Es war Franz Borgias Egarter, Lehrer im Ort, der im Oktober 1850 mit einer „türkischen Musik“, wie es damals hieß, den Grundstein für die heutige Musikkapelle legte. 175 Jahre später steht die Kapelle so gut da wie wohl noch nie. Mit 66 Musikantinnen und Musikanten ist der bisherige Höchststand an Mitgliedern erreicht, sie musizieren auf einem Niveau, das Obmann und Kapellmeister mit Stolz erfüllt. <BR /><BR />Denn im Laufe ihrer langen Geschichte stand die Kapelle mitunter auch vor einer unsicheren Zukunft. „Die kontinuierliche Jugendarbeit und die Arbeit meiner Vorgänger haben sich bezahlt gemacht“, sagt der 28-jährige Simon Burger, seit 2021 Kapellmeister der Heimatkapelle, der er mit elf Jahren als Schlagzeuger beigetreten ist. <h3> <h3> Musiker durch und durch</h3> </h3>Lange hat er vor vier Jahren überlegt, ob er neben der kleineren Musikkapelle von Niederrasen auch jene in seinem Heimatdorf übernehmen soll. „Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die das für sich ausschließen“, sagt Burger. Und es gehe auch nur, wenn man den Rückhalt der Kapelle habe und deren Niveau dem eigenen entspreche. „Ein Kapellmeister muss heute sehr gut ausgebildet sein, immerhin sind auch viele Musikantinnen und Musikanten sehr gut ausgebildet.“ <BR /><BR />Simon Burger hat die Kapellmeisterausbildung bei Sigisbert Mutschlechner an der Musikschule in Bruneck absolviert und den Studiengang Blasorchesterleitung am Konservatorium in Bozen belegt. Im Hauptberuf unterrichtet er Schlagzeug an verschiedenen Musikschulen und spielt in mehreren Formationen und Orchestern. Ein Musiker durch und durch. So wie sein Vater. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1151304_image" /></div> <BR />Seit 1978 spielt Robert Burger (60) Euphonium in der Musikkapelle Niederdorf. Fast genauso lange sitzt er im Vorstand, seit 2015 ist er der Obmann. Als sich sein Sohn entschied, die musikalische Leitung der Niederdorfer Musikkapelle zu übernehmen, habe er angeboten, als Obmann zurückzutreten, erzählt er. Die Kapelle hat sich dagegen ausgesprochen.<BR /><BR />Vater-Sohn-Gespanne an der Spitze gab es in der Geschichte der Niederdorfer Musikkapelle bereits, derzeit ist dies – im Pustertal – noch in Mühlwald der Fall: Dort ist Vater Gebhard Mair der Obmann, Sohn Klemens der Kapellmeister. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69393707_quote" /><BR /><BR /><BR />In Niederdorf sind Vater Robert und Sohn Simon Burger ein gutes Team – mit klarer Rollenverteilung. „Das Musikalische ist Simons Sache, das Organisatorische meins“, sagt Robert Burger. „Und da reden wir uns auch nicht hinein“, ergänzt sein Sohn. Natürlich, vor Auftritten und bei der Arbeit am Jahresprogramm stimme man sich schon ab. Da seien die „kurzen Kommunikationswege“ am Küchentisch durchaus von Vorteil, sagt Vater Robert. Ansonsten versuchen die beiden, Privates und Musikalisches möglichst zu trennen. Und so wird die Familie – auch Mutter Agnes und Schwester Karen spielen in der Kapelle – bei den Proben „nicht geschont und nicht verschont“, lacht Vater Robert. <BR /><BR /> Er freut sich über die „tolle Kameradschaft und den Zusammenhalt“ in der gesamten Musikkapelle. Nach den Proben werde noch Karten gespielt, in der Freizeit Preiswatten, Skitage und Volleyball-Abende organisiert. „Über die Kameradschaft wächst die musikalische Leistung“, sind sich Vater und Sohn einig. <BR /><BR /><embed id="dtext86-69394344_quote" /><BR /><BR /> Auch wenn Simon Burger bei den knapp 70 Proben und Auftritten im Jahr den Taktstock schwingt, der „Chef“ in der Kapelle, das ist nicht er. „Das ist der Obmann, also mein Vater. Ich bin nur ein Angestellter“, sagt Simon. <BR /><BR />Mit dem die Kapelle aber sehr zufrieden ist. Deshalb ist sein Vertrag erst verlängert worden. „Das ist wie beim Fußball. Wenn es gut läuft, hat die Mannschaft einen super Trainer, wenn es nicht so gut läuft, dann ist der Trainer als erster weg“, sagt Simon, der auch ein begeisterter Sportler ist. <h3> Der Geburtstagswunsch der Jubelkapelle</h3>2023 hat er den Taktstock in Niederrasen abgegeben, dafür leitet er auch die Jugendkapelle „klanLAUT“, in der Niederdorfer und Pragser Jungmusikantinnen und -musikanten spielen. Für Nachwuchs ist also gesorgt. Und dieser und die weiteren Musikantinnen und Musikanten sollen möglichst bald in einem größeren Probelokal spielen dürfen – ein Geburtstagswunsch der Jubelkapelle.