Der bekannte Priester verrät im Interview auch, was die wertvollsten Geschenke sind, warum die Sehnsucht nach Ritualen nach wie vor groß ist und wer es am Fest der Familie und des Friedens besonders schwer hat. <BR /><BR /><b>Heuer haben viele Familien wegen der Teuerung kein großes Budget für Weihnachtsgeschenke. Wie verändert dies das heurige Weihnachten?</b><BR />Toni Fiung: Ich hoffe zum Positiven: Ich sehe da eine große Chance. Abgesehen von den finanziellen Sorgen, die es leider auch gibt, kommt man vielleicht weg vom materiellen Denken beim Schenken. Die größten Geschenke sind doch, einander Zeit zu schenken, miteinander etwas zu unternehmen und Beziehungen zu pflegen. Das sind letztlich die großen Geschenke. <BR /><BR /><b>Viele Eltern werden das anders sehen: Kinder wünschen sich ein iPhone oder andere Dinge, die sehr viel kosten und wenn sie diese nicht erhalten, dann folgt die große Enttäuschung</b>. <BR />Fiung: Wenn man mit größeren Kindern vorher redet, kann man Enttäuschungen vorbeugen. Bei kleinen Kindern muss man überlegen, was man ihnen vermittelt. Kleine Kinder schätzen die Fülle der Geschenke oft gar nicht. Sie sind mit einem schönen Geschenk eigentlich schon zufrieden - aber dann werden sie noch von Oma und Opa beschenkt, von Patinnen usw.. Damit werden kleine Kinder total überfordert. Es ist zudem nicht günstig, wenn man das Schenken zu stark auf Weihnachten konzentriert: Man kann sich während des Jahres auch beschenken - zu anderen Anlässen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-57197140_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Gehen Rituale in der Weihnachtszeit mehr und mehr verloren, weil alles so kommerziell abläuft?</b><BR />Fiung: Nein, Rituale gehen nicht verloren - die Sehnsucht nach solchen Ritualen ist nach wie vor groß. Irgend etwas wollen die Menschen in der Weihnachtszeit machen. Rituale sprechen die Sinne und auch das Spirituelle an. Zu Weihnachten gibt es eine verstärkte Sehnsucht nach einem Zuhause, einem sicheren Ort und nach Menschen, mit denen man in Beziehung steht. Solche Rituale sind z. B. das gemeinsame Anzünden der Kerzen am Adventkranz, sich gegenseitig zu erzählen, gemeinsam ein Adventlied singen oder zusammen etwas zu essen und die Stimmung zu genießen. Dabei kommt man auch ins Gespräch. Ideal wäre es, wenn man das jeden Tag machen würde - das wollten wir auch mit unserem Familien-Adventskalender „24-Lichtgeschichten“ erreichen.<BR /><BR /><b>Für viele Menschen ist Weihnachten mit negativen Gedanken verbunden. Manche mögen Weihnachten überhaupt nicht. Was können Sie denen raten?</b><BR />Fiung: Ich begleite auch Menschen, die sich jetzt schon Sorgen machen, weil sie jedes Jahr zu Weihnachten in eine depressive Stimmung geraten. Sie erinnern sich z. B. an früher - als es nicht so schön war. Zudem gibt es Menschen, die an Weihnachten schlechte Erfahrungen gemacht haben, weil es Spannungen oder Streit gegeben hat. Diese Menschen brauchen Unterstützung und die Zuversicht, dass sie eine Form finden, die für sie stimmig ist und das Gefühl, dass sie es auch in diesem Jahr irgendwie schaffen werden. Eine zweite Anregung könnte sein: Wegkommen vom Alleinsein und sich an andere liebe Menschen wenden, mit denen man etwas machen kann. Denn zu Weihnachten allein sein kann für manche sehr bedrückend sein. Gleichsam sollten alle sensibel hinschauen, wo Menschen in dieser Zeit unsere Unterstützung brauchen.<BR /><BR /><b>Was empfehlen Sie, wenn in Familien die Situation so konfliktgeladen ist, dass Streit zu Weihnachten vorprogrammiert scheint?</b><BR />Fiung: Das kann eine große Herausforderung sein. In solchen Fällen empfehle ich, wenn es möglich ist, sich vorher gut abzusprechen und sich Regeln zu geben, um eine Form zu finden, respektvoll miteinander Weihnachten zu feiern. Oft sind es Kompromisse bei denen man z. B. etwas gemeinsam und etwas getrennt oder alleine macht.<BR /><BR /><b>Welchen Paaren bereitet Weihnachten Ihrer Erfahrung nach am meisten Probleme?</b><BR />Fiung: Schwer haben es jene Paare oder Familien, die in einer Krise stecken, weil sich sehr vieles verändert hat. Leider werden gerade zur Weihnachtszeit z. B. Trennungsentscheidungen bekannt gegeben. Schwierige Weihnachten erleben Kinder von Eltern, die sich im Streit getrennt haben und nicht mehr miteinander können. Sehr belastend ist Weihnachten oft für Familien, wo sich in letzter Zeit ein Todesfall ereignet hat. Auch Krankheiten können Weihnachten überschatten. Da kann es ratsam sein, sich rechtzeitig Hilfe zu suchen und sich entsprechend zu organisieren. Und als Freunde und Verwandte ist es wichtig, hinzuschauen und sich feinfühlig zu zeigen. Man sollte sich auch anbieten und versuchen, eine Stütze zu sein. Viele laden zu Weihnachten Menschen ein, die allein sind und nehmen sie dazu. Das ist auch im Sinne des christlichen Glaubens: Offen zu sein für jene, die in dieser Zeit Solidarität brauchen.