Martin Künold erklärt, warum Crossfit für ihn eine Lebenseinstellung ist und er zeigt mit einem Workout, wie hart er dafür trainiert. <BR /><BR /><BR /><i><BR />Interview: Ulrike Huber</i><BR /><BR />Als einer von 164.838 Athleten weltweit hat Martin Künold (50) an den Crossfit Open teilgenommen. Er stammt ursprünglich aus der Gegend von Augsburg, mittlerweile lebt er seit 21 Jahren in Südtirol, genauer in Nals mit seiner Frau Andrea. <BR /><BR /><BR />Es ist inzwischen seine dritte Teilnahme an den Crossfit Open. Dieses Jahr wurden seine Anstrengungen gekrönt: Den Titel „Fittest Man in Germany Master 50+“ (Fittester Mann Deutschlands 50+) kann ihm keiner mehr nehmen, in einigen Wochen misst er sich mit den besten Europas im Viertelfinale. Martin Künold ist in seiner Kategorie (7087 Athleten) auf Rang 60 weltweit und Rang 8 in Europa (1207 Athleten in seiner Kategorie). Mit seiner Punktezahl hätte er in Italien Platz 3 belegt – hinter zwei Profisportlern. <BR /><BR /><b>Herr Künold, was bedeutet Ihnen der Titel „Fittest Man 50+ of Germany“?</b><BR />Martin Künold: Sehr viel. Ich habe viel dafür investiert, habe viel trainiert, hatte mir drei hohe Ziele gesteckt. Und ich habe alle 3 übertroffen. <BR /><BR /><b>Wieviel Training absolvieren Sie?</b><BR />Künold: Ich trainiere eineinhalb bis 2 Stunden täglich, außer Samstag und Sonntag. Natürlich musste ich vor allem im Lockdown immer wieder gegen den inneren Schweinehund kämpfen. Ich beginne mit Aufwärmen, dann kommt der sog. Skills-Teil, da feile ich an der Technik der Übungen, es folgen Kraftübungen, schließlich das eigentliche Workout, das im Crossfit Workout of the day – WOD – genannt wird und zuletzt das Cool down. <BR /><BR /><b>Müssen Sie dem Schweinehund mit Anabolika einen Schubs geben?</b><BR />Künold: Nein, das würde ich niemals machen. Bei den Crossfit Open ist Doping eigentlich kein Thema – vor 2 Jahren gab es bei den Games 2 Disqualifikationen wegen Dopings. Ich mache Sport, weil es mir Spaß macht und weil ich im Alter fit sein möchte – und mit Doping bin ich das ganz sicher nicht. Ich habe einmal bei einer Bodybuilding-Messe einen x-fachen Olympiateilnehmer gesehen, der Autogramme geschrieben hat. Damals war er 50, hat aber ausgesehen wie 90. <BR /><BR /><b>„Manche Übungen sind richtig hart“</b><BR /><BR /><BR /><b>Ohne die richtige Ernährung ist aber alles Training nichts...</b><BR />Künold: Genau. Ich habe meine Ernährung an das Training angepasst. Natürlich habe ich nicht Kalorien gezählt, aber beispielsweise habe ich so gut wie keinen Tropfen Alkohol getrunken. Alkoholfreies Hefebier, das habe ich gern nach dem Training getrunken, das gibt einem, was man braucht. Und Proteine, die auf natürlicher Basis hergestellt werden, braucht man auf diesem Trainingsniveau auch. Ich müsste pro Kilogramm Körpergewicht 2 Gramm Proteine zu mir nehmen – ich wiege 83 Kilogramm – das ist über die normale Ernährung schlichtweg nicht möglich. <BR /><BR /><b>Crossfit ist eine besondere Art von Sport, das muss man mögen...</b><BR />Künold: Für mich ist es Lebenseinstellung. Ich denke, es gibt keine Sportart, die so viele Übungen in sich vereint – dabei sind Schwimmen, Radfahren, laufen, Gewichte stemmen, Gymnastik-Übungen und Endurance. Manche Übungen sind richtig hart. <BR /><BR /><b>Wo sind den Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?</b><BR />Künold: Also ich bin gut im Gewichteheben – bis auf Nasenhöhe schaffe ich 126 Kilogramm, über den Kopf 106 Kilogramm. Weniger gut bin ich in Sachen Ausdauer – lange Strecken laufen das ist nicht mein Ding. Ich komme aus dem Profifußball, ich bin ein Schnellkraftsportler, Ausdauersport langweilt mich. <BR /><BR /><b>Also lieber im Handstand durch die Einkaufsstraße bummeln als einen Halbmarathon laufen?</b><BR />Künold: (lacht) Ja, so ungefähr. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-48758949_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Spaß beiseite: Wie kommt man auf Platz 1, wenn man in so vielen Übungen gut sein sollte?</b><BR />Künold: Das ist das Tolle an Crossfit. Man muss nicht in einer Sache top sein, sondern in allen Disziplinen in der guten Mitte liegen – ich habe das Glück, die meisten Übungen gut drauf zu haben. <BR /><BR /><BR /> <video-jw video-id="1QVSpieM"></video-jw> <BR /><BR /><b><BR />Erzählen Sie uns noch etwas über das Event an sich...</b><BR />Künold: Die Crossfit Open sind das größte Event weltweit. Über 100.000 Sportler von 14 bis über 65 Jahren nehmen daran teil, auch Menschen mit Behinderung. Jeder lädt ein vorgegebenes Workout hoch – jeder Sportler braucht einen zertifizierten Richter, der ihn während der Übung überwacht. Dann bewertet die Kommission und erstellt das Ranking. <BR /><BR /><b>Das ist sicher nicht einfach...</b><BR />Künold: Nein – ohne Publikum ist ein Wettkampf etwas anderes. Vor allem bei den Topathleten wird auch versucht, zu taktieren. Man hat bis zu einer bestimmten Uhrzeit Zeit, sein Workout hochzuladen – diejenigen, die schon hochgeladen sind, kann man sich ansehen. So kann man sich überlegen, sein Workout zu wiederholen. <BR /><BR /><b>Wie geht es jetzt weiter für Sie in diesem Wettkampf?</b><BR />Künold: In 2, 3 Wochen findet das Viertelfinale statt, an dem die besten 10 Prozent der Athleten Europas teilnehmen. Ich rechne mir noch Chancen aus, ins Halbfinale zu kommen. Das sollte im Juni in Berlin in Präsenz stattfinden, wurde aber doch wegen der Pandemie-Situation ins Netz verlegt. Das Finale findet dann im August in Madison in den USA statt – aber das ist eine ganz andere Geschichte. <BR /><BR /><embed id="dtext86-48760266_listbox" /><BR /><BR /><BR /><b>Warum denn?</b><BR />Künold: Ich rechne nicht damit, daran teilzunehmen. Den Titel machen in der Regel die Profisportler unter sich aus – ich trainiere ja nicht nur für mich, sondern bin auch Trainer für andere, z. B. von der Naturbahnrodlerin Evelin Lanthaler – da stehe nicht ich im Vordergrund. <BR /><BR /><b>Sie leben seit vielen Jahren in Südtirol, treten aber doch für Deutschland bei den Games an?</b><BR />Künold: Ja, seit 21 Jahren. Ich habe nie die italienische Staatsbürgerschaft beantragt – mir ist das nicht wichtig. Wäre ich italienischer Staatsbürger, wäre ich in dieser Meisterschaft Dritter geworden – hinter zwei Profis. <BR /><BR />