Im Gespräch mit uns erzählt der beliebte Kabarettist von seinem neuen Programm und seinem Werdegang als Schauspieler, von seinem immer schlimmer werdenden Lampenfieber, aber auch von seinem nächsten Projekt mit Freund und Wegbegleiter Thomas Hochkofler. <b>von Alexandra Geyr</b><BR /><BR /><b>Sie kamen relativ spät zur Schauspielerei…</b><BR />Lukas Lobis: Ich bin sozusagen ein Quereinsteiger und stand mit 30 Jahren erstmals auf einer Bühne, also ja, das ist relativ spät. Eigentlich wollte ich in meinen jungen Jahren in der Hotellerie Fuß fassen. Dann habe ich meine Meinung aber geändert und in der Werbebranche und als Radio-Moderator gearbeitet. Nach einem feucht-fröhlichen Törggelen sagte ich einem Bekannten ich würde auch mal gern Theater spielen. Und so kam es, dass ich gleich am nächsten Tag ein Angebot vom Theaterverein Neustift bekam, in einem Bauernschwank mitzuspielen. Hier begann meine Liebe zur Schauspielerei. <BR /><BR /><b>Wie ging es mit Ihrer Schauspielkarriere weiter?</b><BR />Lobis: Ich spielte beim Eisacktaler Volkstheater und 1998 stand ich erstmals als Figaro in „Der tollste Tag“ auf einer professionellen Bühne. Dann ging alles Schlag auf Schlag: Rudi Ladurner hat mich quasi „entdeckt“ und so konnte ich mich mit vielen anderen bei unserem „Theaterpapi“ im Theater in der Altstadt in Meran austoben. In den Nullerjahren war ich beim Rudi und am Innsbrucker Landestheater regelmäßig zu Gast. In Innsbruck habe ich ich dann auch meine jetzige Frau, die Schauspielerin Margot Mayrhofer kennen- und lieben gelernt.<BR /><BR /><b>Also sind Sie ein Naturtalent?</b><BR />Lobis: Talent wird häufig überschätzt. Natürlich muss man etwas an Talent mitbringen, da zählen aber maximal 20 Prozent. Der Rest sind harte Arbeit und Leidenschaft.<BR /><BR /><b>Die Regie zu Ihrem neuesten Programm führt kein geringerer als Robert Palfrader. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?</b><BR />Lobis: Robert kenne ich seit den Dreharbeiten zum Südtiroler Landkrimi in Meran. Später konnte ich ihn überreden, bei „Joe der Film“ mitzuwirken. Seither sind wir sehr gut befreundet. Als ich ihn fragte, ob er Regie führen könnte, war er sofort begeistert – es ist übrigens seine allererste Regie.<BR /><BR /><b>In Ihrem neuen Soloprogramm „verwirrt“ sieht man Sie mehr in der Rolle des klassischen Kabarettisten. Sie verzichten gänzlich auf ihre etablierten Figuren wie etwa Kevin Kostner. Genug von der Comedy?</b><BR />Lobis: Im letzten Drittel meiner beruflichen Tätigkeit möchte ich mich mehr dem Kabarett und der Satire widmen. Die Comedy setzt ihren Fokus mehr auf unpolitische Themen, das Hauptaugenmerk dabei ist allein die Pointe. Im Kabarett geht es um pointierten Inhalt, es ist häufig politisch und eng mit aktuellen gesellschaftlichen Zuständen verknüpft. Mein neues Programm „verwirrt“ drückt einerseits den Zustand meiner eigenen Verwirrung aus und kann andererseits auch als verwirrend auf andere verstanden werden – eigentlich beides gleichermaßen. <BR /><BR /><b>In „verwirrt“ führen Sie die Zuschauer auf eine „kabarettistische Reise in die Wirren des Postfaktischen Zeitalters“. Was kann man sich darunter vorstellen?</b><BR />Lobis: Als postfaktisch bezeichnet man den Zustand eines absoluten Vertrauensverlustes in Informationen aus bestimmten, meistens etablierten Quellen. Man bedient sich der Lüge, der Halbwahrheit und der gezielten Desinformation – nicht etwa um der Lüge willen, sondern um das Vertrauen in Informationen generell zu zerstören. Wir befinden uns in einem Informationskrieg, ein riesiges Problem und eine große Gefahr für die Demokratie. Wem oder was kann man noch glauben, wem vertrauen? „verwirrt“ ist eine Reise durch die Irrungen und Wirrungen des postfaktischen Zeitalters. Aber es geht auch um anderes, etwa um die Frage ob Arnika-Globuli die Welt retten können oder wie nachhaltig Eier von freilaufenden Landtagsabgeordneten sein sollten.<BR /><BR /><b>Haben Sie eigentlich noch Lampenfieber?</b><BR />Lobis: Oh ja, und es wird immer schlimmer. Durch meine langjährige Erfahrung weiß ich ja, was alles schief gehen kann. Vor der Aufführung finde ich keine Ruhe. Zum Leidwesen meiner Kollegen wandere ich stundenlang hinter der Bühne auf und ab. Und kurz vor dem Auftritt sage ich mir: „Etwas geht immer, und wenn nichts geht, geht das Publikum“ (lacht), das hilft.<BR /><BR /><b>Die Premiere am Donnerstag und die Aufführung am 10. August im Brixner Tschumpus sind bereits restlos ausverkauft. Wo kann man Ihr Soloprogramm sonst noch sehen? </b><BR />Lobis: Ich werde mit dem Stück im Oktober und November in Südtirols Städtetheatern auftreten. Dazu gehören die Dekadenz in Brixen, die Carambolage in Bozen, das Stadttheater Bruneck und das Theater in der Altstadt in Meran. Im Mai 2025 folgt dann die große Mytix-Tour durch die Säle in ganz Südtirol.<BR /><BR /><b>Wie sehen Sie die Zunft der Schauspieler in Südtirol?</b><BR />Lobis: Wir sind hier in Südtirol die erste Generation an professionellen Schauspielern. In unserer Anfangszeit konnten wir viel ausprobieren, und es machte wirklich Spaß, aber leben konnte man davon nur, wenn man 7 bis 8 Produktionen im Jahr herunterspulte und nebenbei noch eigene Sachen wie Comedyformate, Sprecher-Jobs oder Kabarettprogramme einplanen konnte. Seit in der Corona-Zeit unsere Interessensgemeinschaft „PERFAS“ (performing artists south tyrol) gegründet wurde, gibt es auch bei uns eine „Fair Pay“-Diskussion, die eine gerechte und geregelte Bezahlung zum Ziel hat. <BR /><BR /><b>Ist das gelungen?</b><BR />Lobis: Es ist PERFAS zu verdanken, dass wir in so kurzer Zeit bereits mit der konkreten Umsetzung einer „Fair Pay“-Regelung beginnen konnten. Aber PERFAS ist noch viel mehr – es rührt sich endlich was und wir beginnen, gemeinsam unsere Interessen voranzutreiben.<BR /><BR /><b>Sind schon neue Projekte für die Zukunft geplant?</b><BR />Lobis: Seit über 25 Jahren arbeite ich sehr erfolgreich mit meinem Wegbegleiter und Freund Thomas Hochkofler zusammen, wir werden gerne als „kongeniales Duo“ bezeichnet. Und sehr bald – das ist jetzt eine Exklusivinformation – wird es „Leo und Luis II“ geben. Ganz nach dem Motto: „never change a winning team“ arbeiten wir dabei wieder mit dem Regieteam Gaby Rothmüller und Alex Liegl zusammen. Die Musik stammt auch wieder von Marco Facchin. Darauf freuen wir uns schon sehr! Und ich glaube nicht nur wir…