Zahlreiche Filme erlebten auf dem Festival ihre Uraufführung oder, so sie bereits bei internationalen Festivals zu sehen waren, ihre Österreichpremiere. Darunter etwa das großartige Historiendrama „Perla“ von Alexandra Makarová oder Julia Windischbauers Roadmovie „Callas, Darling“. Und auch die Bozner Wahlwienerin Evi Romen stellte ihre zweite Regiearbeit „Happyland“ vor, von der Südtiroler Filmförderung mitfinanziert, samt Knödel-Catering. <b>Von Marian Wilhelm</b><BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1147641_image" /></div> <BR /><BR />Bei der Diagonale-Weltpremiere ergaben sich im Anschluss durchaus spannende Publikumsgespräche. So zeigte sich die Ehrenpreisträgerin des Festivals <b>Inge Maux</b> als Zuschauerin begeistert von der Arbeit ihrer Schauspielkolleginnen im Film. Die Hauptfigur wurde ambivalent aufgenommen, was durchaus im Sinne der Regisseurin war: „Wir sind halt leider nun nicht alle sympathisch.“ <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1147644_image" /></div> <BR />Anders als Romens übervolles Regiedebüt „Hochwald“ ist „Happyland“ die kompakte Geschichte einer Rückkehr in die Provinz nach langer Zeit in der Ferne, bei der zunächst angenehm offen bleibt, wohin die Reise der Protagonistin führt. Es geht um Dableiber und eine Fortgeherin, jedoch nicht im südtirolerisch politischen Sinne.<BR /><BR /><BR />Helene bzw. Helen war lange als Musikerin in London. Nun kommt sie ins niederösterreichische Kaff Kritzendorf zurück. Dort betreibt ihre Mutter das Erlebnisschwimmbad Happyland. Die Begegnungen mit den Bandkollegen von damals, die sie einst sitzen ließ, und einem geheimnisvollen jungen Pferdetrainer namens Joe inszeniert Romen erfreulich dialogarm. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1147647_image" /></div> <BR />„Happyland“ funktioniert wie ein Album Helenes, mit viel Pathos und teils kräftiger Symbolik bis hin zu nackten Reitern auf weißen Pferden. Viel Glitzer und große Gesten sind für einen österreichischen Film ungewohnt, auch wenn am Ende dann doch noch ein heftiger Schlussakkord die Geschichte ins Düstere dreht und Helenes Rückkehr in eine Art griechische Tragödie verwandelt. <BR /><BR />Nicht alle Szenen und Drehbuchideen treffen die richtigen Töne in puncto Glaubwürdigkeit. Im Gegensatz zu „Hochwald“ verlässt sich „Happyland“ weniger auf eine überkonstruierte Geschichte als mehr auf die Stimmungen der Orte. Die befinden sich diesmal nicht in der konservativen Enge der Südtiroler Berge, sondern in der verlorenen Weite an der Donau zwischen Herbstnebel und hoffnungsvoller Sonne. Die Schiffe ziehen vorbei in die Welt hinaus, während rund ums Happyland alles beim Alten bleibt. <BR /><BR />Hauptdarstellerin <Fett>Andrea Wenzl</Fett> brilliert als gescheiterte Rückkehrerin, deren erfolgreiche Jugend in minimalen Zwischenbildern angedeutet wird. Der Musikfilm „Happyland“ holte konsequenterweise den Diagonale-Preis für die beste Filmmusik in einem Spielfilm, die perfekt mit den Songs wie „Tornerò“ harmoniert.<BR /><BR />In der Jury-Begründung heißt es: „Die Musik ist Dreh- und Angelpunkt einer Erzählung, die ihre Figuren ernst nimmt in ihren Sehnsüchten, ihrem Pathos und Humor. Dorit Chryslers Kompositionen tragen den Film nicht nur – sie verbinden Welten, erzählen von Aufbruch und Fragilität und bleiben dabei eigenwillig.“<BR /><h3> Und weiter siegten</h3><BR />Der sensible Langzeit-Dokumentarfilm „Bürglkopf“ über ein abgelegenes Tiroler Asylzentrum von Lisa Polster holte gleich 2 Dokumentarfilm-Preise. Spielfilm-Hauptgewinner ist Mo Harawes „The Village Next to Paradise“, der komplementär dazu von der Welt der Fluchtursachen in Afrika erzählt und bereits beim Filmfestival von Cannes zu sehen war. Michael Gülzow erhielt für „Der tote Winkel der Wahrnehmung“den Diagonale-Preis für Innovatives Kino. Und Inge Maux bekam bereits bei der Eröffnung den Großen Schauspielehrenpreis des Festivals. <BR /><BR /><BR />Auch einige Kurzfilme im diesjährigen Programm der Diagonale haben Bezug zu Südtirol, Tirol oder Italien vorzuweisen, etwa „Where My Grandfather Used to Sit“ von Lorenz Zenleser, „Nina in einer Reihe Begegnungen“ von Sophie Gmeiner, „Die Kastanie“ von Simon Dallaserra & Iven Yorick Fenker sowie in der Schiene Innovatives Kino „I Can't See You Laughing“ und „Water Is My Eye“ von Bernd Oppl und die Lang-Doku „The Srebrenica Tape“ von Chiara Sambuchi. 113 Filme waren im Wettbewerb vertreten.<BR /><h3> Zur Person Evi Romen</h3><BR /> Sie wurde 1967 in Bozen geboren. Seit den frühen 1990er Jahren arbeitet sie als Editorin, veröffentlicht Kurzgeschichten und Fotografien, 2017 wurde sie als Drehbuchautorin tätig und seit 2019 als Regisseurin. Sie lebt und arbeitet in Wien. Für ihr Regiedebüt, den Spielfilm „Hochwald“ (2020), erhielt sie 2021 den Diagonale Award „Bester Film“, 2021 den Hauptpreis beim Filmfestival Bozen und 2020 die „Goldenes Auge“-Auszeichnung beim Zürich Filmfestival.