Was die Auszeichnung bedeutet, wo die Trophäe ihren Ehrenplatz gefunden hat und wie die Zukunft der Gruppe aussieht, erzählt Herbert Pixner im Interview.<BR /><BR /><BR /><b>20 Jahre Herbert Pixner Projekt, pünktlich dazu jetzt die Auszeichnung bei den Amadeus Austrian Music Awards: Das perfekte Geburtstagsgeschenk für die Gruppe?<BR /></b>Herbert Pixner: Zufall (lacht). Wir waren schon mehrmals nominiert, 4-mal in der Kategorie Jazz/World/Blues und einmal als Live-Act. Heuer hat es endlich geklappt. Darüber freuen wir uns sehr, denn wir sind einige der ganz wenigen Bands, die so eine Auszeichnung erhalten, die wirklich alles selbst machen und unabhängig sind – vom eigenen Label über die Konzertorganisation bis hin zur selbst geschriebenen Musik.<BR /><BR /><b>Wie war es, jahrelang zu sehen, wie andere Gruppen den Amadeus einheimsten? Frust, Enttäuschung? <BR /></b>Pixner: Nein, ganz und gar nicht. Natürlich ist eine solche Auszeichnung immer eine Ehre und man bekommt wichtige mediale Aufmerksamkeit. Aber schlussendlich – gerade in unserer Kategorie – sind alle Konkurrenten eigentlich gute Freunde, gute Kolleginnen und Kollegen, die wir sehr schätzen und denen wir den Erfolg gönnen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1139961_image" /></div> <BR /><BR /><b>Was bedeutet der Amadeus für das Herbert Pixner Projekt?<BR /></b>Pixner: Es ist die erste solche Auszeichnung, die wir bis jetzt bekommen haben – aufgrund unseres jüngsten Albums und der jüngsten Tournee. Darauf sind wir sehr stolz. Aber ich muss gestehen: Für uns ist es die größte Auszeichnung, wenn wir nach einem Konzert Standing Ovations bekommen, wenn wir für 2 oder 3 Stunden ein Publikum begeistern und berühren können. Der Amadeus Award ist ja im Grunde nichts anderes als ein Business-Award, bei dem es schlussendlich um Verkaufszahlen geht. Aber wenn wir – als Instrumentalgruppe, die ohne Gesang und ohne großes Label auskommt – mit den großen Playern mitmischen und diese ein bisschen ärgern können, haben wir nicht alles falsch gemacht (lacht).<BR /><BR /><b>Erzählen Sie von der Preisverleihung.<BR /></b>Pixner: Diesmal bin ich allein nach Wien gefahren, die anderen waren alle mit anderen Projekten beschäftigt. Die Veranstaltung fand heuer ja zum ersten Mal nicht mehr im Volkstheater, sondern in der Marx Halle statt. Sie war gut gemacht, aber sehr pompös aufgezogen. Das war natürlich der Fernsehübertragung geschuldet, wofür die große Halle besser geeignet ist. Für mich war die Show ein bisschen eine Beweihräucherung der großen Labels, die ihre besten Pferde im Stall präsentieren. Und es war amüsant, sozusagen als Außenseiter dabei zu sein. Und ich bin kein großer Party-Mensch, für die After-Show-Partys bin ich zu alt mittlerweile (lacht). Aber es ist auch immer wieder interessant, Kolleginnen und Kollegen aus der Szene zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1139964_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wo steht Ihre Amadeus-Trophäe jetzt?<BR /></b>Pixner: Zur Zeit steht sie bei mir in der Studio-Küche, neben der Rum-Sammlung. Zur Erklärung: Nach einem anstrengenden Aufnahmetag gibt es dort meistens einen Schluck Rum. Wahrscheinlich wird sie da bleiben.<BR /><BR /><b>Der Award beweist es: Sie haben gezeigt, was die Steirische Harmonika kann und das Image dieses Instruments entstaubt. <BR /></b>Pixner: Ich sehe es weniger als Entstauben, ich wollte mich einfach musikalisch irgendwie ausdrücken. Und ich hatte einfach zufälligerweise die Steirische Harmonika gelernt. Ich habe es sehr spannend gefunden, mich sehr intensiv mit dem Instrument auseinanderzusetzen, seine Grenzen auszuloten, und in weiterer Folge auch, in welcher Kombination man es einsetzen kann – Instrumente, Genres, Rhythmen oder Harmonien. Kann eine Steirische Harmonika in einer Funk-Band mitspielen? Funktioniert sie zusammen mit einem Orchester? Wie klingt sie zusammen mit einem Klavier? Ich wollte auch nicht revolutionieren oder provozieren. Natürlich, hin und wieder sind provokative Elemente in meiner Musik, und viele haben es auch als Provokation empfunden. Aber für mich war immer das Ausprobieren im Vordergrund. Und sobald jemand zu mir gesagt hat „Das kannst du vergessen, das geht nie“, war das für mich die größte Motivation, es trotzdem zu versuchen.<BR /><BR /><b>Sie stehen seit 20 Jahren mit Ihren Kollegen vom Herbert Pixner Projekt auf der Bühne. Was hat sich in dieser Zeit in der Szene getan?<BR /></b>Pixner: Sehr viel. Vor 20 Jahren herrschte eine Aufbruchstimmung in unserer Szene. Gerade die, die aus der traditionellen Volksmusik kamen, haben probiert, sich ein bisschen loszulösen aus diesen Traditionen und Sachen zu probieren – immer mit Respekt für die Tradition. Alle kannten sich untereinander, aber jeder ging in seine Richtung: Richtung Klassik, Funk, Jazz usw. Das war eine sehr lebendige Szene – und die Gruppen, die authentisch waren und etwas Spannendes geschaffen haben, gibt es heute noch. Ich sehe uns als Teil der dritten Welle dieser Tendenz, zur ersten gehörte zum Beispiel die Band Attwenger, zur zweiten Hubert von Goisern. Wir sind zufällig in eine Zeit hineingefallen, in der es dann auch Festivals gegeben hat und sich die ersten Konzerthäuser getraut haben, die starren Strukturen des Konzertbetriebs aufzubrechen. Davon haben wir damals sicherlich profitiert. Aber wir mussten auch einsehen, dass wir unseren Weg alleine gehen mussten, weil das alles nichts für große Hits und Verkaufszahlen war. Jeder musste sich selbst durchbeißen, das war oft sehr mühsam. Aber auch sehr dankbar, weil jeder dadurch die Musik auf die Bühne bringen konnte, die er selbst gespürt hat.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1139967_image" /></div> <BR /><BR /><b>Wie wird es mit dem Herbert Pixner Projekt weitergehen?<BR /></b>Pixner: Wir werden versuchen, unser Level zu halten, weiterhin immer neugierig zu sein und so enthusiastisch wie bisher zusammen zu experimentieren. Das verlangt unser Publikum von uns. Wir haben uns auch von der Besetzung her mit der Zeit verändert. Begonnen haben wir als Trio, nach vielen Jahren als Quartett haben wir das Projekt im vergangenen Jahr um den Pianisten Alex Trebo erweitert. Es ist sehr spannend, eine ganz neue Klangfarbe dabeizuhaben. Da sehe ich für die Zukunft sehr viel Potential, vor allem mit den Verbindungen zwischen den Instrumenten zu experimentieren. Aber vielleicht kommt auch irgendwann eine Zeit, in der unsere Musik niemanden mehr interessiert. Das kann leicht sein. Wir müssen auch mit unseren Kräften haushalten, wir sind nicht mehr 20. Wir merken das zum Beispiel auf Tournee. Gerade die vergangenen Jahre waren sehr anstrengend – wahnsinnig schön, aber sehr zehrend an den Kräften. Es geht nicht mehr, dass wir 200 Konzerte im Jahr spielen, sondern haben in den vergangenen Jahren auf 80 bis 100 zurückgeschraubt.<BR /><BR /><b>Stichwort Tournee: Ihre Jubiläums-Tour steht an.<BR /></b>Pixner: Genau, wir feiern das 20-jährige Bestehen der Gruppe vom 26. September bis zum 1. Dezember mit einer Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Wir haben uns dabei bewusst für weniger Konzerte entschieden, dafür spielen an Orten, wo wir uns in den vergangenen Jahren sehr wohl und willkommen gefühlt haben. So können auch wir das Jubiläum feiern und genießen. Quasi, um wieder Schwung zu nehmen für die nächsten Jahre.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1139970_image" /></div> <BR /><BR /><b>Kein Konzert in Südtirol?<BR /></b>Pixner: Nein, das hat von den Terminen und der Route her leider nicht geklappt. Auch wäre eigentlich ein Konzert am Flecknersee am Jaufenpass geplant gewesen, das wir leider wegen bürokratischer und organisatorischer Schwierigkeiten absagen mussten. Vielleicht ergibt sich noch kurzfristig etwas, sonst sicher im nächsten Jahr. Die Planung ist für 2026 schon abgeschlossen, mehr verrate ich nicht. Uns wird sicher nicht langweilig, es sind viele Ideen da, die noch in den Schubladen liegen. Wichtig ist: Solange es uns Spaß macht und wir immer noch dieses Feuer und diese Leidenschaft haben, wird das Publikum zu unseren Konzerten kommen.