(Noch)-SVP-Obmann Philipp Achammer spricht im Interview über An- und Abtritt, Grabenkämpfe, Kitt im Edelweiß, seine neue Rolle in der Partei und wie ihn 10 Jahre an der Spitze verändert haben. <BR /><BR /><b>Herr Achammer, mit welchem Gefühl traten Sie am 3. Mai 2014 an, und mit welchem treten Sie jetzt ab?</b><BR />Philipp Achammer: Das Gefühl ist nicht wirklich anders. Ich war immer mit Freude und Stolz Obmann. 2014 überwog Anspannung, diesmal Erleichterung. Aber 10 Jahre sind eine lange Zeit, und es ist ist gut so.<BR /><BR /><embed id="dtext86-64564478_quote" /><BR /><BR /><b>Trotzdem wirken Sie froh, den Job los zu sein...</b><BR />Achammer: Das Gefühl, nur mehr für die eigene Position verantwortlich zu sein, ist erleichternd. Ich habe oft Verantwortung für Dinge übernommen, die nichts mit mir zu tun hatten. Bei jedem Problem bezog ich als Obmann als erster Stellung und manches blieb an mir haften.<BR /><BR /><b>Wie haben diese 10 Jahre Sie persönlich verändert?</b><BR />Achammer: Sie haben meinen Blick auf die Politik zurechtgerückt. Ich bin ruhiger, kann Dinge besser einschätzen, werde nicht mehr schnell nervös. Menschliche Verletzungen wird's immer geben, aber das Sensibelchen spielen liegt mir nicht. Persönliches muss man hintenan stellen und irgendwann wegstecken.<BR /><BR /><embed id="dtext86-64567015_quote" /><BR /><BR /><b>Nach der Landtagswahl wurde es um Sie ruhig. Am Ende bekamen sie trotz Stimmenverluste ein großes Bildungsressort. Gab es einen Deal mit dem Landeshauptmann? Traumressort gegen Rücktritt in der SVP?</b><BR />Achammer: Ich weiß, dass das viele denken, aber nein. Ich wollte am Tag nach der Landtagswahl zurücktreten. Wenn eine Partei 7 Prozent verliert, ist ein Wechsel nötig. Es mag ruhig um mich geworden sein, aber nicht, um mich als Obmann zu halten. Meine persönlichen Stimmenverluste sind parteipolitisch begründet und weniger aufs Ressort zurückzuführen. <BR /><BR /><b>Wird es jetzt noch ruhiger um Sie? </b><BR />Achammer: Ich habe nicht vor, immer weniger in der Öffentlichkeit zu stehen. Ich habe mein Ressort und möchte parteipolitisch tätig bleiben. Man sollte mich nicht abschreiben.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1024278_image" /></div> <BR /><b>Muss man sich auf einen Ex-Obmann einstellen, der ständig „aus dem Hollerbusch“ herausruft, wie es Roland Riz sagte?</b><BR />Achammer: Ich werde sicher kein Ex-Obmann, der ständig kritisiert. Aber ich habe Ideen. Ich habe Dieter Steger angeboten, in der Strategiegruppe weiterzuarbeiten, die nach der Landtagswahl eingesetzt wurde, um vieles besser zu machen, vielleicht diese zu leiten. Ich bin keiner, der seinem Nachfolger einen zu großen Rucksack aufpackt. <BR /><BR /><embed id="dtext86-64567071_quote" /><BR /><BR /><b>In diesen 10 Jahren haben Sie auch Familie gegründet. Mit ein Grund, jetzt abzutreten?</b><BR />Achammer: Sicher verändert Familie vieles. Vor 10 Jahren habe ich 110 Prozent für die Partei gegeben. Jetzt betreibe ich gern Politik, aber es gibt Wichtigeres. Gestern stellten meine Frau und ich fest, dass wir noch nie einen Urlaub hatten, in dem ich nicht Parteiobmann war. Am Morgen die Zeitung nicht mehr mit dem Gefühl zu lesen, irgendwo reagieren zu müssen, ist schon ein Qualitätssprung für die Familie.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1024281_image" /></div> <BR /><b>Politisch sind Ihre 10 Jahre mit den 10 Jahren des Landeshauptmanns verbunden. Die SVP hat „abgewirtschaftet“. Wer trägt die Schuld daran?</b><BR />Achammer: Schuld ist ein großes Wort. Die Partei leidet, weil sie kaum Personal hat. Ein großes Problem für alle. Parteien müssen kosten dürfen. Gesellschaftliche Umbrüche und Unsicherheit spürt auch die Partei. Zudem wird Politik immer mehr personifiziert. In Österreich gab's Kurz, in Südtirol Durnwalder und jetzt Kompatscher. Wenn sich alles auf die Person statt auf die Marke reduziert, tut das der Partei nicht gut. <BR /><BR /><embed id="dtext86-64567076_quote" /><BR /><BR /><b> Die Grabenkämpfe haben die SVP aber auch viel gekostet.</b><BR />Achammer: Ja. Lager bekriegen sich, weil die große Klammer Autonomie als ethnischer Kitt schwächer wurde. Eine Durchführungsbestimmung in Rom mehr oder weniger juckt keinen. Früher stand die Autonomie über allem. Seit diese Klammer locker wurde, gibt es ideologische Spannungen und man muss neue Klammern finden.<BR /><BR /><b>Die da wären?</b><BR /> Achammer: Neben der Autonomie ist eines zu klären: Wollen wir in diesem Land noch entscheiden oder sollen in 5 Jahren 20 Fraktionen im Landtag sitzen? Ausgleich der Interessen muss in der SVP stattfinden, mit Schritten zurück, aufeinander zugehen. Und wir müssen wieder lernen, nach Abstimmungen nicht beleidigt aufzustehen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-64567079_quote" /><BR /><BR /><b>Das muss jetzt Ihr Nachfolger Steger auf die Reihe bringen. Was wünschen Sie ihm?</b><BR />Achammer: Dass er es besser macht als ich und es in 3 Jahren schafft, die Klammer in der SVP wieder stärker zu entdecken. <BR /><BR /><b>Was bereuen Sie, in diesen 10 Jahren nicht getan zu haben?</b><BR />Achammer: Ich bedaure, dass wir nicht mehr inhaltlich gearbeitet haben. Es kam einfach immer etwas dazwischen, wir waren oft Getriebene – auch von Internas. Und es mir tut leid, dass keine Parteienfinanzierung aufgebaut wurde.<BR /><BR /><b>Worauf sind Sie stolz?</b><BR />Achammer: Beigetragen zu haben, dass der Laden nicht in die Brüche geht. Ich habe alles getan, um Menschen in der Partei zu halten. <BR /><BR /><BR /><BR />