Biografien von Sonder- und Sippenhäftlingen 1945 ist das Thema der diesjährige „ZeitgeschichtsTage“ am Pragser Wildsee. Dabei wurden Lebensgeschichten erzählt, wie jene der damals 14-jährigen Benigna Goerdeler.<BR /><BR />Sie war 14, als sie von der SS verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde. „Ich dachte damals, mein Leben ist jetzt zu Ende“, sagte Benigna Klemm Goerdeler in der Dokumentation „Wir Geiseln der SS“. <BR /><BR />Ihr Vater, der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, war am gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 beteiligt. Auf der Jagd nach den Widerständlern und Attentätern nahm sich die SS auch deren Familienangehörige vor und steckte sie ins Gefängnis und später in die Konzentrationslager. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1085751_image" /></div> <BR />Benigna Goerdeler war eine der Sippenhäftlinge, die in den ausklingenden Kriegstagen von Dachau und anderen Konzentrationslagern „auf den Transport“ nach Niederdorf kamen. Es war eine Fahrt ins Ungewisse, eine Irrfahrt durch das untergehende Dritte Reich. „Angst, Ungewissheit und Hilflosigkeit waren die bestimmenden Gefühle“, sagte die mittlerweile verstorbene Klemm Goerdeler in der Doku, die in den Jahren 2014 und 2015 gedreht wurde. „Wir haben nur gehofft, dass wir irgendwie davonkommen, dass wir befreit werden, waren aber immer in der Situation des Abschiednehmens“, erinnerte sie sich. <h3> In Prags ins Leben zurückgekehrt</h3>Gemeinsam mit prominenten Hitler-Gegnern, wie dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg und seiner Familie oder dem Großindustriellen Fritz Thyssen, sollten die Sippenhäftlinge der SS als Faustpfand für die Waffenstillstandsverhandlungen mit den anrückenden Westalliierten dienen. Doch das Vorhaben scheiterte.<BR /><BR /> Die Kontaktaufnahme der SS-Bewacher mit ihren Vorgesetzten misslang, die Häftlinge erzwangen einen Aufenthalt in Niederdorf, verließen den Bus und mischten sich unter die Dorfbewohner, die sie versorgten. In ständiger Todesangst, dass die SS-Bewacher ihre Drohung, alle Geiseln zu erschießen, noch in die Tat umsetzen, wurden sie am 30. April 1945 von der Wehrmacht befreit und ins Hotel „Pragser Wildsee“ gebracht, wo ihnen die Hotelbesitzerin Emma Heiss-Hellenstainer die Rückkehr ins Leben ermöglichte. <BR /><BR />Den Schicksalen und Lebensgeschichten von Benigna Goerdeler und anderer Häftlinge sind die „9. ZeitgeschichtsTage“ gestern und noch heute im Hotel am Pragser Wildsee gewidmet. Dabei wurde gestern Nachmittag auch der zweite Teil der Doku-Serie „Wir Geiseln der SS. Auf Messers Schneide“ gezeigt. Im heutigen didaktischen Teil werden Möglichkeiten des Einsatzes und der Erstellung von Biografien im Unterricht besprochen. <BR /><BR /> Die „ZeitgeschichtsTage“ sind ein Kooperationsprojekt des Fördervereins Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee, des Südtiroler Landesarchivs, der Pädagogischen Abteilung der Deutschen Bildungsdirektion und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Berlin).