Die Auswüchse sind auch in diesem Sommer an den sogenannten Südtiroler Erlebnis-Hotspots deutlich zu vernehmen. <BR /><BR />„Wow – was für ein unglaubliches Panorama! Können Sie uns bitte ein Foto machen?“ Eine Frage, die Ausflügler in diesen Tagen immer wieder zu hören bekommen, und ganz gewiss nicht nur an den malerischsten Orten im Lande. Und natürlich, bereitwillig macht man das Foto – egal ob man nun auf Deutsch, Italienisch oder Englisch darum gebeten wurde. <BR /><BR />Tatsächlich hat es vermehrt den Anschein, dass gewisse Ausflugsziele, pardon, auf neudeutsch Hotspots, von Touristenscharen deshalb aufgesucht werden, um Fotos zu knipsen. Natürlich, um sich selbst in der spektakulären Landschaft zu verewigen, um die Bilder auf Instagram, Whatsapp & Co zu posten und um möglichst viel Feedback zu bekommen. <BR />Und so werden auch heuer die sozialen Netzwerke weltweit von Südtirols landschaftlichen Highlights geradezu geflutet – die markantesten Berge, die klarsten Bergseen, die idyllischsten Almen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1057917_image" /></div> <BR /><BR />Rund 4000 Selfie-Touristen besuchen tagtäglich die Seceda in Gröden, um sich vor dem Hintergrund der schroffen Berge zu verewigen. Mit der Seilbahn geht es zumeist hoch und oft auch gleich wieder runter. Es ist nicht einfach, derartige Menschenmassen zu lenken, wie Tobia Moroder, Bürgermeister von St. Ulrich, zu bedenken gibt. Gut und gerne 4000 Besucher pro Tag muss derzeit auch der Karersee verkraften, wobei dort laut Bürgermeister Markus Dejori die Maßnahmen rund um den Parkplatz gut gegriffen haben. <BR /><BR />Hotspot-Management nennt man derartige Maßnahmen, um den Besucherandrang in einigermaßen geregelte Bahnen zu lenken, am Pragser Wildsee hat man mit einem ausgeklügelten Konzept (Parkleitsystem, Zufahrtsbeschränkung, öffentlicher Zubringerdienst etc.) bereits vorgemacht, wie solche Maßnahmen aussehen können. <BR />In seiner Funktion als Geschäftsführer des Alpenvereins (AVS) pocht Cristian Olivo gerade auf derartige Steuerungsinstrumente. „Am Pragser Wildsee hat man eine gute Lösung gefunden, um nicht vollkommen von den Besuchern überrannt zu werden“, sagt er und erklärt, dass gerade jetzt im Sommer in vielen Gegenden die rote Linie überschritten sei. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1057920_image" /></div> <BR />So zählt etwa auch die Bletterbachschlucht auf dem Gebiet der an sich beschaulichen Gemeinde Aldein 60.000 Besucher im Jahr. Mit entsprechender Verkehrsüberlastung und so manchen Irritationen bei den Dorfbewohnern. Auch hier müsse man das Verkehrskonzept anpassen und darauf achten, dass das Gebiet stärker von der Wirtschaftskraft profitiere. <BR /><BR />„Wir vom Alpenverein wissen von der großen Bedeutung des Tourismussektors im Lande, allerdings ist diese Entwicklung mit den touristischen Hotspots sehr problematisch“, gibt er zu bedenken. Man habe diese Entwicklung lange Zeit zu sehr gepusht. „Teilweise werben Hotels noch immer mit weltbekannten Motiven, oder gar damit, dass man mit dem eigenen Auto einen Pass nach dem anderen abfahren kann, oder sie holen sich Influencer ins Haus“, sagt Olivo. Noch sei längst nicht überall die notwendige Sensibilität für diese Thematik zu vernehmen.