Die 31-jährige Marie Rauchenbichler aus Steinhaus im Ahrntal hat in den vergangenen Wochen als EM-Volunteer – also als freiwillige Helferin – in Köln gearbeitet.<BR /><BR /><b>Beschreiben Sie die Erfahrung als Volunteer bei der Fußball-EM in 3 Worten:<BR /></b>Marie Rauchenbichler: Spannend, verrückt, unglaublich bereichernd. <BR /><BR /><b>Was hat Sie dazu bewogen, Volunteer zu werden?<BR /></b>Rauchenbichler: Ich wollte meine Komfortzone verlassen und etwas wagen. Ganz alleine in einer neue Stadt, ohne große Vorkenntnisse ist aufregend. Durch die Arbeit als Volunteer aber war ich mir sicher, dass ich schnell neue Leute kennenlerne. <BR /><BR /><b>Wie kommt man zu einem Platz im Volunteer-Team?<BR /></b>Rauchenbichler: Vorausgesetzt man ist volljährig und beherrscht die englische Sprache, hat man gute Chancen, ein Teil des Teams zu werden. Je mehr Sprachen man spricht, desto besser, natürlich. Anfangs schickt man ein Bewerbungsschreiben mit Motivationsschreiben ab. Überzeugt man die Organisatoren, wird man zu einem Online-Gespräch eingeladen, in dem Arbeitseinteilung und Aufgaben besprochen werden. Dann erfolgt die endgültige Zusage. Es gingen deutschlandweit über 160.000 Bewerbungen von Menschen aus über 100 Nationen ein. 16.000 wurden dann eingesetzt, 1600 in jeder der Spielstädte. Schon spannend, wie viele verschiedene Kulturen da aufeinander treffen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-65517085_quote" /><BR /><BR /><b>Wie lange und wo waren Sie im Einsatz?<BR /></b>Rauchenbichler: Ich hatte 13 Arbeitstage. Eine Schicht dauerte durchschnittlich 6,5 Stunden. Mal war ich zur „Frühschicht“ eingeteilt, mal zur „Spätschicht“. Unsere Aufgabe war, einen der fixen Infopoints in der Stadt zu betreuen, Fragen aller Art zu beantworten, mit Menschen ins Gespräch zu kommen und gute Laune zu verbreiten. Die lustigste Frage: Ob man durch uns Cristiano Ronaldo kennen lernen kann. Manchmal waren wir auch als mobiles Team mit einem kleinen Tor unterwegs und animierten die Menschen Fußball zu spielen. <BR /><BR /><b>Haben Sie bei Ihrer Arbeit auch heiklere Momente, wie zum Beispiel Tumulte zwischen gegnerischen Fans, erlebt?<BR /></b>Rauchenbichler: Natürlich gab es immer wieder Schlägereien unter den Fans, aber diese wurden sofort vom Sicherheitspersonal geklärt. Das Sicherheitsaufgebot ist während des Turniers um ein vielfacher verstärkt worden. Vor allem an Bahnhöfen, am Flughafen und an öffentlichen Plätzen war viel Polizei und Security-Personal im Einsatz. <BR /><BR /><b>Sie hatten sicher mit zahllosen Menschen zu tun in dieser Zeit. Bleiben da Freundschaften über das Turnier hinaus?<BR /></b>Rauchenbichler: Einen Monat vor Turnierbeginn schon fand die erste Willkommensparty statt. Dabei ging es vor allem darum, mal zusammen zu kommen, andere Volunteers kennenzulernen und ein paar gute Momente zu erleben. Schon von dem Tag an hat man Freundschaften geknüpft.<BR /><BR /><b>Hatten Sie auch Kontakt zu Promis oder Spielern?<BR /></b>Rauchenbichler: Célia Šašic und Philipp Lahm haben uns mal mit einen Besuch in unserem Center überrascht. Sie waren zu Gast bei einem Fußballturnier, welches in Köln für Amputierte stattfand. Aber auch dort waren sie von Sicherheitsleuten umzingelt, man kam nicht wirklich nah ran. <BR /><BR /><embed id="dtext86-65517086_quote" /><BR /><BR /><b>Hatten Sie auch die Gelegenheit, sich Spiele anzusehen? Und welche Mannschaft unterstützen Sie?<BR /></b>Rauchenbichler: Ja, ich hatte die Möglichkeit ein Spiel anzusehen, Frankreich gegen Polen in Dortmund. Aber ich hatte keine Tickets durch das Volunteer-Programm bekommen, sondern musste sie so wie jeder andere selbst erwerben. Ich unterstütze das Team aus Frankreich und hoffe, dass sie den Titel gewinnen, auch wenn sie noch nicht ihr volles Potential gezeigt haben bzw. zeigen mussten. <BR /><BR /><b>Welcher war Ihr ganz persönlich bester EM-Moment?<BR /></b>Rauchenbichler: Das war, als die Schotten die Stadt eingenommen haben. X-Tausende Schotten in ihren Schottenröcken, mit den Trikots. Jeder Stuhl und jeder Hocker in jedem Gastbetrieb war von früh bis spät durch einen Schotten besetzt. Sie sangen und feierten den ganzen Tag über. Auch die Kölnerinnen und Kölner haben die Atmosphäre genossen und für die Schotten mitgefiebert, denn hätten sie den Einzug ins Achtelfinale erreicht, wären sie wieder nach Köln gekommen, und es hätte noch ein paar Schotten-Tage gegeben. So eine Stimmung habe ich wirklich noch nie erlebt.