Warum neben dem Konsum auch der Verkauf von Drogen unter Jugendlichen an Beliebtheit gewinnt. <BR /><BR />Kein guter Start in die neue Woche für 2 Jugendliche an Brunecker Oberschulen: In ihren Rucksäcken fanden die Carabinieri insgesamt 6 Gramm Haschisch und Marihuana sowie eine Haschischzigarette auf. <BR /><BR />Kontrollen an Schulen waren nicht nur in Bruneck von den Carabinieri, sondern auch in Bozen und Meran von der Staatspolizei durchgeführt worden – dort waren die Beamten aber nicht fündig geworden. <h3> Eltern drängen auf mehr Kontrollen um Schulen </h3>Wie die Ordnungshüter erklärten, wurden besagte Kontrolle auf den Wunsch vieler Eltern hin organisiert. Besorgte Väter und Mütter hätten sich bei den Behörden gemeldet – in Sorge um ihre Kinder, dass sie sogar auf dem Schulweg oder vor der Schule von Kriminellen angesprochen und zu bedenklichen Handlungen animiert werden, etwa zum Drogenkauf und -verbrauch. <BR /><BR />Es sei nicht notwendig, „die Alarmglocken zu läuten“, meint die Direktorin des Dienstes für Abhängigkeitserkrankungen, Bettina Meraner. Sie weist aber gleichzeitig darauf hin, dass Jugendliche nicht nur der Drogenverbrauch reizt – sondern auch deren Verkauf. <BR /><BR /><b>Hat der Drogenkonsum unter Jugendlichen zugenommen? <BR /></b>Bettina Meraner: Seit der Pandemie hat der Konsum allgemein in der Gesellschaft zugenommen. Konkret wird mehr Kokain konsumiert, was auch die Abwasserdaten während der Pandemie gezeigt haben. Früher meinte man immer, die Werte im Abwasser seien wegen der Touristen so hoch. Doch sie veränderten sich kaum während der Pandemie, weshalb wir wissen, dass auch Einheimische viel Kokain konsumieren. Einige der Jugendlichen, die sich an uns wenden wegen eines Problems mit Haschisch oder Marihuana, hatten bereits Kontakt mit Kokain. Im Allgemeinen hat die Zahl der Patienten, die wegen eines Kokainproblems zu uns kommen, zugenommen. Wir haben mehr Erstgespräche wegen Kokain- als wegen Heroinkonsum. <BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-63832106_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Die Nachwehen der Pandemie sind also immer noch spürbar? <BR /></b>Für Personen, die schon ein schwieriges Verhältnis zu Substanzen hatten, war die Pandemie ein extremer Härtetest. Auch beim Alkoholkonsum ist aufgefallen: Die Anzahl der Personen, die Alkohol konsumieren, ist nicht gestiegen. Die Menge an Alkohol aber sehr wohl. Europaweite Studien haben gezeigt, dass der Konsum bei Personen, die vielfach zu Hause allein trinken, gestiegen ist – und in Südtirol dürfte es nicht anders sein. Und für andere Substanzen dürfte dasselbe gelten. <BR /><BR /><b>Zurück zu den Jugendlichen: Wie viele sind derzeit beim Dienst für Abhängigkeitserkrankungen in Behandlung? <BR /></b>Meraner: Wir behandeln in etwa 120 Patienten unter 25 Jahren. Gemeint sind alle Patienten, die in Behandlung sind und nicht jene, die nur zur Beratung kommen. Ein Großteil der Patienten unter 25 werden wegen Opiat- und Kokainabhängigkeit behandelt. Wenige kommen ausschließlich wegen ihres Cannabiskonsums zu uns. Denn Cannabisverbraucher sind meist eher zurückhaltend und fallen nicht durch Aggressivität auf oder weil Geld aus dem Haus verschwindet. Stattdessen kann es vorkommen, dass sie die Schule oder die Lehre abbrechen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63834470_quote" /><BR /><BR /><b>Apropos Schulen – ist die Sorge vieler Eltern, ihre Kinder könnten in der Nähe der Schulen von Dealern zum Drogenkauf und -konsum „verführt“ werden, gerechtfertigt?<BR /></b>Meraner: Schulen, Diskotheken und andere Orte, an denen sich Jugendliche oft aufhalten, können betroffen sein. Aber man muss auch erwähnen, dass einiges auch in den Schulen, auf dem Schulhof und in der Klasse passiert. Es muss nicht immer unbedingt ein böser Dealer von außen sein, der auf die Schüler lauert. Wir wissen von unseren jungen Patienten, die von anderen Schülern erzählen, die selbst Drogen verkaufen. <BR /><BR /><b>Was bewegt einen Schüler dazu, illegale Substanzen zu verkaufen?</b><BR />Meraner: Diesbezüglich muss man vorwegnehmen, dass die Akzeptanz gegenüber Cannabisprodukten groß ist. Viele Jugendliche sehen den Konsum nicht als besonders problematisch. Dasselbe gilt für Alkohol: Er gehört für viele einfach zum Feiern und zum Wochenende dazu. Einige fangen an, Drogen zu verkaufen, um die eigene Sucht zu finanzieren oder um Schulden, die durch die Abhängigkeit entstanden sind, abzuzahlen. Andere reizt das leicht verdiente Geld, aber auch das Ansehen, das sie durch den Verkauf von Rauschgift unter Gleichaltrigen genießen. Die ständige Verfügbarkeit von Drogen macht diese jungen Menschen für andere interessanter – sie versuchen damit, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Dieses Phänomen ist in Südtirol nicht so stark verbreitet, aber es wurde beobachtet. Vor allem bei Jungs, die mit nichts anderem „angeben“ können, kann das vorkommen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63834474_quote" /><BR /><BR /><b>Wächst in Südtirol also keine „Generation illegal“ heran? <BR /></b>Meraner: Es ist wichtig, zu unterstreichen, dass nicht ganz Südtirol betroffen ist. Wir haben 120 von über 200.000 Jugendlichen unter 25 Jahren in Behandlung – das ist ein sehr kleiner Teil. Darüber hinaus sollte man nicht außer Acht lassen, dass einige dieser Jugendlichen ein tiefer liegendes Problem haben könnten, das zum Drogenkonsum führt und das es zu behandeln gilt. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />