„Was nun?“ fragt sich Adriano Perbellini auf Facebook. Er ist Vater zweier Kinder, die bei den Gemeindewahlen am 4. Mai für unterschiedliche Parteien ins Rennen gehen, der Sohn für Alleanza per Merano, die Tochter für die Grüne Stadtliste. Dass parteipolitische Grenzen quer durch Familien gehen können, davon ist auch die Familie Fraschetti ein Paradebeispiel: Ein Onkel kandidiert für die SVP, einer für Alleanza per Merano und der Neffe kämpft für den PD. In der Familie Carbone sind Vater und Sohn in unterschiedlichen Lagern daheim.<BR /><BR />Marco Perbellini, Jahrgang 1989, und Laura Perbellini, Jahrgang 1991, sind Bruder und Schwester, aber im Wahlkampf Konkurrenten. „Wir politisieren in der Familie nicht. Wir lassen Politik ganz weg“, sagt <b>Marco Perbellini</b>, von Alleanza per Merano im Februar 2023 von außen in den Stadtrat berufen. <BR /><BR />„Meine Schwester ist alt genug zu wissen, für wen sie kandidieren will. Natürlich hätte ich es lieber gehabt, wenn sie den Bruder unterstützt hätte. Für mich ist Stadtrat-sein meine Arbeit und zu 110 Prozent würde ich sie gerne weitermachen, um die Projekten zu beenden, die ich in den 2 Jahren Amtszeit angefangen habe“, sagt Marco Perbellini.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1153047_image" /></div> <BR /><BR /><b>Laura Perbellini</b>, die für die Grüne Stadtliste ins Rennen geht, bestätigt die Aussage ihres Bruders: „In der Familie reden wir nicht über Politik, das hat keinen Sinn. Wir haben ganz andere Ansichten. Ich habe meine Meinung, Marco seine. Und seine Partei ist nicht die meine. Ich unterstütze die Grünen, weil sie in meinen Augen näher am Menschen sind.“ <BR /><BR /><b>Claudio Fraschetti </b>kandidiert heuer erstmals und zwar für die SVP. „In unserer Familie haben hitzige politische Diskussionen Tradition – immer mit Sympathie, Ironie und viel Zuneigung. Heuer allerdings folgten auf Reden Taten: Drei Fraschettis auf 3 verschiedenen Listen und in entgegengesetzten Lagern. Wenn uns unsere verstorbene Mutter und Oma sehen könnte, sie müsste wohl herzlich lachen. Sie hat uns 5 Kinder großgezogen und ihre 10 Enkel, bei uns zu Hause saßen immer 10 Leute am Mittagstisch und sie hat gekocht und auch wenn wir Fraschettis politisch andere Wege eingeschlagen haben, wir setzen uns immer noch gemeinsam an einen Tisch diskutieren, provozieren und lachen“, sagt Claudio Fraschetti. <BR /><BR /><b>Antonio „Toni“ Fraschetti,</b> Claudios großer Bruder, sieht den Wettstreit gelassen. „In unserer Familie sind alle Lager vertreten, das bewerte ich schon als positiv. Unser Neffe Daniele unterstützt Ulrike Ceresara, Claudio Katharina Zeller und ich Dario Dal Medico. Abgesehen von kleinen Sticheleien und Neckereien untereinander hat jeder von uns seine Wahl getroffen. Wir haben unterschiedliche politische Seelen in unserer Familie, aber das, was uns eint, ist das Engagement für die Allgemeinheit“, sagt „Toni“ Fraschetti.<BR /><BR />„Wir bilden die Südtiroler Familie ab, denn in unserer Familie gibt es deutsch- und italienischsprachige Mitglieder und mit den verschiedenen parteipolitischen Lagern sind wir Klein-Meran“, sagt <b>Daniele Di Lucrezia</b>, Neffe der Fraschetti-Brüder. Eines könne er sagen: „In unserer Familie langweilt man sich nie. Es wird mitunter sehr hitzig diskutiert, man lässt den Populisten heraushängen, aber immer im gegenseitigen Respekt. In der Familie unterschiedliche Ansichten zu vertreten, hilft auch andere politische Positionen besser zu verstehen“, sagt Di Lucrezia. Und wird er von den Onkels als der Kleine betrachtet? „Das wird schon sein, dass ich der jüngste von uns Dreien bin, aber ich bringe die längste politische Erfahrung mit“, sagt er und lacht.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1153050_image" /></div> <BR /><BR />In der Familie Carbone gehen Vater Max Carbone für den PD und Sohn Tommaso für die „La Civica per Merano“ ins Rennen. „Politik war immer eine Passion in unserer Familie. Meine Kinder sind politisch interessiert aufgewachsen. Ich bin für die politische Ökumene. Unsere beiden Parteien tun sich leicht mit dem Dialog“, meint Vater <b>Max Carbone</b>. <BR /><BR />„Ich wurde in unserer Familie so erzogen, mir alle Meinungen anzuhören und mir dann meine eigene zu bilden. Auseinandersetzung mit anderen Ansichten bildet und am Mittagstisch hat man dann das eine oder andere Argument, das man unterbringen kann“, sagt <b>Tommaso Carbone</b>.