Emanuele Masi wird Ende Juli nach 15 Jahren das Festival seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin übergeben. Und für seine große Leistung in der Programmgestaltung dankte ihm auch der Präsident der Stiftung Haydn <b>Paul Gasser</b> ganz besonders. Ein Blick ins Programm...<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026546_image" /></div> <BR /><BR /><b>Das Tanzfestival Bozen feiert im Sommer die 40. Ausgabe, Ihre Bilanz?</b><BR />Emanuele Masi: Es waren 40 Jahre, die von dauernden Veränderungen geprägt waren, die wiederum zu neuen kreativen Visionen geführt haben und führen werden. Und nun ist es auch Endstation, was meine künstlerische Leitung anbelangt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026549_image" /></div> <BR /><BR /><b>Sie haben Tanz Bozen seit 15 Jahren geprägt. Was haben Sie sich für die Jubiläumsausgabe ausgedacht, die nun Ihre letzte ist?</b><BR />Masi: Das Programm ist diesmal sehr umfangreich. Schon der Titel, den wir gewählt haben, weist darauf hin: „40“. Das ist die Summe aus verschiedenen Projekten und auch der Höhepunkt meiner bisherigen kuratorischen Arbeit mit vielen Partnern, die mittlerweile Kardinalpunkte der internationalen Tanz-Szene geworden sind. Wir haben den künstlerischen Werdegang von Tänzern und Tänzerinnen, die hier in Bozen aufgetreten sind, teilweise sogar ihre Karriere hier begonnen haben, verfolgt und nun wieder eingeladen. Es gibt aber auch neue Gesichter. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026552_image" /></div> <BR /><BR /><b>Mit dieser Ausgabe endet auch eine Art Trilogie…</b><BR />Masi: Ich würde sie als Pop-Identität definieren. Inspiriert von der Landschaft der Dolomiten galt unser Augenmerk vor 3 Jahren der Tierwelt und im vergangenen Jahr dem Pflanzenreich. Und diese Eckpfeiler des visuellen Erscheinungsbildes des Festivals sind gleichzeitig auch eine Metapher für das Programm. Für die Jubiläumsausgabe haben wir uns nun von der Welt der Mineralien inspirieren lassen, von der Stärke der Metalle, dem Glanz der Edelsteine sowie von den 4 Elementen, die Legierungen und Edelsteine schmieden: Luft, Erde, Feuer und Wasser. Wir wollen den Festivalinhalt bildhaft vermitteln, einerseits die Qualität der Bewegung und des Tanzes aufzeigen, andererseits das Gefühlsspektrum des Menschen, das im Laufe dieser Ausgabe zum Vorschein gebracht wird, das aber auch meine 15 Jahre Programmarbeit begleitet hat. Wir nutzen den Tanz wie ein Prisma, das helles buntes Licht in alle Richtungen streut und von den Regungen der Menschheit erzählt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026555_image" /></div> <BR /><BR /><b>Konkret umgesetzt: Was wird am Eröffnungsabend gezeigt?</b><BR />Masi: Am 12. Juli im Großen Saal des Bozner Stadttheaters wird die Neuproduktion von <Fett>Gauthier Dance//Dance Company Theaterhaus Stuttgart</Fett> zu sehen sein. Erstmals und exklusiv in Italien zeigt die „Principal Guest Company“ von Tanz Bozen das Stück <TextHBlau>„Elements“</TextHBlau>, in dem sich 4 weltbekannte Choreografinnen und Choreografen jeweils einem Naturelement gewidmet haben: Sharon Eyal dem Feuer, Andonis Foniadakis dem Wasser, Louise Lecavalier der Luft und Mauro Bigonzetti der Erde. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026558_image" /></div> <BR /><BR /><b>Die Kompanie aus Stuttgart hat das Tanzfestival in den letzten Jahren maßgeblich geprägt…</b><BR />Masi: Ja, es war eine fruchtbare Zusammenarbeit, die uns beide wachsen ließ. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026561_image" /></div> <BR /><BR /><b>„Erwachsen“ geworden ist das Tanzfestival Bozen mit noch einer weiteren Kompanie…</b><BR />Masi: Es ist das wahrscheinlich angesagteste Kollektiv unserer Zeit, (LA)HORDE mit dem Ballet national de Marseille. Die Partnerkompanie unseres Festivals für den Zeitraum 2022-2024 setzte am Ende (26., 27.7) den markanten Schlusspunkt. Mit „Age of Content“ ist erstmals und exklusiv in Italien ein Stück zu sehen, indem es die porösen Grenzen zwischen realer und virtueller Welt beschreibt. Marine Brutti, Jonathan Debrouwer und Arthur Harel erforschen darin Mischformen physischer und mentaler Zustände, auf einer Reise durch Welten, in denen die Symbolik stärker ist als die Realität der Generation Z. Ein mysteriöses, überraschendes, hypnotisches Stück, in dem sich die Tanzenden des Ballet national de Marseille auf die Suche nach einer neuen Identität machen. Wir haben auf sie gesetzt, im Nachhinein die richtige Entscheidung… <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026564_image" /></div> <BR /><BR /><b>Es war also die richtige Entscheidung vor 3 Jahren auf dieses angesagte Kollektiv zu setzten. Wer sind weitere Choreografen oder Choreografinnen, die Sie für die 40. Ausgabe gewählt haben?</b><BR />Masi: Es gibt viele internationale Künstlerinnen und Künstler, die in den Jahren meiner künstlerischen Leitung zu tragenden Säulen des Festivals geworden sind: Rachid Ouramdane, Michele Di Stefano, Alessandro Sciarroni, Olivier Dubois, Maud Le Pladec, Mattia Russo und Antonio de Rosa (Kor’sia), Maguy Marin, Michele Abbondanza und Antonella Bertoni, die 2024 mit ihren jüngsten Projekten oder beliebten Klassikern nach Bozen zurückkehren. Musikalisch begleitet werden sie u.a. vom Haydn Orchester.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026567_image" /></div> <BR /><BR /><b>Es gibt auch eine Wiederaufnahme: Mitten in der Corona-Pandemie ist Ihnen ein Clou gelungen. Ich werde die Ausgabe 2020 nie mehr vergessen…</b><BR />Masi: (lächelt) Ja, um die damals geltenden Abstandsregeln einzuhalten, entstand das Projekt „Eden“, das von der italienischen Kunstkritik für seine Originalität mit dem Premio D&D ausgezeichnet wurde. Es war ein Solo für einen einzelnen Zuschauer, allein im großen Saal des Stadttheaters. Zur 40-Jahr-Feier präsentiert wir eine Wiederaufnahme von „Eden selon Rachid“, dem Solo aus der Feder von Rachid Ouramdane, erneut interpretiert von Annie Hanauer, nur diesmal vor vollen Zuschauerrängen (13. Juli, Stadttheater).<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026570_image" /></div> <BR /><BR /><b>Seit 2011 gibt es u.a. die Sektion „off stage“, das Festival verlässt das Stadttheater…</b><BR />Masi: Beinahe mit Zentrifugalkraft wird es aus dem Theater in verschiedene Orte der Stadt geschleudert. So kehren wir in den Herzogspalast zurück, wo das Festival 1985 zum ersten Mal ausgetragen wurde, oder ins Waltherhaus. Wir haben immer versucht, den richtigen Ort für das richtige Stück zu finden. Auch Künstler haben Orte vorgeschlagen, wie etwa die Norwegerin Helle Siljeholm, die am 13. Juli bei der Bergstation Dantercepies auf 2300 Metern die Kletter-Performance „The Sea of Rocks“ zeigen wird – eine Zusammenarbeit mit der 9. Biennale Gherdëina.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026573_image" /></div> <BR /><BR /><b>Apropos Zusammenarbeiten – auch da haben Sie in den vergangenen Jahren einige Partner gewinnen können...</b><BR />Masi: Wir arbeiten mit verschieden Kulturinstitutionen zusammen. Mit dem Museion gibt es schon einen jahrelangen Dialog. So zeigt es am Donnerstag etwa (19 und 20.30 Uhr) <TextHBlau>„DUEL. Adam und Eva“,</TextHBlau> den ersten Akt des Tanzstücks DUEL, das 2014 aus der Begegnung von Abbondanza/Bertoni mit dem Südtiroler Bildhauer Adolf Vallazza hervorging. Und am 22. und 25. Juli präsentieren 3 Künstlerinnen 3 Projekte im Zusammenhang mit der Ausstellung „Renaissance“, in der sich alles um die Arbeit von Künstlerinnen dreht, die dem Umgang mit kulturellem Erbe und den gesellschaftlichen sowie ästhetischen „Normen“ unserer Zeit kritisch gegenüberstehen.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026576_image" /></div> <BR /><BR /><b>Das Tanzfestival wird von viel Live-Musik begleitet…</b><BR />Masi: Das Haydn Orchester begleitet uns natürlich als wichtiger Partner. Erneut arbeiten wir etwa mit dem Komponisten und Oboisten <Fett>Arnaldo De Felice</Fett> zusammen. Am 16. Juli findet im Kreuzgang des Dominikanerklosters (20 Uhr) eine Uraufführung in Zusammenarbeit mit dem Bozner Konservatorium statt, die zeitgenössischen Tanz und Live-Musik verknüpft. Die Performance zur mythologischen Figur der Medusa entstand aus der Begegnung zwischen dem <Fett>Bangkok City Ballet</Fett> und dem Komponisten aus Bozen. <BR /><BR /><b>Programm</b>:vom 12.-27. 7.<BR /><b>Tickets:</b> ab 14.7.<BR /><b>Ausstellung</b>: „40 Jahre Tanz Bozen“ 4.-26.7., Stadtgalerie Bozen<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026579_image" /></div> <h3>Programm der Tanzkurse</h3>1985 hat alles begonnen: Mit einem Angebot an Ballett- und Jazzkursen wurde das Tanzfestival in Bozen aus der Taufe gehoben. Heute umfasst das vom Südtiroler Kulturinstitut mit seiner künstlerischen Leiterin <Fett>Sharon Booth</Fett> erstellte Tanzkursprogramm unzählige weitere Kurse. „Die vor allem Spaß machen sollen“, meint die Tanzdozentin. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026582_image" /></div> <BR /><BR /><BR />25 Dozenten und Dozentinnen aus aller Welt leiten rund 75 Tanzkurse für Anfänger bis Fortgeschrittene. 6 Musiker begleiten einen Großteil der Kurse mit Live-Musik. Die Palette an Tanzstilen, Niveaus und Zielgruppen ist groß. So gibt es beispielsweise 13 Modern- und Contemporary-Kurse für verschieden Niveaus, die alle vom Pianisten Luis Carmona Barrio oder vom Perkussionisten François Ceccaldi begleitet werden. Fallende und weiche Bewegungen vereint mit dynamischen Schrittkombinationen und raumgreifenden Schrittfolgen zeichnen diesen Tanzstil aus, der von Sharon Booth, Jennifer Mann, Alex Frei, Roberto Altamura und Natalia Viñas Roig unterrichtet wird. Das Ballett-Angebot mit Audrey van Herck und Robert Hewitt umfasst 7 Kurse, wobei ein Kurs speziell für Kinder von 9-12 Jahren konzipiert ist. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026585_image" /></div> <BR /><BR /><BR />Mit Hip Hop und House, die von Yurena Molina Torres und Peeps unterrichtet werden, stehen 2 Tanzstile der „Urban Styles“ auf dem Programm. Ein besonderes Augenmerk liegt wieder auf den sogenannten Bodywork-Kursen: die Teilnehmer können aus einem großen Angebot an Yoga- und Pilates-Kursen sowie Yamuna®Body Rolling und Gyrokinesis® wählen. Avalon Rathgeb, die Stepp-Tanz-Dozentin aus Großbritannien wird heuer wieder einen Einblick in die Welt des Steppens geben – für Anfänger und für Fortgeschrittene. American Jazz, Latin Jazz und Lyrical Jazz mit den Dozenten Sam Watson und Juanjo Hinojosa gehören zu den Lieblingskursen vieler Teilnehmer, ebenso wie Afro Caribbean mit Chantal Loïal und dem Perkussionisten Cyrille Daumont. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026588_image" /></div> <BR /><BR />Für exotischen Flair sorgen auch die Bollywood-Kurse für Kinder und Erwachsene mit Nathalie Rajawasala, während Lindy Hop und 1920’s Charleston mit Robyn Larsen und Jeff Tong die 1920-er Jahre wieder aufleben lassen. Der spanische Dozent Juan Carlos Lérida taucht in die Welt des Flamenco ein – begleitet von Live-Musik des Musikers Carlos Cuenca.<BR /><BR />Für fortgeschrittene Tänzer und Tänzerinnen stehen 5 Repertoire-Kurse zur Auswahl: Sie erhalten Einblicke in die Materialien von weltbekannten Choreografen wie Crystal Pite, Ohad Naharin, Bob Fosse und – heuer zum ersten Mal – auch Michael Jackson. Die Kurse werden von Jiri Pokorny, Rani Lebzelter, Alex Frei und Yurena Molina Torres gehalten. Bei den speziellen Joy of Dance-Kursen für über 50-Jährige stehen Körpertraining, Choreografie und vor allem viel Spaß an Tanz und Bewegung im Mittelpunkt. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1026591_image" /></div> <BR />Für Kinder von 5 bis 14 Jahren stehen Kids-Pakete auf dem Programm: Jeden Vormittag nehmen sie an 3 Tanzstunden teil und erhalten Einblick in verschiedene Tanzstile. Jede Woche wird mit einer Aufführung abgeschlossen. Theorie und Praxis von Dance for Health steht auf dem Lehrplan des Pädagogik-Seminars mit Fabiana Pastorin. Die „Samstag-Specials“ werden auch heuer angeboten: 3-stündige Spezial-Kurse zu verschiedenen Themen. Und die aus Bozen stammende Ballettmeisterin Alessandra Pasquali bietet eine Masterclass für fortgeschrittene Ballett-Tänzerinnen an, während Alessandra Tirendi das Thema Kreativer Kindertanz beleuchtet. Eine Besonderheit ist der Jubiläumsabend zum 40. Geburtstag des Festivals, der am 20. Juli um 19 Uhr im Waltherhaus in Bozen stattfinden wird: Tänzer aus verschiedenen Workshops präsentieren ihr neue Können. Das Festival wird am 27. Juli mit einem Group Motion Workshop abgeschlossen.<BR /><BR /><BR /><b>Termin:</b> 15. bis 27. Juli, Bozen.<BR /><BR />Eva Bernhard<BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />