Das erste Mal seit 15 Jahren, in denen Sale monatlich im Vatikan ein- und ausging, erzählt er von seinen speziellen Patienten. „Es wird wohl auch meine Verschwiegenheit gewesen sein, weshalb mein Auftrag von so langer Dauer war. Solange Papst Benedikt lebte, behandelte ich beide immer am selben Tag. Gleich um sieben Uhr morgens Bergoglio, dann Ratzinger“, erzählt Sale. <BR /><BR />„Das letzte Mal habe ich Papst Franziskus vor einem Monat gesehen. Drei Tage nachdem er die Gemelli-Klinik, wo ich früher auch arbeitete, verlassen hatte. Er war angeschlagen, aber umso mehr habe ich gestaunt, wie er sich danach erholt hat“, sagt Sale. Für Morgen, 25. April hatte er mit Bergoglios Krankenpfleger den nächsten Termin vereinbart. Daraus wurde nichts mehr.<BR /><BR />Wie war Papst Franziskus? „Wir haben uns sehr gut verstanden. Ich glaube, weil wir beide sehr einfache Leute sind. Wenn ich ihn tadeln musste, weil er immer wieder in seiner Wohnung ohne Schuhe unterwegs war und angesichts seines Knieproblems hinzufallen riskierte, grinste er – ein liebenswürdiges Schlitzohr.“ <BR /><BR />Denkwürdig auch die erste Begegnung der Beiden in der Casa Santa Marta, wo Bergoglio wohnte. „Er kam etwas verloren aus einem Zimmer und ich sagte: ,Sanitità‘, ich bin Francesco, der Podologe. Er war überrascht und meinte: Dann sind wir zwei Franceschi. Ich habe mir einen alten, bärtigen, hässlichen und mürrischen Mann erwartet, sagte er und lachte.“ <BR /><BR />Während der Sitzungen wurde über alles mögliche „geratscht“. „Er erzählte Anekdoten vom Besuch der Queen oder aber fragte, wie das Wetter in Meran sei. Ich erzählte ihm, wie man Äpfelblüten vor dem Frost schützt. Er war ein sehr umgänglicher Mensch. Nach der Sitzung, er wollte nie sonst jemanden dabei haben, ging er mit mir hinaus, nahm seine Agenda, die aus karierten Blättern bestand, und trug den nächsten Termin selbst ein. In all den Jahren sagte er nur zwei Termine ab und da rief er selbst an“, sagt er. Bergoglio hatte kein Handy und habe laut Sale auch nicht ferngesehen. Das habe er der Gottesmutter Maria gelobt. Den Grund kenne er nicht. „Südtirol kannte er nur von der Durchreise mit dem Zug über den Brenner“, so Sale.