Von Marian Wilhelm <BR /><BR />Die Hauptfigur Franz ist als junger Motorradkurier in Hitlers Angriffsarmee auf dem Weg durch Frankreich. Als sich der Einzelgänger wieder einmal von der Truppe absondert, um im Wald ein Stück Frieden inmitten des Wahnsinns zurückzubekommen, trifft er auf einen Fuchswelpen. Die Mutter hat gerade ein gewaltvolles Ende in einer Falle gefunden. Franz weiß, dass das junge Leben des Tieres in seiner Hand liegt. Er entscheidet sich, es mitzunehmen. <BR /><BR />Doch auch ohne Sigmund Freud ist klar: Dabei spielt eine gehörige Portion Übertragung mit. Denn bevor wir als Zuschauer mit Franz in den Krieg ziehen, lernen wir ihn als kleinen Buben kennen. Nach wenigen Filmminuten und Lebensjahren wird er vom Vater (berührend: Karl Markovics) weggegeben zu einem reichen Großbauern (Cornelius Obonya), der ihn ernähren kann.<BR /><BR />Auch der Schrecken dieser Armut ist zutiefst politisch. Und die sommerliche Naturidylle des Pinzgauer Bergbauernhofes ist damit trügerisch, wenn der Bub kleine Kartoffeln sucht und sich noch nie satt essen kann in der schwierigen Zwischenkriegszeit.<BR /><BR />Doch anders als die Berge in Goigingers letztem Film „Märzengrund“ – nach einer kitschigen Felix-Mitterer-Vorlage – ist das Alpine diesmal die emotionale Klammer einer größeren Lebensgeschichte. Die ist nicht nur glaubhaft, weil Goigingers Urgroßvater Franz Streitberger sie erlebt bzw. berichtet hat. Sie berührt auch als verfilmte Kinogeschichte, mit Hilfe des großartigen Hauptdarstellers Simon Morzé. Er hat viel Vorbereitung in die Rolle investiert und das hat sich gelohnt.<BR /><BR />Auch in dieser historischen Welt gibt es Klischees und „Der Fuchs“ streift sie durchaus, teilweise lassen sie ihn auch kurz taumeln. Doch vom filmischen Weg abbringen lässt sich der junge Regisseur dadurch nicht. Wie bei einem seiner Vorbilder Terrence Malick wird der Kitsch durch Wahrhaftigkeit gebannt. <BR /><BR />Der Fuchs war und ist echt, und das nicht nur, weil er nicht aus dem Computer kommt und von mehreren trainierten Füchsen gespielt wird. Ebenso ist die Romanze mit der französischen Frau kein Drehbuch-Klischee, das erwartbar aufgelöst wird. Sie entstammt einer aufwendigen Recherche. Das macht u.a. den Unterschied aus, zwischen einem Druck auf die Tränendrüse und dem Angebot für echte Gefühle.<BR /><BR />Regisseur Adrian Goiginger ignoriert das Publikum nicht. Im Gegenteil: Spannend zu erzählen ist ihm wichtig. Aber weil es eben die Geschichte seines eigenen Urgroßvaters ist, darf er dennoch auch dieses Mal das fragwürdige Nouvelle-Vague-Label „Autorenfilmer“ für sich in Anspruch nehmen. Eine fruchtbare Kombination. Oder sozusagen die beste aller Welten.<BR /><BR /><b>Termin:</b> Ab Montag, 23. Jänner, Filmclub Bozen – <b>Premiere</b> (23. Jänner) in Anwesenheit des Regisseurs Adrian Goiginger<BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/artikel/kultur/kino-tv/bei-der-geschichte-mit-dem-fuchs-sind-ihm-die-traenen-gekommen" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Warum Adrian Goiginger sich entschlossen hat, ebendiese Episode aus dem Leben seines Urgroßvaters zu erzählen, wie viel Fiktion und wie viel Wahrheit im Film „Der Fuchs“ steckt, lesen Sie im Interview auf s+.</a>