Faymann in Europafragen "völlige Übereinstimmung".Der Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi nutzte die heutige Tagung, um Bilanz über den Wert der Autonomie zu ziehen. Selbstverwaltung, Verantwortung, Solidarität und Fleiß lägen im DNA der Alpenregionen, die Euregio Tirol-Südtirol-Trentino biete sich als Labor an, in dem Zusammenleben und Zusammenarbeit entwickelt werden könnten: "Die Euregio ist Ausdruck einer europäischen Öffnung von unten", sagte Rossi. Hier öffnenDass die Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg, für die drei Länder eine lange Tradition habe, betonte auch Tirols Landeshauptmann Günther Platter: "Wir haben mit dem Europäischen Verbund territorialer Zusammenarbeit einen Schritt in die Zukunft gemacht, der nächste wird mit der Bildung der Makroregion Alpen gesetzt werden", so Platter. Dieser Schritt sei notwendig, um das politische Gewicht der Alpenregionen in Europa zu erhöhen.stol