<b>Ist Ausgehen bei den Jugendlichen noch im Trend?</b><BR />Zeno Oberkofler: Ja. Ich gehe schon aus (lacht). Und ich würde mich als junger Mensch bezeichnen. Man kann aber beobachten, dass sich junge Menschen immer mehr in den privaten Raum zurückziehen und weniger „aus“ gehen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1074942_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Finden Sie, das ist eine ungute Entwicklung?</b><BR />Oberkofler: Ich finde schon. Wesentlich beim Ausgehen ist, dass man neue Leute kennenlernt und sich austauscht – sei es politisch als auch kulturell. Bei Privatfeiern bleibt man öfters unter sich. Außerdem kann der öffentliche Raum ein geschützter Raum sein: Es gibt einen Barbetreiber, der die Situation unter Kontrolle hat, man hat ein Auge aufeinander. Auch Präventionsarbeit, vor allem bei Alkoholkonsum, ist hier möglich. Bei privaten Feiern ist das hingegen schwierig. <BR /><BR /><b>Braucht Südtirol eine aktivere Nachtkultur?</b><BR />Oberkofler: Wenn Südtirol für junge Menschen attraktiv sein will, braucht es sie unbedingt. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-66686820_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Wie wollen Sie das Nachtleben in Südtirol ankurbeln?</b><BR />Oberkofler: Wir haben als Grüne Landtagsfraktion kürzlich einen Beschlussantrag eingereicht, der angenommen wurde. Er beinhaltet im Wesentlichen 2 Punkte: Erstens soll ein Landesplan für Nachtkultur erstellt werden, der auf die Bedürfnisse der Akteurinnen der freien Kultur eingeht und die Hürden beseitigt – ich denke da vor allem an die Bürokratie, die schon viele Events begraben hat und Organisatoren entmutigt hat. Zweitens soll geprüft werden, ob es eine Koordinierungsstelle geben könnte. Sie wäre dann wie eine Art Nachtbürgermeister für Südtirol.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1074945_image" /></div> <BR /><BR /><BR /><b>Was ist ein Nachtbürgermeister?</b><BR />Oberkofler: Er oder sie ist ein Bindeglied zwischen den Leuten, die ausgehen, den Studierenden, den Betreibern der Lokale und der Anrainer. Er hört sich deren Bedürfnisse an und kann dann eingreifen, um die Situation zu verbessern. Er soll ein besseres Zusammenleben ermöglichen.<BR /><BR /><b>Anrainer und junge Leute, die feiern, werden wohl nie gut zusammenleben können.</b><BR />Oberkofler: Die Lärmbelästigung ist natürlich ein Thema. In ganz vielen Orten Europas – besonders in Universitätsstädten. Eine Nachtbürgermeisterin könnte die Lage verbessern, zum Beispiel indem sie im Zusammenspiel mit Verwaltung und Akteuren der Szene alternative Begegnungsorte in der Peripherie schafft oder mit den Ordnungskräften zusammenarbeitet für ein gezieltes Eingreifen in kritischen Zonen. Eine perfekte Lösung wird es aber nie geben. Ich habe volles Verständnis für die Anrainer, man muss aber auch sagen, dass wir entschlossen haben, dass Bozen eine Universitätsstadt werden soll. Und in jeder Universitätsstadt gehen Studierende im Stadtzentrum aus – das gehört dazu.<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-66686824_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Wie sollte das Nachtleben in Südtirol Ihrer Meinung nach aussehen?</b><BR />Oberkofler: In Südtirol braucht es Freiräume, wo es keinen Konsumzwang gibt. Man soll zu einem Konzert oder einer Veranstaltung gehen können, ohne gezwungen zu sein, in einer Bar etwas zu konsumieren. Zudem sollen Veranstalter in diesen Räumen die Möglichkeit haben, Events und Konzerte zu organisieren – ohne riesige bürokratische Hürden. Ein konkretes Beispiel dafür ist der Ost West Club in Meran oder die Basis Vinschgau. Für solche Projekte braucht es aber die Unterstützung der Politik.<BR /><BR /><b>Der Landtag hat Ihren Beschlussantrag angenommen. Ob sich etwas ändern wird, ist aber fraglich.</b><BR />Oberkofler: Leider Gottes passiert es manchmal, dass gewisse Beschlussanträge nicht weitergebracht werden. Ich werde aber dahinter bleiben und dem zuständigen Landesrat Philipp Achammer immer wieder Anfragen stellen. Ich habe aber ein gutes Gefühl, da ich glaube, dass das Thema auch dem Landesrat am Herzen liegt.