„Heimat oder Destination Südtirol? Tourismus in Maßen statt in Massen“ nennt sich ein brandneuer Sammelband des Heimatpflegeverbandes (zusammen mit Politis), der kürzlich vorgestellt wurde. Darin finden sich Analysen und Einschätzungen von 19 Fachleuten, die die Sorge umtreibt, dass Südtirol ohne Kehrtwende im Tourismus als Heimat nicht mehr lebenswert bleibt. Die Zahlen beeindrucken: 2023 kamen auf 100 Einwohner im Schnitt 18,5 Touristen. Im August steigt die Zahl auf 35,3 „und im Pustertal im August auf 71,3“, weiß die Präsidentin des Heimatpflegeverbandes Claudia Plaikner.<BR /><BR /><embed id="dtext86-66333070_quote" /><BR /><BR />Ideator und maßgeblicher Treiber des Buches ist Thomas Benedikter vom Verein Politis, der in seinem Beitrag jede Menge weiterer Zahlen zum Tourismus in Südtirol liefert. Darunter diese: „Mit 36 Millionen Nächtigungen im Jahr 2023 erreicht Südtirol 62 Prozent der Nächtigungen der gesamten Schweiz.“ Er findet, die Überbeanspruchung durch den Tourismus drohe „die Ressourcen des Landes zu überfordern.“<BR /><BR /><embed id="dtext86-66333074_quote" /><BR /><BR />Das Buch, so unterstreicht Mitautor Hans Heiss, sei nicht als Anklageschrift gedacht, sondern als Agenda mit Analysen und „Therapievorschlägen“. „Ich erwarte mir, dass sich der zuständige Landesrat aufrafft und einen runden Tisch einrichtet, an dem sich alle Akteure gemeinsam überlegen: Was können wir tun?“, so Heiss. Speziell mit dem Thema Verkehr und Tourismus hat sich Volkswirt Hanspeter Niederkofler auseinandergesetzt. Nach eingehender Datenanalyse kommt er auf einen Tourismus-Anteil von 26 Prozent beim motorisierten Individualverkehr. <BR /><BR /><embed id="dtext86-66333078_quote" /><BR /><BR />Doch wie sehen das die Touristiker selber? Heinrich Dorfer, Chef des „Quellenhofes“ in Passeier, kann einem runden Tisch durchaus etwas abgewinnen, „um über konkrete Probleme zu reden.“ Ein grundsätzliches Zuviel an Touristen sieht er zwar nicht gegeben, „aber wir haben schon gewisse Hotspots zu gewissen Zeiten. Das sollten wir überdenken und wo es problematisch wird regeln“. <BR /><BR /><embed id="dtext86-66333142_quote" /><BR /><BR />Der zunehmende Tourismus, betont Judith Rainer, Hotelierin aus Sexten, sei kein Südtiroler Phänomen, sondern ein globales. „Heutzutage können es sich eben viel mehr Leute leisten, auf Urlaub zu fahren – und sie wollen das auch. Auch die Südtiroler. Dieses Recht auf Erholung sollte jeder haben“, findet sie. Probleme, die es zu lösen gilt, sieht aber auch sie, Stichwort leistbares Wohnen. „Hier sind aber nicht die Hotels die Preistreiber. Wir nehmen keinen Wohnraum weg. Wohnungen als airbnb dagegen schon“, sagt sie. Und der Verkehr: „Da müssen wir uns zuerst an die eigene Nase fassen.“