Der Schweizer Psychiater, Pilot und Abenteurer machten es ihnen mit seinen Leistungen und Rekorden seit Jahrzehnten nach.<BR /><BR />Bertrand Piccard (66) stammt aus einer berühmten Familie von Forschern und Abenteurern. Pioniergeist und Abenteuerlust liegen ihm sozusagen im Blut. Sein Großvater war der Physiker Auguste Piccard, der ein äußerst reichhaltiges wissenschaftliches Erbe hinterließ. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1017687_image" /></div> <BR /><BR />Zu seiner Zeit war er als „höchster Mann der Welt“ in aller Munde, da er als erster Mensch die Stratosphäre erreichte.<h3> Großvater Auguste: der Höhenrekord im Ballon</h3>Am 27. Mai 1931 erreichten Piccard und sein Assistent Charles Kipfer in einer an einem Wasserstoffballon befestigten Druckkabine eine Höhe von 15.781 Metern. Der Höhenrekord hatte zuvor fast 30 Jahre lang bei knapp 11.000 Metern gelegen. <BR /><BR />Bei einem zweiten Flug am 18. August 1932 kam Piccard auf 16.770 Meter. Die erlangte Erfahrung, dass es – zumindest nach den damaligen Erkenntnissen – in dieser Höhe keine für den Menschen gefährlichen Strahlen gibt, ebnete unter anderem dem Flugverkehr den Weg. Auguste Piccards Zwillingsbruder Jean Felix, ein Chemieprofessor, erreichte am 23. Oktober 1934 in Detroit mit seiner Frau Jeannette eine Höhe von 17.341 Metern.<BR /><BR />Nach dem Zweiten Weltkrieg wandte Auguste Piccard sein Interesse den Tiefen des Meeres zu. 1948 erreichte er mit dem von ihm entworfenen „Batyscaphe“ die Tiefe von 1390 Metern. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1017690_image" /></div> <BR /><BR />1953 tauchte er mit dem abermals selbst konstruierten U-Boot „Trieste“ im Tyrrhenischen Meer 3140 Meter tief. Mit dabei war damals auch Augustes Sohn Jacques.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1017693_image" /></div> <BR /><BR />Dieser studierte zunächst Wirtschaftswissenschaften und internationale Beziehungen in Genf, bevor er dann ab 1950 in die Fußstapfen seines Vaters trat. Am 23. Jänner 1960 schrieb er zusammen mit dem US-Marineleutnant Don Walsh Tiefseegeschichte. An Bord der „Trieste, erreichten die beiden eine der tiefsten Stellen der Weltmeere, das Challenger-Tief im Marianengraben, im Pazifischen Ozean östlich der Philippinen.<h3> Vater Jacques: der Tauchrekord in der Tiefsee</h3>Mit der erreichten Tiefe von 10.916 Metern stellten sie damit einen jahrzehntelang gültigen Tauchrekord auf. Erst 2012 drang mit dem kanadischen Regisseur James Cameron (69, „Titanic“) wieder ein Mensch in derartige Tiefen vor. Im Mai 2019 meldete der US-Abenteurer Victor Vescovo (58), er sei in einem Spezialgefährt bis auf die Rekordtiefe von 10.928 Metern getaucht.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1017696_image" /></div> <BR /><BR />Beängstigend fand Jacques Piccard das Abenteuer, während dessen bis zu 170.000 Tonnen Wasserdruck auf dem Tauchboot lasteten, nicht. „Am Grund war es dann so schön, friedlich und still, da kamen wir nicht auf die Idee, Angst zu haben“, sagte er 2007 der „Neuen Zürcher Zeitung“. Und sogar Leben entdeckten Piccard und Walsh in der lichtlosen Tiefe. Dessen Existenz war bis dahin unbekannt gewesen. Seinerzeit sei überlegt worden, Atommüll auf dem Meeresboden zu deponieren, sagte Bertrand Piccard später. Die Entdeckung seines Vaters habe das verhindert.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1017699_image" /></div> <BR /><BR />Jacques Piccard hielt Zeit seines Lebens an der Meeres- und Gewässerforschung fest. Vor allem der Kampf gegen Gewässerverschmutzung sowie der Erhalt von Pflanzen und Tieren waren seine Ziele.<h3> Bertrand: mit Ballon und Solarflugzeug um die Welt</h3>Was macht so eine Familiengeschichte mit einem? „Es bedeutet jede Menge Druck auf die dritte Generation“, sagte Bertrand Piccard. Nicht vom Vater, wie er betont, aber von der Öffentlichkeit. Bertrand Piccards Reaktion: er wurde Psychiater. „Ich wollte auch etwas entdecken, aber mehr die innere Welt des Menschen.“ Nach ein paar Jahren kam dann doch der Pioniergeist durch. Es sei der gleiche Entdeckergeist gewesen, meinte Piccard: seine eigenen Grenzen zu testen und gängige Überzeugungen in Frage zu stellen. „Jeder von uns hat etwas gemacht, von dem man zu dem Zeitpunkt annahm, dass es unmöglich war.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1017702_image" /></div> <BR /><BR />Im März 1999 umrundeten Bertrand Piccard und der Brite Brian Jones (77) als erste die Welt nonstop in einem Ballon. Nach mehreren zuvor gescheiterten Versuchen des Schweizers legten die beiden in dem 55 Meter hohen Ballon „Breitling Orbiter III“ in 20 Tagen knapp 43.000 Kilometer zurück.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1017705_image" /></div> <BR /><BR />Dabei suchte der Vater von 3 Töchtern auch die Herausforderung seiner eigenen Persönlichkeit: „Als Psychiater ist diese Reise für mich ein spannender Test. Sie erlaubt mir, sehr tief in mich hineinzuschauen“, sagte er damals dem „Focus“. Man erfahre ganz neu, „wer man ist“.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1017708_image" /></div> <BR /><BR />Von März 2015 bis Juli 2016 lenkte Piccard abwechselnd mit dem Schweizer Piloten und Unternehmer Andre Borschberg (71) das ausschließlich mit Solarenergie angetriebene Flugzeug „Solar Impulse 2“ in mehreren Etappen um den Globus. Wegen eines schwerwiegenden Batteriedefekts musste der aus Karbonfasern gebaute Flieger mit einer Spannweite von 72 Metern und mehr als 17.000 Solarzellen zwischenzeitlich eine 9-monatige Zwangspause auf Hawaii einlegen.<BR /><BR /><embed id="dtext86-64291929_gallery" /><BR /><BR />2028 will Piccard mit dem Ingenieur Raphaël Dinelli in einem nur durch grünen Wasserstoff angetriebenen Flugzeug in 9 Tagen nonstop um die Welt fliegen. An dem Projekt „Climate Impulse“ werde bereits seit 3 Jahren gearbeitet, teilte er bei der Präsentation im Februar mit. Die größte Herausforderung sei, den flüssigen Wasserstoff während des Fluges auf minus 253 Grad zu halten, so Piccard. Dazu müssten neue Tanks entwickelt werden, die der Luftfahrtindustrie neue Horizonte eröffnen könnten. Bertrand Piccard versteht das Vorhaben als Aktion gegen Pessimismus und Untätigkeit in Sachen Umweltschutz und zukunftsgerichtete Technologien.<BR />