Laut Martin Fronthaler ist es normal, dass man sich selbst ein Rubbellos schenkt, etwa zum Geburtstag oder zu Weihnachten. „Sie sind Teil unserer Gesellschaft geworden und die Abhängigkeit von den sogenannten ‚Gratta e Vinci‘ ist sehr verbreitet.“ <BR /><BR />Aber, „nicht jeder Mensch, der in einer bestimmten Regelmäßigkeit ‚Gratta e Vinci‘ spielt, entwickelt eine Abhängigkeit.“ Regelmäßigkeit sei erst ein Kriterium für eine Sucht, weitere würden noch dazukommen (siehe untenstehendes Interview). Initiativen, wie „Play Smart!“, seien wichtig und würden zur Sensibilisierung beitragen. <h3> Worum es bei „Play Smart!“ geht</h3>„Wir freuen uns, dass die Ausstellung im TreviLab stattfindet“, sagte Sara Cappello, Koordinatorin des TreviLab. „Play Smart! ist eine Sonderausstellung zum Glücksspiel in Südtirol“, erläuterte Manuel Oberkalmsteiner, Mitarbeiter des Forum Prävention. <BR /><BR />Durch verschiedene Simulationen könnten Besucher etwa nachvollziehen, was es bedeute, im Lotto zu gewinnen. Spiele und Videos mit Interviews von Therapeuten und Betroffenen würden die negativen Seiten des Glücksspiels beleuchten. Dargestellt ist etwa die Gewinnwahrscheinlichkeit bei Rubbellosen . <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1006040_image" /></div> <BR /> Glücksspiel, so Oberkalmsteiner, sei hierzulande ein verstecktes Thema, auch durch die Tendenz, online zu spielen. <BR /><BR />„Dieses Projekt soll ein Präventionsprojekt für die allgemeine Bevölkerung sein“, erklärte Sarah Giomi, Koordinatorin von „Play Smart!“. Die Ausstellung sei zweisprachig aufgebaut, ergänzte Peter Koler, Direktor des Forum Prävention. <BR /><BR />Laut Oberkalmsteiner besuchen vormittags Oberschüler die Ausstellung, am Nachmittag ist sie für Interessierte frei zugänglich – bis Freitag. „Wir haben neben der Ausstellung zum Glücksspiel auch eine Ausstellung zu den digitalen Welten. Die Idee ist, dass Gemeinden und Schulen sie buchen können.“<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1006043_image" /></div> <h3>Der Experte im Kurz-Interview:</h3><b>Inwieweit hat die Pandemie das Glücksspielverhalten der Menschen beeinflusst?</b><BR />Martin Fronthaler: Corona hat sicher eine maßgebliche Veränderung gebracht. Das Bedürfnis nach Freiheit, nach Gefühlen ist intensiver geworden. In dieser Zeit gab es viele Einschränkungen im Alltag. Viele Menschen versuchten, sich irgendwo Inputs zu holen. Da die Spielhallen geschlossen waren, verlagerten sie sich ins Internet. Inzwischen sind die Spielhallen wieder „en vogue“.<BR /><BR /><b>Was sind Kriterien für eine Sucht?</b><BR />Fronthaler: Regelmäßiger Konsum, sozialer Abbau, Stundenanhäufung oder eine Vernachlässigung von beruflichen und privaten Dingen können Faktoren sein, die auf eine Sucht hindeuten. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63839884_quote" /><BR /><BR /><b>Sind in den vergangenen Jahren mehr Menschen glücksspielsüchtig geworden?</b><BR />Fronthaler: Ja, die Zahlen steigen. Es betrifft vor allem mehr junge Menschen, die auf den Glücksspielzug aufspringen. Einige finden in der Auseinandersetzung mit dem Medium Handy oder Computer eine bestimmte Befriedigung, oder erleben eine Situation, die sie sonst vielleicht im Alltagsleben nicht haben. Dann ist es nicht verwunderlich, dass Menschen dort kleben bleiben und es immer wieder suchen. In vielen Bereichen ist es eine überschaubarere und berechenbarere Welt als die herkömmlichen sozialen Kontakte. Bis der sogenannte Kippeffekt passiert, wo man nicht mehr die Kontrolle hat und die ersten Situationen auftreten, wo man von einem Missbrauch oder einer Abhängigkeit sprechen kann. <BR /><BR /><embed id="dtext86-63839888_quote" /><BR /><BR /><b>Dann ist professionelle Hilfe notwendig?</b><BR />Fronthaler: Ja, aber bevor sie startet, ist ganz viel „Vorarbeit“ von Angehörigen gefragt. Angehörige, Arbeitskollegen, aber auch Vorgesetzte können Hilfe anbieten. <BR /><BR /><b>Wie sollten sie reagieren?</b><BR />Fronthaler: Sie können sagen: Ich merke, dass etwas nicht mit dir stimmt. Ich mache mir Sorgen und würde gerne mit dir darüber sprechen. Ich kann dich unterstützen. Für die Betroffenen selbst ist das sehr schwierig. Sie fühlen sich schuldig, weil sie es nicht schaffen, ihre Sucht in den Griff zu bekommen. Das Spielen ist dann das ideale Mittel, um die Schuldgefühle loszuwerden.