„Wir haben in unserem Lande eine dichte und pulsierende Blasorchestertradition, die qualitätsmäßig sehr hohe Spitzen erreicht. Es freut mich besonders, dass diese Blasorchesterwelt offen ist für ein sehr breites Spektrum von ästhetischen Klangwelten“, sagt der Komponist. <BR /><BR /><b>„Shifting“ ist ein Auftragswerk des VSM. Wie kam es zu diesem Titel?</b><BR />Eduard Demetz: Shifting bedeutet Verschiebung, und Verschiebungen kommen in diesem Werk sowohl im räumlichen als auch im zeitlichen Sinne vor. Die räumliche Verschiebung besteht darin, dass Teile der Live-Klänge des Orchesters in elektronisch verarbeiteter Form als Zuspielklänge auf eine 8-Kanal-Audioanlage „verschoben“ werden und sich so zum Live-Klang summieren. Die zeitliche Verschiebung hingegen besteht darin, dass manche Zuspielklänge gestreckt oder umpositioniert werden und somit nicht mehr synchron mit den entsprechenden Stellen des Livespiels erklingen. <BR /><BR /><b>„Shifting“ ist für 32 Instrumente gesetzt, dazu 8 Lautsprecher. Wie funktioniert das Ganze im Zusammenspiel?</b><BR />Demetz: Das ist ganz einfach: Instrumentalisten und Lautsprecher sind in Kreisform aufgestellt und die beiden Klangquellen vermischen und ergänzen sich. Damit das Ganze auch synchron abläuft, dirigiert der Dirigent mit ear click (eine Art Innenohr-Kopfhörer). Wichtig ist die Richtung der Klänge: Eine Gruppe von Trompeten kommt zum Beispiel von links, die entsprechende elektronische Bearbeitung kommt von rechts. Manchmal drehen sich die Klänge auch im Kreis. Es geht mir dabei um die Klangverräumlichung, eigentlich eine uralte Praxis, mit der schon zur Zeit der venezianischen Mehrchörigkeit gespielt wurde.<BR /><BR /><b>Und wie würden Sie „Shifting“ beschreiben?</b><BR />Demetz: Shifting ist ein reines Klangstück, bei dem Klangfarbe und räumliche Klangbewegung im Vordergrund stehen. Die Partitur besteht aus rhythmischen Patterns, Trillerketten, kurzen Motiven, dynamischen Auf- und Abschwellungen, Abfolgen von schnellen Läufen und Akkordtürmen, die immer wieder übereinandergeschichtet werden. Die elektronischen Bearbeitungen der Klänge erfolgten durch Filterung, Delays, Streckungen, Ringmodulation, Granularsynthese, dynamische Transposition. <BR /><BR /><b>Haben Sie in Vergangenheit bereits weitere Werke für Blasorchester komponiert? Was halten Sie von der Qualität unserer zahlreichen Blasmusikensemble im Lande?</b><BR />Demetz: Für Blasorchester-Standardbesetzung habe ich bisher nur ein einziges Werk komponiert. Das war ebenfalls ein Auftrag des VSM, und auch damals wurde es vom Landesjugendblasorchester unter der Leitung von Karl Geroldinger uraufgeführt. Wir sind also schon ein bestens eingeübtes Gespann, und ich freue mich sehr auf die Uraufführung! Shifting hingegen ist nicht für Standard-Blasorchester, sondern für eine unübliche Besetzung konzipiert, weil ich mich vom Gesamtklang her in eine andere Richtung bewegen wollte. Wir haben in unserem Lande eine dichte und pulsierende Blasorchestertradition, die qualitätsmäßig sehr hohe Spitzen erreicht. Es freut mich besonders, dass diese Blasorchesterwelt offen ist für ein sehr breites Spektrum von ästhetischen Klangwelten.<BR /><h3> Südtiroler Jugendblasorchester</h3>Das Südtiroler Jugendblasorchester (SJBO) ist vom damaligen Verbandsjugendleiter <b>Pepi Fauster</b> 2005 mit dem Ziel ins Leben gerufen worden, gut ausgebildeten, talentierten und musizierfreudigen jungen Musikerinnen und Musikern aus Südtirol die Möglichkeit zu geben, unter der Leitung eines renommierten Dirigenten und hoch qualifizierten Lehrkräften interessante, sinfonische Blasorchesterliteratur einzustudieren und aufzuführen. <BR /><b>Karl Geroldinger</b> dirigierte das SJBO in den ersten 4 Jahren. Auf ihn folgten <b>Thomas Doss</b> (2009-2011), <b>Peter Vierneisel</b> (2012-2013), <b>Josef Feichter</b> (2014-2017) und <b>Isabelle Ruf-Weber</b>. Ab 2022 wurde wiederum Karl Geroldinger mit der musikalischen Leitung beauftragt.<BR /><h3> 75 Jahre VSM</h3>Das Programm des Jubiläumsfestes des VSM mit mehr als 100 Musikkapellen enthält zahlreiche Originalwerke Südtiroler Komponisten, unter anderem jene der 3 ehemaligen Verbandskapellmeister Sepp Thaler, Gottfried Veit und Sigisbert Mutschlechner. Mit dem Auftragswerk „Shifting“ von Eduard Demetz gibt es auch eine Uraufführung. Die weiteren Programmpunkte enthalten Originalwerke und Transkriptionen von internationalen Komponisten. <BR /><BR /><b>Uraufführung:</b> 20. Mai, 20.30 Uhr, Konzerthaus Bozen – <BR /><b>Festakt und Konzerte:</b> 21. Mai, ab 10.30 Uhr, Waltherplatz Bozen <Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR /><Rechte_Copyright></Rechte_Copyright><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />