Von all dem weiß Ingrid Marmsoler, Verlagsleiterin von Athesia-Tappeiner, so einiges zu erzählen. <BR /><BR />Jahr für Jahr bringt sie mit ihrem Team rund 60 Neuerscheinungen auf den Markt, jedes Buch bringt eine Vielzahl von Aufgaben mit sich, so etwa Themenfindung, Recherche, Autorenbetreuung, Lektorat, Netzwerkarbeit, Bildersuche, Grafik, Drucklegung und natürlich auch Vertrieb und Vermarktung. Ingrid Marmsoler weist dabei auf die verifizierten und sorgsam recherchierten Fakten hin, ein Aspekt, der vor dem Hintergrund von Fake News und Trivialitäten in den sozialen Medien an Bedeutung gewinnt. Doch hinter jedem einzelnen Buchtitel verbirgt sich auch ein eigener thematischer Kosmos. <BR /><BR />So dürfte sich der aufmerksame Leser des Bandes „Alte Hüte, gute Bräuche“ (erscheint Mitte Mai) selbst die Welt der Jäger und deren Bräuche zu eigen machen, gedanklich, während die Erzählungen von sechs Südtiroler Frauen in „Starke Frauen, bewegende Geschichten“ (erscheint Mitte September) die zuweilen trostlosen, kargen Kriegs- und Nachkriegsjahre vergegenwärtigen und somit ein Stück Zeitgeschichte abbilden. Erinnerungen an völlig andere Lebenswirklichkeiten, an eine Zeit voller Entbehrungen und starrer Weltanschauungen. Der Kontrast zum heutigen Südtirol könnte größer kaum sein. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1155681_image" /></div> <BR />„Es ist dieses Kino im Kopf, dieses Abtauchen in andere Welten, was Lesen für mich so faszinierend macht“, sagt Ingrid Marmsoler. Schon als Kind habe sie kaum etwas lieber getan, als Geschichten zu verschlingen, die von Astrid Lindgren erschaffenen Welten trug sie immer mit sich herum. „In Seis hatten wir eine kleine Bibliothek, bald schon hatte ich alle altersgerechten Bücher durch“, meint sie schulterzuckend. <BR /><BR />Seit 16 Jahren ist sie als Verlagsleiterin tätig, in dieser Funktion gilt es auch immer, das Gespür für die Interessen der Leserschaft nachzuschärfen. Zwar bleiben eine Reihe von Sachthemen zwar Selbstläufer – so etwa Koch- und Wanderbücher – doch immer wieder sorge die Leserschaft auch für Überraschungen. <BR /><BR />„Mit einem derart großen Interesse rund um das Buch über die Geschichte der Pfarreien Tirol und Meran inklusive der beiden rappelvollen Buchvorstellungen haben wir nicht gerechnet“, nennt Ingrid Marmsoler ein aktuelles Beispiel. Weniger überraschend ist hingegen der anhaltende Kochbuch-Boom. Regelmäßig sind sie in den heimischen Bestsellerlisten ganz vorne zu finden, so wie derzeit die Jubiläumsausgabe der drei Köche Heinrich Gasteiger, Gerhard Wieser und Helmut Bachmann. Alles in allem hat das „So kocht Südtirol“-Autorenteam bisher 1,3 Millionen Exemplare verkauft. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1155684_image" /></div> Ganz oben in der Gunst der Leserschaft steht auch Ratgeberliteratur. Als Tipp führt die Verlagsleiterin einen Leitfaden für die Begleitung auf der allerletzten Reise ins Feld, „Tabuthema Sterben“ nennt sich das Buch. „Ein derartiges Buch widmet sich mit Fingerspitzengefühl sehr delikaten Fragen, die uns alle betreffen“, sagt sie. Gerade auf so einem Feld könne ein Buch Orientierung und Halt bieten, indem der Schmerz des oftmals Unbegreiflichen tröstende Worte findet, indem Erfahrungen geteilt werden. „Es war schon oft vom Auslaufmodell Buch die Rede und natürlich ist es schwierig, sich in der schnelllebigen Zeit zu behaupten“, meint sie, „aber die Vorteile von Büchern werden auch diese Zeiten überdauern“.