Und auch als Ehemann von Irene Girkinger, die 11 Jahre lang Intendantin der VBB war, blieb er nicht unbemerkt. Nun übernimmt er die Leitung des „größten Theaters Österreichs“, lässt der Vorstand des Schauspielhauses Salzburg verlauten...<BR /><BR /><b>Sie haben bereits am Schauspielhaus Salzburg gearbeitet. 2025/26 kehren Sie nun zurück und übernehmen als künstlerischer Direktor zusammen mit Sophia Aurich als künstlerischer Co-Leiterin die Führung. Freude, Ehrfurcht, Angst, wie fühlen Sie sich diesmal?</b><BR />Alexander Kratzer: Ich habe meine Ausbildung am Schauspielhaus, damals noch Elisabethbühne, absolviert. An diesem Haus habe ich so viel gelernt als Schauspieler, aber auch als Regisseur. Dann bin ich irgendwann als Gastregisseur zurück gekehrt. Damals war das schon spannend. Aber nun als neuer künstlerischer Direktor zurückzukehren, ist extrem aufregend. Und das Wort Ehrfurcht trifft es auch sehr gut. Ich bin dankbar, dass man in mich bzw. uns ein so großes Vertrauen setzt.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1060629_image" /></div> <BR /><BR /><b>„Die überzeugende Kombination aus Alexander Kratzer als erfahrenem Regisseur und Theaterleiter sowie Sophia Aurich als junger Regisseurin mit spannender Handschrift stellt sowohl die Bewahrung der Identität des Schauspielhauses als auch die gewünschte Erweiterung um weibliche zeitgenössische Sichtweisen sicher“, argumentiert der Vorstand seine Doppelwahl. Was werden künftig Ihre Aufgaben am Theater sein und welche wird Ihre Kollegin übernehmen?</b><BR />Kratzer: Gemeinsam sind wir im Team für die künstlerischen Entscheidungen am Haus zuständig. Wir gestalten den Spielplan, bestimmen, welche Schauspielerinnen und Schauspieler wir engagieren, welche Regieteams am Haus arbeiten sollen und so weiter. Dann werden wir auch beide am Haus inszenieren und so die künstlerische Linie des Hauses prägen. Ich mache dann aber noch zusätzlich die künstlerische Geschäftsführung.<BR /><BR /><BR /><b>22 Bewerber, dann schließlich 4 Finalisten: Ihre Aussage: „Nach innen wollen wir eine Politik des Konsens und Dialogs leben, nach außen kompromisslos anregendes Theater präsentieren“, muss wohl überzeugt haben. Was haben Sie also vor?</b><BR />Kratzer: Wir sind überzeugt, dass das Arbeiten im Team ein zeitgemäßes Modell ist. Man muss einen guten Konsens in den Entscheidungen finden, um in Folge auch gemeinsam zu Entscheidungen stehen zu können und sie umzusetzen. Wir hoffen, dass diese Arbeitsmethode auch auf die anderen Mitarbeitenden übergeht. Künstlerisch haben wir einiges vor. Klassiker heutig interpretiert und auf ihre Relevanz befragt, zeitgenössische Dramatik soll auch einen großen Stellenwert bekommen. Wir möchten eine moderne Ästhetik etablieren und junge, diverse Regiestimmen ans Haus holen. Wir hoffen, dass unser Theater noch stärker ein Begegnungsort für ein generationsreiches Publikum wird. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1060632_image" /></div> <BR /><BR /><b>Sie übernehmen ein Haus, das zuletzt wegen Differenzen innerhalb des Betriebes insbesondere mit dem scheidenden Intendanten Robert Piez auf sich aufmerksam gemacht hat. Ich kenne Sie als einen ausgeglichenen, in sich ruhenden Menschen. Wie wollen Sie ins Schauspielhaus Salzburg wieder Ruhe bringen?</b><BR />Kratzer: Ich war in den letzten Jahren nicht mehr am Haus engagiert und bin deshalb nicht in die Interna eingeweiht. Ich bzw. wir möchten auf alle Mitarbeitenden zugehen, mit Ihnen Gespräche führen, um das Haus von „innen“ kennenzulernen und um Gegebenheiten, Bedürfnisse, Mängel etc. erkennen zu können und im Bedarfsfall Veränderungen vorzunehmen. Wir versuchen beide, in unserer Regiearbeit ein respektvolles Miteinander zu schaffen, das wollen wir am Schauspielhaus nun auch in unserer künstlerischen Leitung leben. <BR /><BR /><BR /><b>In Südtirol sind Sie gut vernetzt und wohl bekannt. Sie haben bei den Vereinigten Bühnen Bozen, im Stadttheater Bruneck, im Theater in der Altstadt Meran und bei den Rittner Sommerspielen, bereits siebenmal, Stücke inszeniert. Wie erleben Sie den Südtiroler Theaterbetrieb?</b><BR />Kratzer: Bei meinen Recherchen zum Film über 50 Jahre Rittner Sommerspiele habe ich viel über die Professionalisierung des Theaters erfahren. Neben den zahlreichen Laienbühnen gibt es in Südtirol mittlerweile eine wirklich beachtliche Struktur an professionellen Theatern, die für hohe Qualität stehen. Aber Südtirol kann im professionellen Theater eben nicht auf eine so lange Tradition zurück blicken. Das Schauspielhaus Salzburg blickt schon auf eine fast 70-jährige Geschichte. Ansonsten erlebe ich den Südtiroler Theaterbetrieb sehr positiv. Hier arbeiten hervorragende Kolleginnen und Kollegen, mit einigen von ihnen verbindet mich auch eine Freundschaft. <BR /><BR /><BR /><b>Und wie würden Sie die Südtiroler Theaterwelt im deutschsprachigen Theaterkontext positionieren?</b><BR />Kratzer: Die Südtiroler Theater haben schon alleine durch ihre Lage eine besondere Position. Sie bilden den südlichen Abschluss des deutschsprachigen Theaterraums. Die professionellen Theaterbetriebe sind untereinander gut vernetzt und werden auch überregional wahrgenommen. Ich hoffe eigentlich, dass sich mit dem ein oder anderen Theater auch eine Zusammenarbeit ergibt. Das zeigt ja auch, wie sehr ich das Theaterschaffen in Südtirol schätze. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1060635_image" /></div> <BR /><BR /><b>2014 inszenierten Sie bei den Vereinigten Bühnen Bozen die Uraufführung von „Option. Spuren der Erinnerung“ und gaben mit den ergreifenden Erzählungen von Zeitzeugen Einblick in unsere Geschichte. 2016 führten Sie immer für die VBB Regie im Stück „Bombenjahre“, auch eine „gar nicht einfache Produktion“, wie Sie mir damals in unserm Gespräch verrieten. Schwierige historische Ereignisse, die in Südtirol immer noch unter den Nägeln brennen, im Theater zu zeigen, ist hierzulande und wahrscheinlich überall, nicht einfach. Ihre Inszenierungen überzeugten. Inwieweit haben Sie Ihnen auch auf Ihrer Karriereleiter weitergeholfen?</b><BR />Kratzer: Für mich sind diese Produktionen sehr wichtig. Vor allem „Option. Spuren der Erinnerung“ werde ich immer als ganz besondere Inszenierung in meinem Herzen tragen. Da gab es so viele wertvolle Begegnungen zwischen verschiedensten Menschen, und ich bin stolz, dass wir einen Beitrag zur Aufarbeitung dieses traurigen Kapitels der Südtiroler Geschichte leisten konnten. Das Stück wurde wirklich sehr stark auch von außen wahrgenommen und hat mir geholfen, mich als Regisseur mit einer künstlerischen Sprache klar zu positionieren. Andreas Schett vom Ensemble „Franui“, das ja bei allen 3 Inszenierungen dabei war, hat es einmal bei einem guten Essen so ausgedrückt: „Das sind unsere signature Produktionen.“<BR /></TD><TD><BR /><BR /><b>Werden Sie in Salzburg auch historische Themen aufgreifen?</b><BR />Kratzer: Ich möchte zuerst wieder richtig in Salzburg ankommen, um Themen zu eruieren, die vor Ort immanent sind. Und dann habe ich schon vor, wieder dokumentarische Arbeiten auf die Bühne zu bringen.<BR /><BR /><b>Und in Südtirol, wird man Sie hier noch erleben dürfen?</b><BR />Kratzer: Ich werde in der nun beginnenden Saison am Stadttheater Bruneck inszenieren, sogar zweimal. Im Dezember das Kinderstück „Die dumme Augustine“ und im Mai 2025 eine Komödie. Und danach hoffe ich, auch immer wieder nach Südtirol kommen zu können – sei es beruflich oder privat. Ich kann mir Koproduktionen vorstellen, und man kann mich weiterhin engagieren.<BR /><BR /><b>Biografie Alexander Kratzer</b><BR /><BR /><BR />Geboren 1971 in Innsbruck, absolvierte er von 1993-97 seine Schauspielausbildung an der Elisabethbühne Salzburg. Er gründete 1998 das Kindertheater StromBomBoli, dessen künstlerischer Leiter er für viele Jahre war. Außerdem war er künstlerischer Leiter des sommer. theater.hall und in den Jahren 2020-22 des Theaters an der Effingerstrasse in Bern. Von 2000-2003 war er Ensemblemitglied am Tiroler Landestheater. In seiner Tätigkeit als freier Regisseur erarbeitete er über 100 Inszenierungen. Darunter klassische Texte von Shakespeare, Kleist und Nestroy, aber auch Klassiker der Moderne wie Dürrenmatt und Sartre. Er widmete sich auch der neuen Literatur und inszenierte einige Ur- und deutschsprachige Erstauf- führungen. Er gilt als versierter Komödienregisseur. Einen besonderen Namen hat er sich durch dokumentarische Theaterarbeiten gemacht. Kratzer inszenierte an vielen Häusern u.a. am Tiroler Landestheater, Kellertheater Innsbruck, Schauspielhaus Salzburg, Theater Phönix Linz, Theater des Kindes Linz, Komödienspiele Porcia, Volkstheater Wien, Theater Baden-Baden und Theater an der Effingerstrasse. In Südtirol ist er bekannt, da er am Stadttheater Bruneck, am Theater in der Altstadt Meran, an den Vereinigten Bühnen Bozen und siebenmal bei den Rittner Sommerspielen Regie führte.<BR /><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1060638_image" /></div> <h3> Biografie Sophia Aurich</h3><BR />1992 in Berlin geboren, nach Hospitanzen und Assistenzen an der Komischen Oper Berlin (u.a. bei Barrie Kosky), dem Thalia Theater Hamburg (bei Luk Perceval) und in der Freien Szene Berlins gab sie 2014 ihr Regiedebüt mit „Nie im Leben“ nach Motiven von Jean-Paul Sartre am Theater im Kino Berlin. Parallel dazu schloss sie an der Freien Universität Berlin das Studium der Theaterwissenschaften und<BR />Philosophie ab. Von 2016 bis 2020 war sie fest engagierte Regieassistentin am Stadttheater Bern. In dieser Zeit entstanden weitere Inszenierungen. Seit 2020 ist Aurich als freischaffende Regisseurin tätig, etwa an den Bühnen Bern, dem Staatstheater Wiesbaden, dem Landestheater Tübingen, dem Landestheater Neuss und den <b>Vereinigten Bühnen Bozen (2023, Kein Weltuntergang).</b> Ein besonderes Augenmerk gilt der Aktualisierung und Adaption klassischer Stoffe für zeitgenössische Realitäten und Denkweisen, so wie bei ihrer Fassung „Der Fall Medea“ am Staatstheater Wiesbaden und der Dramatisierung von Romanen wie zuletzt für das Landestheater Tübingen mit „Das große Heft“ von Ágota Kristóf.