<b>Von Ferruccio Delle Cave</b><BR /><BR />Jonas Kaufmann bietet mit all seiner künstlerischen Erfahrung seinem Publikum vier Saisonen – Erntedank, Winter, Ostern und Sommer – als ein Ganzes an, als ein musikalisches Kontinuum. Neben neuen Impulsen wird aber die Tradition der Tiroler Festspiele in Erl weitergeführt, etwa die Musik in ihrer ganzen Vielfalt, von der Kammermusik bis zur Oper, von der ernsten bis zur Volksmusik, vom Barock bis zu Werken der zeitgenössischen Musik. <BR /><BR />Der nächste Programmpunkt ist (17. und 20.4.) eine Neuinszenierung von Wagners „Parsifal“ mit dem Orchester und dem Chor der Tiroler Festspiele Erl unter der musikalischen Leitung von Asher Fisch und der Regie von Philipp M. Krenn. Den Parsifal singt Jonas Kaufmann selbst, den Amfortas Michael Nagy, den Titurel Clive Bayley und den Gurnemanz Brindley Sherratt, die Rolle der Kundry übernimmt Irene Roberts und Klingsor ist Georg Nigl. Mit dem „Parsifal“ stand also das erste große Highlight der Saison im Erler Festspielhaus an. <BR /><BR /><BR /><b>Seit Jahrzehnten schon gehören Sie zu den größten Tenören unserer Zeit. Sie traten und treten auf den großen Opernbühnen diese Welt auf. Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe als Intendant der Tiroler Festspiele Erl?</b><BR />Jonas Kaufmann: Ich durfte als Sänger über Jahrzehnte den Opernbetrieb von den kleinsten bis zu den größten Häusern beobachten und habe, denke ich, doch die eine oder andere Erfahrung gesammelt. Diesen Erfahrungsschatz möchte ich gerne weitergeben. Da ich als Sänger so viel unterwegs bin, kann ich mir regelmäßige Unterrichtsstunden mit Schülern leider nicht aus den Rippen schneiden; und die Verantwortung für junge Sänger ist zu groß für einen Lehrer, um sie nebenbei zu übernehmen. Die Intendanten-Rolle – vor allem für ein Festival, das nicht das ganze Jahr spielt – habe ich mir schon zugetraut.<BR /><BR /><b>Wie werden sich die Tiroler Festspiele unter Ihrer künstlerischen Leitung verändern? Was schwebt Ihnen als Intendant vor?</b><BR />Kaufmann: Bei meinem Antritt hatte ich den Eindruck, dass das Festival noch nicht oder vielleicht nicht mehr in den Herzen der Tiroler angekommen ist. Das wollte ich auf alle Fälle ändern, gleichzeitig aber international wettbewerbsfähig auf höchstem Niveau präsentieren. Ich glaube, dass ein Festival vielen verschiedenen Geschmacksrichtungen und Fangruppen gefallen muss und nicht nur einer oder zweien. Aber bei all den Dingen, die wir tun – Modernes Regietheater und klassische Produktionen, Opern-Welthits und Uraufführungen, Förderung der jungen Sänger-Generation und Programme für Kinder – ist es vor allem wichtig, auf einem möglichst hohen Niveau zu arbeiten. Jeder sucht sich dann für seinen Geschmack etwas aus und wird mit ziemlicher Sicherheit nicht enttäuscht.<BR /><BR /><b>Sie singen den Parsifal in einer Neuinszenierung in Erl. Wird es auch eine Neuinterpretation von Wagners „Weihefestspiel“ geben? Der Parsifal gehört ja zu den schwierigsten Opern nicht nur Wagners, sondern auch der gesamten Opernliteratur. Was verbindet Sie persönlich mit Wagner und speziell mit dieser Rolle?</b>Kaufmann: Ich bin durch meinen Großvater sehr früh mit Wagners Musik in Kontakt gekommen: Er spielte, sang und hörte seine Werke, wann immer er konnte. Parsifal habe ich 1993 in Bayreuth erstmals gesehen, 1995 als Knappe und 2006 dann als Parsifal zum ersten Mal gesungen und seitdem viele Male gegeben und gehört. Es ist ein Stück, das mich immer wieder umtreibt und nicht loslässt. Es ist das vielleicht am meisten süchtig machende Bühnenwerk, das ich kenne.<BR /><BR /><b>Und welche Pläne haben Sie für die nächste Zukunft? Werden wir Sie wieder einmal auch in der Mailänder Scala erleben?</b><BR />Kaufmann: Ich habe nicht vor, meine Karriere als Sänger an den Nagel zu hängen, daher werde ich auch ganz bestimmt wieder in der Scala auftreten. Zunächst führt mich aber der Weg wieder einmal in die deutlich nähere Arena di Verona, wo ich am 3. August eine Galavorstellung geben werde.Osterprogramm: Heute, 15 Uhr: Bach, Matthäus-Passion – Samstag, 18 Uhr, Kolonovits, „Die Erler Pas- sion“ – Sonntag, Wagner, Parsival.