Die diplomierte Hundetrainerin Lisa Holzner gibt Antworten und Tipps.<BR /><BR /><b>Von Petra Schwienbacher</b><BR /><BR />Die Bezeichnung „Kampfhund“ stammt aus einer Zeit, in der bestimmte Hunderassen für Hundekämpfe gezüchtet wurden. Dabei legten Züchter besonderen Wert auf Kraft, Ausdauer und eine hohe Beißkraft. <BR /><BR />Ein entscheidendes Merkmal dieser Zucht war allerdings auch, dass die Hunde gegenüber Menschen keine Aggression zeigten. Sogenannte „Man Biter“, also Hunde, die Menschen angriffen, wurden sofort von der Zucht ausgeschlossen. <BR /><BR />Dies hatte einen einfachen Grund: Die Tiere mussten von ihren Besitzern sicher gehandhabt werden können. Daher sind viele dieser Rassen besonders menschenbezogen und sehr friedlich – sofern sie gut sozialisiert sind, man sie rassegerecht und mit Anschluss zur Familie hält. Dennoch tauchen in den Schlagzeilen immer wieder Meldungen über schwere Beißvorfälle auf – häufig von den sogenannten Kampfhunden.<BR /><BR /><b>„D“: Wie gefährlich sind Hunderassen wie American Staffordshire Terrier, Pitbull oder Bullterrier?</b><BR /><BR />Lisa Holzner: Die Angst vor sogenannten Kampfhunden basiert oft auf Halbwissen und medialen Verzerrungen. Die Wahrheit ist: Es gibt keine von Natur aus gefährliche Rasse – entscheidend sind die Erziehung, das Umfeld und individuelle Erfahrungen des Hundes. <BR /><BR />Diese Hunde sind kraftvoll und besitzen eine hohe Beißkraft, doch sie sind auch loyal, menschenfreundlich und besonders unterwürfig gegenüber ihren Besitzern. Wer einen Hund – egal welcher Rasse – mit Gewalt erzieht, riskiert ein unsicheres, im schlimmsten Fall aggressives Tier. Statt Vorurteile zu schüren, sollte der Fokus auf einer sachlichen und verantwortungsbewussten Haltung liegen.<BR /><BR />Ein Blick auf die Statistiken zeigt, dass beispielsweise Schäferhunde deutlich häufiger zubeißen. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass kleinere oder weniger kräftige Hunde oft nur geringfügige Verletzungen verursachen, während der Biss eines kräftigen Hundes schwerwiegendere Folgen haben kann. Zudem wurde bei sogenannten Kampfhunden durch die gezielte Zucht das Packen und Schütteln des Gegners gefördert – ein Verhalten, das in anderen Hundetypen wie Hütehunden ein Ausschlusskriterium wäre. Dies verstärkt die Wahrnehmung, dass diese Hunde besonders gefährlich sind.<BR /><BR /><b>„D“: Welche Erziehung brauchen Kampfhunde?</b><BR /><BR />Holzner: Dieselbe Erziehung wie jeder Hund. Ein weit verbreitetes Vorurteil ist, dass sogenannte Kampfhunde eine besonders strenge Erziehung mit harter Hand benötigen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Alle Hunde sollten ohne Angst und Schmerzreize erzogen werden. <BR /><BR />Ein Hund, der über Gewalt und Härte erzogen wird, kann unsicher und dadurch aggressiv reagieren. Deshalb ist bei kräftigen Rassen eine gewaltfreie und konsequente Erziehung umso wichtiger. Vertrauen, eine klare Führung und positive Verstärkung sind der Schlüssel zu einem gut erzogenen und alltagstauglichen Hund – unabhängig von der Rasse. <BR /><BR /><b>„D“: Was tun, wenn der Hund aggressives Verhalten zeigt?</b><BR /><BR />Holzner: Egal, ob man nun einen Kampfhund, einen Mischling oder eine andere Rasse hält, wenn der Hund übersteigert aggressives Verhalten zeigt, sollte man sich so schnell wie möglich an einen ausgebildeten Hundetrainer oder Hundeverhaltensberater wenden!<BR /><BR />Grundsätzlich finde ich es am sinnvollsten, sich bereits vor Einzug des Hundes von einer Fachperson beraten zu lassen, um gravierende Fehler von Beginn an zu vermeiden. Dann hat man die besten Chancen, dass es erst gar nicht zu größeren Schwierigkeiten kommt. Hinterher ein anderes Verhalten anzutrainieren, ist deutlich aufwändiger.