Präsident Werner Teutsch zeichnete im Pastoralzentrum in Bozen die Geschichte des Vereins nach – von seiner Gründung im Jahr 2010 bis zu den jüngsten Entwicklungen 2024: Neue Anlaufstellen, die Erweiterung des Sitzes in Bozen, vertiefte Beziehungen zu den Institutionen und zum Dritten Sektor. Im Vorjahr bot der Verein 1684 individuelle Beratungen an, erbrachte 675 Leistungen und bearbeitete über 5.200 telefonische Anfragen. Mit Stand 31. Dezember 2024 zählte der Verein 509 Mitglieder. 92 Prozent der Sachwalter im Verein üben das Amt zugunsten eines Familienangehörigen aus. <BR /><BR /> In Südtirol stehen derzeit knapp 3700 Personen unter Sachwalterschaft, am Bozner Landesgericht werden jährlich über 500 neue Verfahren eröffnet. Die betreuten Personen leiden in erster Linie an Demenz oder Alzheimer (44 Prozent), gefolgt von kognitiven Beeinträchtigungen (22 Prozent) sowie psychischen Erkrankungen und Mehrfachbehinderungen (jeweils zwölf Prozent). Die meisten Begünstigten leben in Bozen (48 Prozent), gefolgt vom Überetsch/Unterland (16 Prozent) und dem Burggrafenamt (elf Prozent).<BR /><BR />Die Begünstigten einer Sachwalterschaft in Südtirol sind überwiegend ältere Menschen: 62 Prozent sind älter als 75, 20 Prozent gehören der Altersgruppe zwischen 61 und 75 Jahren an. Altersdemenz und Alzheimer sind die häufigste Ursache (47 Prozent aller Fälle). <BR /><BR />Ein Schwerpunkt der Versammlung war die Vorstellung der Ergebnisse des Projekts EGIDA, bei dem der Verein direkt als Sachwalter für besonders verletzliche, sozial isolierte begünstigte Personen tätig wird. Derzeit betreut ein interdisziplinäres Team 30 Menschen mit unterschiedlichen Erkrankungen. Vorgestellt wurde auch die Weiterentwicklung des Projekts „Sachwalter der Gemeinschaft“ in Seniorenheimen. Im Vorjahr wurde das Projekt auf neue Partner ausgeweitet, darunter die Residenzen Lorenzerhof und Grieserhof. Auch wurde eine Vereinbarung mit dem Verband der Seniorenwohnheime unterzeichnet. <BR /><BR />Aufgrund der gesammelten Erfahrung und im Austausch mit begünstigten Personen, Angehörigen und Fachkräften hat der Verein den Bedarf nach klaren und einheitlichen Verhaltensregeln festgestellt. So entstand der Ethikkodex für Sachwalter. Der Entwurf wurde gestern vorgestellt (siehe Interview). Er soll eine respektvolle Ausübung der Rolle fördern, damit jede begünstigte Person gehört, begleitet und gestärkt wird.<BR /><BR /> Ein besonderer Moment der Versammlung war die Vorführung von Videoberichten, in denen begünstigte Personen und ihre Angehörigen erzählten, welchen positiven Unterschied eine kompetente, strukturierte Anlaufstelle als Sachwalter machen kann – durch Zuhören, Kontinuität, Nähe und rechtlichen Schutz.<BR /><BR /><b>3 Fragen an Roberta Rigamonti, Direktorin des Vereins für Sachwalterschaft</b><BR /><BR /><b>Welche Personengruppen nehmen die Unterstützung von Sachwaltern in Anspruch?</b><BR />Roberta Rigamonti: Ein großer Teil der Begünstigten sind ältere Menschen, die an Alzheimer oder Demenz erkrankt sind. Betreut werden aber auch Personen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Personen, die an einer Suchtkrankheit leiden, und Personen mit psychischen oder degenerativen Erkrankungen.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1151595_image" /></div> <BR /><b>Wozu brauchen Sachwalter einen Ethikkodex?</b><BR />Rigamonti: Das Verhältnis zwischen Sachwalter und Begünstigtem fußt auf gegenseitigem Vertrauen. Doch ab und an beklagen Begünstigte, dass ihr Sachwalter zu wenig präsent ist oder dass sie über Details seiner Tätigkeit nicht regelmäßig informiert werden und anderes mehr. Problematisch kann auch sein, wenn ein Sachwalter zu viele Begünstigte betreut. Da kann es schwierig werden, immer für den Einzelnen da zu sein. Und das kann das Vertrauen schädigen. Der Ethikkodex soll also ein wichtiges Instrument sein – für Sachwalter, Begünstigte und auch für die Sozialdienste. <BR /><BR />Wir sammeln jetzt unter den Mitgliedern Anregungen und Ergänzungsvorschläge. Die endgültige Fassung des Kodex wird dann am 3. Oktober bei einer Sachwaltertagung an der Eurac in Bozen vorgestellt.