Dieses gehört zu den 8 Theaterhäusern, die seit 2022 im regen Austausch stehen und sich „phone“ ausgeheckt haben. Den Auftakt einer ganzen Veranstaltungsreihe macht das Theaterstück „Calìgula“ am 22. März – aber nicht in deutscher Sprache… <b>Von Eva Bernhard</b><BR /><h3> Das Theaterstück</h3><b><BR /><BR />Wie kam „phone“ zustande, bzw. wie kam das Stadttheater Bruneck zu diesem Projekt?</b><BR />Christine Lasta: Schon vor Jahren hat Klaus Gasperi, der frühere Intendant des Stadttheaters Bruneck, dieses EU-Projekt an Land gezogen. Damals wollte man als deutschsprachiges Minderheitentheater daran teilnehmen. Doch für die EU ist Deutsch keine Minderheitensprache, und so haben wir uns mit der dritten Landesprache, mit einem ladinischen Theaterstück beworben. 8 Jahre später sitzen wir nun gemeinsam in einem Boot.<BR /><BR /><BR /><b>Was ist das Ziel von „phone“?</b><BR />Lasta: Es ist ein Projekt zur Sicherung und Förderung der kulturellen Vielfalt in Europa. Denn Sprachen sind Träger unseres kollektiven Gedächtnisses, sie sind wesentlicher Bestandteil unserer Identitäten. Begleitet werden wir in unserem Vorhaben von der Universität Leipzig und der Hanze Universität in Leeuwarden. Konkret arbeiten wir 8 Theater nun seit 2 Jahren zusammen und tauschen uns unsere Erfahrungen aus. Das heißt Theaterleiter, Autoren, technische Leiter, Marketingleute etwa diskutieren über Probleme aber auch über viele Berührungspunkte. Die kreative Umsetzung dieses multilingualen Austausches findet sich dann in unterschiedlichen Theaterproduktionen, Festivals und kulturellen Gesprächen.<BR /><BR /><BR /><b>Apropos Theaterproduktionen: Im Zuge von „phone“ werden Sie das Stück „Calìgula“ von Iaco Rigo in Bruneck zeigen…</b><BR />Lasta: Ladinisches Theater haben wir bisher kaum produziert. Umso mehr freut es uns, für „Caligula“ mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem Gadertal, aus Gröden und vom Enneberg zusammenzuarbeiten. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1003244_image" /></div> <BR /><BR /><b>Herr Rigo, Sie haben sich auch mit Autoren anderer „Kleinsprachen“, wie sie sagen, ausgetauscht…</b><BR />Iaco Rigo: Ja, Ende 2021 haben wir Autoren konkret mit der Arbeit begonnen. Bei einem Treffen in Island wurde jedem ein „Partner“ zugewiesen. Ich durfte mit einem jiddischen Komponisten und Schriftsteller arbeiten, den ich später in Tel Aviv besucht habe. Eine spannende Erfahrung, wo ich tief in das Jiddische eintauchen durfte. Da wurde mir erst bewusst, dass das Ladinische mit dem Jiddischen viel mehr gemein hat als vermutet. <BR /><BR /><BR /><b>Worum geht es in Ihrem Stück „Calìgula“?</b><BR />Rigo: Es ist ein mehrsprachiges – Gadertalerisch, Grödnerisch, Deutsch, Dialekt, Italienisch-Südtirolerische – Stück über das Gefangensein in Konstrukten und Realitäten und über die Frage, ob man diesen entfliehen kann. Mutter, Vater, Tochter hören einander nicht zu, alle sind mit sich selbst beschäftigt und geben wenig von ihren wahren Gefühlen preis. Mit der Zeit nimmt Calìgula, ein Vogel, immer mehr Platz in diesem Gefüge ein…<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1003247_image" /></div> <BR /><BR /><b>Frau Obermarzoner, Sie sind Schauspielerin, führen in „Calìgula“ aber Regie, auch Sie haben das Ladinische im Blut…</b><BR />Viktoria Obermarzoner: Meine Großeltern und Cousinen sind aus dem Gadertal, weshalb ich die Sommer dort verbracht habe und so die Sprache gelernt habe.<BR /><BR /><BR /><b>Lieber Schauspielerin oder Regisseurin?</b><BR />Obermarzoner: Ich stehe lieber auf der Bühne als dahinter. Doch es war eine spannende Erfahrung, Regie zu führen. Ich habe zudem alle Sprachen aus unserem Alltag eingebaut, sodass jeder sich zurechtfindet.<BR /><h3> International Night</h3><BR />Jedes der 8 Länder hospitiert mit seiner Eigenproduktion an 2 Theaterhäusern. Ausschnitte aus dem Stück „Calìgula“ zeigt das Schauspielteam aus Südtirol im Mai in Santiago de Compostela und im Juli in Galway. <BR />„Am Premierenabend von Calìgula' werden auch in Bruneck 2 Ensembles präsent sein“, erklärt Lasta. Während der „International Night“ wird das jiddische Theater aus Bukarest und das deutsch-sorbische Volkstheater aus Bautzen um 20 Uhr 20 Minuten lang auftreten.<BR /><h3> Community Theatre</h3><BR />6 Amateurschauspielerinnen aus dem Gadertal arbeiten an einem Theaterstück, das die Grödner Autorin und Lyrikern <b>Nadia Rungger</b> geschrieben hat. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1003250_image" /></div> „Für mich ist Theater Neuland. Normalerweise schreibe ich auf Deutsch oder Ladinisch. Aber wir tragen viele Sprachen in uns“, meinte sie gestern. Trotz des Neulandes bliebe aber etwas immer gleich: „Ich suche das Wesentliche!“ Viele neue Erfahrungen habe sie während dieses Projekts machen dürfen: „In einem Moment schreibe ich über das Wurzelgemüse, und im nächsten Augenblick gehe ich Kartoffeln kaufen und bringe sie mit zur Probe. Was ich schreibe, materialisiert sich in gewisser Weise. Meine Worte verlassen meinen Mund und werden von anderen Menschen gesprochen. Spannend ist auch, dass ich auf Grödnerisch schreibe, und dann ein zusätzlicher Schritt der Übersetzung notwendig ist. Meine Texte werden nämlich von Simon Kostner in das Ladinische aus dem Gadertal transferiert. Die Worte verlassen meine Muttersprache und kommen in eine Realität, die einen anderen Klang hat, dem ich mich aber sehr nahe fühle.“<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1003253_image" /></div> <BR /><BR />Für Regisseur <b>Simon Kostner</b> verwirklicht sich sein Wunsch, „dass wir Ladiner unsere Grenzen überwinden. Das sollten alle 3 Sprachgruppen öfters machen und sich vermischen. Denn mischen ist nicht gefährlich. Wir Ladiner und Gadertaler tun das seit Jahrhunderten und haben nichts aufgegeben von unserer Kultur.“ Auch wünsche er sich, dass das Wort Minderheit nicht mehr mit dem Wort Minderwertigkeit verwechselt werde. Das Community Theatre trifft sich einmal in der Woche und wird ein Stück Ende Mai aufführen. <BR /><h3> Community Festival</h3><BR />„Zum Abschluss wird Südtirol als Gastgeberland fungieren“, so Lasta, „alle Minderheitentheater kommen nach Enneberg.“ Ca. 30 Amateurschauspieler und Schauspielerinnen werden eine Woche lang an einem sprachübergreifenden Theaterprojekt arbeiten. <BR /><h3> Projekt „phone“</h3><BR />Dieses wird mit 1 Million Euro von der EU finanziert. <BR /><b>Teilhabende Theater sind:</b><BR /><BR />Südtirol: Stadttheater Bruneck <BR />Spanien: Galizisches Centro Dramatico Galego in Santiago de Compostela Deutschland: Deutsch-Sorbisches Volkstheater in Bautzen –<BR />Irland: Gälisches Fibin in Galway –<BR />Norwegen: Kvenisches Kvääniteatteri in Tromso <BR />Frankreich: Bretonisches Teatr Piba in Brest <BR />Rumänien: Jiddisches Teatrul Evreiesc de Stat in Bukarest <BR />Niederlanden: Friesisches Tryater in Leeuwarden<h3> Termine</h3><BR /><b>International Night:</b><BR />22.3., 20 Uhr, Stadttheater Bruneck<BR /><BR /><Fett>Theater Calìgula:</Fett><BR />Premiere: 22.3., 20.30 Uhr <BR />Weitere Termine: 23., 27.3. und 1., 4., 6. 4., 20 Uhr, sonn- und feiertags 18 Uhr , Stadttheater Bruneck <BR />Mit: Mirko Costa, Maria Craf- fonara, Sabrina Fraternali, Hanenn Huber, Lisa Laner <BR />Ausstattung: Ursula Tavella Musik: Maria Craffonara <BR />Tanz: Sabrina Fraternali<BR /><BR /><Fett>Community Theatre:</Fett><BR />25.5., 20 Uhr; 26. 5., 18 Uhr, Kulturhaus Stern <BR />29.5., 20 Uhr, Kulturhaus L. Trenker St. Ulrich <BR />31. 5., 20 Uhr, Stadttheater Bruneck <BR />Mit: Marta Cristofolini, Julie Mühlmann, Susy Mutschlechner, Milena Obwegs, Maria Margareth Pedevilla, Silvana Pitscheider <BR />Mitarbeit: Mattia Maldonado, Luca Mussner, Eliane Pedevilla <BR />Licht: Jan Gasperi<BR /><BR /><Fett>Community Festival:</Fett><BR />6. 7., La Pli/Enneberg <Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR /><BR /><BR />