Eines haben die Bräuche jedoch gemeinsam: Sie wahren die Tradition – und machen richtig Spaß.<BR /><BR />Aus der schier endlosen Menge an größeren und kleineren Umzügen und Feiern im ganzen Land stechen besonders 3 Dörfer mit ihren traditions- und einfallsreichen Bräuchen hervor.<h3> „Zusslrennen“ und „Proder Maschgertanz“</h3>So gibt es in Prad am Stilfser Joch nicht nur einen, sondern gleich mehrere unterschiedliche Fasnachtsbräuche, die jedes Jahr mit Eifer zelebriert werden, was den Ort eindeutig zur Vinschger Fasnacht-Hochburg macht. So sollen sowohl mit dem „Zusslrennen“ als auch dem „Proder Maschgertanz“ der Winter ausgetrieben und die Kräfte des Frühlings aufgeweckt werden – natürlich mit viel Lärm, Musik, Tanz und vielen Verkleidungen. <BR /><BR />Beim „Zusslrennen“ am Unsinnigen Donnerstag (auch „Unsinniger Pfinsta“ genannt) zieht zunächst eine Bauerngesellschaft mit landwirtschaftlichen Geräten „aufs Feld“, darunter 6 als Schimmel verkleidete Männer, der Fuhrmann, der Sämann, Bauer, Bäuerin und die restliche Bauerngesellschaft. <BR /><BR />Anschließend kehren die 6 Schimmel wieder zurück, diesmal in Begleitung des Triebschellenträgers mit weißem Kittel und buntem Blumenhut. Dahinter nun kommen die namensgebenden „Zussl“, in weißer Kleidung mit bunten Krepppapierblumen und Maschen bestückt, die den Frühling symbolisieren. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133424_image" /></div> Sie haben riesige Kuhglocken umgeschnallt, die teilweise bis zu 20 Kilo wiegen und – natürlich – einen Höllenlärm machen. So sollen der Winter ausgetrieben und die Natur geweckt werden, damit der Bauer im Herbst eine reiche Ernte einfahren kann. Ein alter Prader Volksspruch besagt nämlich: „Viel Zussl, viel Korn“.<BR /><BR />Neben dem „Zusslrennen“ gibt es auch das „Honterlerennen“, bei dem Buben und Männer in Arbeitskleidung, Maske und einem mit Ruß geschwärzten Handschuh durch die Menge laufen und Kinder und Jugendliche „ruaßlan“, also ihnen das Gesicht schwärzen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133427_image" /></div> <BR />Ähnlich, und doch anders, ist der Brauch des „Proder Maschgertanzes“. Dabei handelt es sich um 8 Tanzpaare, die, angeführt vom „Bajaz“ in kariertem Kostüm, weißer Halskrause und bunt geschmücktem Spitzhut, von Faschingssonntag bis Faschingsdienstag von Gasthaus zu Gasthaus ziehen. <BR /><BR />Die Tanzpaare – allesamt Männer – stehen für unterschiedliche Gesellschaftsschichten, darunter Herr und Frau, Bauer und Bäuerin oder auch Zigeuner und Zigeunerin, und tanzen zu unterschiedlichen Melodien. Ebenfalls mit dabei sind „Zoch und Pfott“, die die Fruchtbarkeit symbolisieren und mit ihrem ausgelassenen Auftreten beim Publikum stets für große Begeisterung sorgen – und dort auch den einen oder anderen Kuss stehlen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133430_image" /></div> <BR />Während der Bauer mit seinem Hut Spenden für die Getränke der Tanzpaare einfordert, klauen die Zigeuner hinter der Theke Wein- und Schnapsflaschen oder auch mal Zigaretten und Getränke im Publikum. Mit dem letzten Lied des Ziehharmonikaspielers („Muss i denn zum Städtele hinaus“) zieht die Gesellschaft weiter – ins nächste Gasthaus.<BR /><i> </i><h3> Der „Egetmann-Hansl“ und seine Braut</h3>Einer der wohl bekanntesten und traditionsreichsten Faschingsbräuche in Südtirol ist der Egetmann-Umzug, der alle 2 Jahre das Dorf Tramin im Unterland in einen wochenlangen Ausnahmezustand versetzt. <BR /><BR />Der älteste Beleg für den Egetmann-Umzug stammt aus dem fernen Jahr 1591. Damals war das Pflugziehen, auf das der Egetmann zurückgeht, in vielen Dörfern, auch im Unterland, ein gängiger Fasnachtsbrauch. Bis heute eisern am Egetmann festgehalten haben jedoch lediglich die Traminer – und wie! <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133433_image" /></div> <BR />Seit 1965 wieder regelmäßig herrscht am „Leschten“, also dem letzten Fasnachtstag, dem Faschingsdienstag, in jedem ungeraden Jahr Aufruhr im Dorf. „Schuld“ daran sind die bis zu 800 Mitwirkenden – allesamt Männer und allesamt Traminer – sowie Tausende an Zuschauern. Im Zentrum des Umzugs steht natürlich der Egetmann-Hansl selbst, dessen Hochzeit gefeiert wird und der – als Puppe – in der Hochzeitskutsche sitzt. Seine Braut – natürlich ein waschechter Traminer – sitzt dabei nicht neben dem „Bräutigam“, sondern auf dem Bock neben dem Kutscher.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133436_image" /></div> <BR /> Ihnen folgen die Ratsherren und dann die ausgelassene Hochzeitsgesellschaft, darunter der Wilde Mann, der Weiße und Grüne Bär – stellvertretend für Winter und Frühling – sowie der junge Jäger, der den Weißen Bären erlegt. Es folgen die Drescher, Schneider, Fassbinder, Schuster, die Armen und Reichen Zigeuner, die Fischer (hier ist besondere Vorsicht geboten, ansonsten kann es schnell fischig werden), die Pfannenflicker, die Waschweiber, die Altweibermühle und viele, viele mehr. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133439_image" /></div> <BR />Ebenfalls fixer Teil des Umzugs sind die Schnappviecher sowie Burgl und Burgltreiber, die mit schwarz bemaltem Gesicht und lautem Geschrei durch die Menge rasen. Alle Figuren und deren Bedeutungen hier aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Die umfangreiche Geschichte des Umzugs wird allerdings auf dessen Homepage genauestens erklärt. Um den Besucheransturm zu regulieren, wurden vor einigen Jahren Tickets eingeführt, die vor Ort gekauft werden können.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133442_image" /></div> <BR />Der Name Egetmann stammt übrigens wohl vom hochdeutschen Wort „Egida“, hierzulande die Egge, ein landwirtschaftliches Gerät, das zum Lockern des Bodens verwendet wird. Sie wurde in den Ursprüngen gemeinsam mit dem Pflug unter viel Radau durch das Dorf gezogen. Der Egetmann ist also der „Mann mit der Egge“.<BR /><BR />Für die kleinen Besucher eignet sich der „Kinder-Egetmann“, der am Faschingsdienstag in den geraden Jahren stattfindet. <BR /><BR /><i>Mehr zur Geschichte lesen Sie unter</i> <a href="https://www.egetmann.com/de/index.php" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.egetmann.com</a>.<h3> Perkeo – Perché no?</h3>Neben dem Egetmann hat das Unterland noch einen weiteren Faschingsbrauch zu bieten: Perkeos Maschggra in Salurn. Im Gegensatz zu seinem Traminer Vetter ist der Salurner Umzug noch recht „jung“. Wie viele andere Unterlandler Dörfer hatte auch Salurn über Jahrhunderte hinweg eine reiche Fasnachtstradition, unter anderem wurde auch dort einst der Egetmann gefeiert. Doch um die Jahrhundertwende verschwand der Brauch, einen letzten Höhepunkt fand der Fasching in Salurn 1949. <BR /><BR />Bis sich einige Salurner 2009 beim Egetmann-Umzug in Tramin plötzlich die Frage stellten, warum man die Fasnachtstradition nicht auch in Salurn wieder aus der Taufe heben könnte. Schnell war auch das Hauptthema klar: Zwerg Perkeo, der 1702 in Salurn geboren wurde und später als Hofnarr am Hofe des Heidelberger Kurfürsten Karl III. Philipp diente, ehe er zum Hofmeister und Mundschenk befördert wurde.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133445_image" /></div> Dort war er für den kurfürstlichen Weinkeller und insbesondere für das „Große Fass“ des Heidelberger Schlosses verantwortlich – zu jener Zeit mit einem Fassungsvermögen von 200.000 Litern das größte Fass der Welt. <BR /><BR />Perkeo selbst soll ein großer Weinliebhaber gewesen sein und täglich mehrere Liter des Rebensafts getrunken haben, wodurch er auch zu seinem Spitznamen kam: Auf die Frage, ob er noch ein Gläschen Wein haben wolle, soll Perkeo stets mit „Perché no?“ (Warum nicht?) geantwortet haben. Das lag wohl auch an seiner Erkrankung an „Diabetes insipidus“, auch Durstkrankheit genannt. Als er der Legende nach auf Anraten des Arztes dennoch einmal auch ein Glas Wasser trank, soll er am nächsten Tag gestorben sein. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133448_image" /></div> <BR />Doch nun kehrt er in allen geraden Jahren am Unsinnigen Donnerstag aus Heidelberg in seine Heimat zurück und bekommt dort vom Bürgermeister den Schlüssel überreicht. <BR /><BR />Am Faschingssamstag findet ein großer Umzug statt, mit Perkeo auf dem Weinfass, begleitet von seinen Ärzten und gefolgt von zahlreichen Wägen der Gesellschaft. Am Faschingsdienstag schließlich gibt Perkeo den Schlüssel zurück und entschwindet wieder nach Heidelberg, bis zu seiner Rückkehr im nächsten geraden Jahr. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133451_image" /></div> <BR /><i>Mehr über den Umzug lesen Sie unter <a href="http://www.perkeo.org/" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">www.perkeo.org</a>.</i><h3> „Panzele Panzele“ und Co.</h3>Neben den oben genannten Fasnachtsbräuchen gibt es landauf, landab viele weitere Umzüge, Feiern, Feten und Narrereien. Hier eine Auswahl: So findet im Vinschgau heuer wieder der „Laaser Fasnachtsumzug“ statt, der sich mit jenem in Schlanders abwechselt, und auch in Latsch gibt es einen Umzug. <BR /><BR />In Stilfs hingegen wird noch das traditionelle „Pflugziachn“ abgehalten, ein alter Faschingsbrauch, bei dem ein junger Bursch einen Pflug durch das Dorf zieht, begleitet von einer Bauerngesellschaft. Am Ende findet das Knödelstehlen am Dorfplatz statt, bei dem auch mal der Dreschflegel zum Einsatz kommt.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133454_image" /></div> <BR />Ein Faschingshighlight in der Passerstadt ist der „Narrenabend“ des MGV Meran, der alle 2 Jahre stattfindet – so auch am heutigen Freitagabend, Samstag und Sonntag. Ebenfalls beliebt im Burggrafenamt sind der Faschingsumzug in Sinich sowie der Große Faschingsumzug in Lana, der alle 5 Jahre – und auch heuer – am Unsinnigen Donnerstag stattfindet.<BR /><BR />Wohl einer der größten Umzüge im Land ist der Terlaner Fasching. Er lockt seit 1971 jedes Jahr am Unsinnigen Donnerstag Tausende große und kleine Faschingsenthusiasten für ein freudiges „Panzele Panzele“ ins Etschtal. Da der Ansturm mit den Jahren zu groß wurde, sahen sich die Organisatoren gezwungen, den Besucherstrom mit Tickets zu regulieren. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1133457_image" /></div> <BR />Auch die sonst eher ernste Landeshauptstadt Bozen wird zur Faschingszeit narrisch, unter anderem mit den Faschingsfeten der Handball Bozen „Rohdiamanten“ oder des Vereins Hands-Up. Zum Faschingsball „Horrorland“ wird in Wangen am Ritten geladen, in Leifers findet ebenfalls ein Faschingsumzug statt. <BR /><BR />Weniger turbulent ist die Faschingszeit im Pustertal, mit Ausnahme des Welsberger Faschings, der die fünfte Jahreszeit in allen geraden Jahren mit einer narrischen Faschingsrevue zelebriert. <BR /><BR />Und auch in Gossensaß geht es heuer wieder rund: Seit mittlerweile 50 Jahren grassiert dort alle 5 Jahre das Faschingsfieber, heuer unter dem Motto „Gossywood Verkehr(t)“. Dabei verwandelt sich das sonst so beschauliche Dorf ab Donnerstag in eine bunte Partymeile.