Autoren haben es nicht leicht. Oft feilen sie monate- oder gar jahrelang an einem Manuskript, schicken es an zahlreiche Verlage und bekommen (wenn überhaupt) die Antwort: <i>“Herzlichen Dank für die Einsendung Ihres Manuskripts. Leider müssen wir von einer Veröffentlichung absehen …“</i><BR /><BR />Nur eine verschwindend kleine Anzahl an Autoren können, ohne Nebentätigkeiten, von der Publikation ihrer Werke leben. <b>Joanna Voss</b>, Geschäftsführerin der SAAV, erklärt in einem Interview, warum das so ist und was angehende Autoren dennoch tun können. <BR /><BR /><BR /><b><div class="img-embed"><embed id="1142949_image" /></div> <BR /><BR />Frau Voss, wie schwer ist es heutzutage, einen Verlag für ein Buch zu finden?</b><BR />Joanna Voss: Es ist sehr schwierig. Die Verlage werden regelrecht mit Manuskripten überflutet, sodass viele Einsendungen gar nicht mehr gelesen werden. Eine Verlagsfachfrau, mit der wir unlängst einen Workshop hatten, bestätigte, dass einige Verlage nicht einmal mehr E-Mails mit Manuskripten öffnen. Höhere Chancen haben Autoren , die bereits eine starke Social-Media-Präsenz haben, da dies den Verlagen eine gewisse Verkaufsgarantie bietet. Wer unbekannt ist, hat es ungleich schwerer, es sei denn, es kommt zu einem Zufallstreffer.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69071699_quote" /><BR /><BR /><b>Ist Social Media wirklich so entscheidend?</b><BR />Voss: Absolut! Viele Autoren, die erst durch Social Media bekannt wurden, konnten später erfolgreich Bücher veröffentlichen. Verlage achten stark darauf, ob eine Person online sichtbar ist und bereits eine Leserschaft hat.<BR /><BR /><b>Gibt es Zahlen dazu, wie viele Manuskripte Verlage erhalten und wie viele tatsächlich veröffentlicht werden?</b><BR />Voss: Genaue Zahlen sind schwer zu bekommen, da die Verlage sie nicht veröffentlichen. Aber die Wahrscheinlichkeit, veröffentlicht zu werden, ist verschwindend gering. Der Raetia Verlag beispielsweise liest die eingesandten Manuskripte noch, aber viele große Verlage tun das nicht mehr ohne Vermittlung durch eine Literaturagentur.<BR /><BR /><b>Literaturagenturen als Zwischenstation? Wie funktioniert das genau?</b><BR />Voss: Inzwischen haben sich Literaturagenturen im deutschsprachigen Raum etabliert, ähnlich wie es in den USA bereits länger der Fall ist. Wer eine Agentur findet, hat eine höhere Chance auf eine Veröffentlichung, da Agenten gute Kontakte zu Verlagen pflegen und gezielt passende Manuskripte vermitteln.<BR /><BR /><b>Es gibt ja die „20-Sekunden-Regel“ von Bernhard Salomon zur ersten Prüfung von Manuskripten. Er investiert 20 Sekunden – wenn dabei nur 2 von 10 Negativkriterien zutreffen, wird das Manuskript aussortiert, bevor eine Zeile gelesen wird. Was sagen Sie dazu?</b> Voss: Ja, ich kann mir gut vorstellen, dass das im Literaturmarkt gängige Praxis ist. Ich habe schon oft gehört, dass beispielsweise das Mitschicken eines eigenen Covers dazu führt, dass Manuskripte ungelesen aussortiert werden. So können Monate oder sogar Jahre harter Arbeit innerhalb weniger Sekunden zunichtegemacht werden. Das mag hart erscheinen, aber Verlage erkennen oft schnell, ob ein Buch Potenzial hat oder nicht.<BR /><BR /><b>Viele denken, dass Autoren den größten Teil des Gewinns eines Buches erhalten. Wie sieht die Realität aus?</b><BR />Voss: Das ist ein Irrglaube. Ein Autor erhält in der Regel etwa 8 Prozent des Buchpreises. In einem kleinen Markt wie Südtirol verkaufen sich viele Bücher nur etwa 500-mal – das ist schon viel. Damit lässt sich kein Einkommen bestreiten. Erfolgreiche Schriftsteller verdienen meist durch Lesungen dazu.<BR /><BR /><embed id="dtext86-69071694_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Was passiert mit den restlichen 92 Prozent?</b><BR />Voss: Sie gehen an den Verlag, der die Kosten für Lektorat, Druck, Vertrieb und Marketing trägt. Gerade kleinere Verlage kämpfen ums Überleben und profitieren nicht groß vom Buchverkauf. Self-Publishing ist eine Alternative, aber dort muss man all diese Aufgaben selbst übernehmen und die Kosten im Voraus tragen.<BR /><BR /><b>Gibt es viele Südtiroler Autoren, die vom Schreiben leben können?</b><BR />Voss: Das sind verschwindend wenige. Sabine Gruber und Sepp Mall sind bekannte Namen, doch auch sie hatten „Brotjobs“. In Südtirol alleine vom Schreiben zu leben, ist nahezu unmöglich. Viele gehen den Umweg über österreichische oder deutsche Verlage, aber auch das ist nicht einfach.<BR /><BR /><b>Welche Tipps haben Sie für Südtiroler Nachwuchsautoren?</b><BR />Voss: Neben Social Media gibt es fördernde Programme, wie die „ZOOM-ED“ der Edition Raetia. Hier können Südtiroler Autoren Manuskripte einreichen. Eine Jury wählt das Beste aus, das mit professioneller Begleitung weiterentwickelt und schließlich veröffentlicht wird. Zudem empfehle ich, sich gezielt an Verlage zu wenden, deren Programm zum eigenen Buch passt und persönliche Kontakte zu nutzen.<BR /><BR />Das nächste Event von „ZOOM-ED“ findet bereits am 27.März statt. <a href="https://www.carambolage.org/spielplan/reading/best-of-zoom-ed-407/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Alle Infos dazu gibt es hier.</a> Zudem gibt der „Rediroma Verlag“ wertvolle <a href="https://www.rediroma-verlag.de/ratgeber/social-media-tipps" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Tipps zur Nutzung von Sozialen Medien für Autoren.</a>