Christine Rauter möchte „niemanden beschuldigen, nicht sein Bestes getan zu haben“, aber über ein Detail dieser traurigen Geschichte ist sie doch betrübt. <BR /><BR />„Meine Beschreibung in der Vermisstenanzeige bei den Behörden in Florenz 2 Tage nach Evis Verschwinden stimmt genau mit jener überein, die die Guardia Civil bei der Auffindung der Unbekannten Mädchenleiche gemacht hat.“ Christine Rauter ist betrübt, dass diese zwei Berichte nicht schon vor 32 Jahren von jemandem gesehen wurden. Aber sie ist froh, jetzt zu wissen, welches Ende ihre Schwester gefunden hat – „auch wenn noch viele Fragen offen sind“. Sie spricht mit s+ am Telefon, möchte aber vorerst keine Bilder von sich selbst veröffentlicht sehen. <BR /><BR /><b>Frau Rauter, wie geht es Ihnen?</b><BR />Christine Rauter: Ich habe vor 10 Tagen die Nachricht erhalten, dass Evi vor 32 Jahren in Spanien gestorben sein könnte. Ich habe die Fotos gesehen. Ich konnte es aber erst glauben, als ich selbst vor Ort war. <BR /><BR /><b>Sie sind nach Spanien gereist?</b><BR />Rauter: Ja, ich war die ganze letzte Woche in Spanien. Ich war in Portbou, ich war in Barcelona, ich war am Friedhof. Ich habe mit Polizisten geredet, die damals mit den Ermittlungen betraut waren, mit dem Gerichtsmediziner, mit Journalisten, aber auch mit den Menschen vor Ort, die sich über Jahrzehnte leider erfolglos bemüht haben, dem toten Mädchen einen Namen zu geben. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54322266_quote" /><BR /><BR /><BR /><b>Verwundert es Sie nicht, dass es so lange gedauert hat?</b><BR />Rauter: Ich möchte niemanden beschuldigen, nicht sein Bestes getan zu haben. Damals waren die Möglichkeiten sicherlich andere. Es ist aber schon so, dass die Angaben in meiner Vermisstenanzeige und die Beschreibung in den Ermittlungsakten zum unbekannten erhängten Mädchen völlig übereinstimmen. Als ich die Anzeige gemacht habe – das durfte man ja erst 2 Tage nach Verschwinden einer volljährigen Person – war meine Schwester schon tot. <BR /><BR /><b>Das scheint alles unglaublich...</b><BR />Rauter: Eben. Es gibt so viele Fragen, wie kann so viel in so kurzer Zeit und 1000 Kilometer weit weg passiert sein?<BR /><BR /><b>Kennen Sie eigentlich die Frau, die Ihre Schwester im Zuge der Fernsehsendung von ATV erkannt hat?</b><BR />Rauter: Nein. Ich weiß inzwischen , wie sie heißt und habe einen Kontakt. Ich habe sie aber noch nicht angerufen. <BR /><BR /><embed id="dtext86-54322268_quote" /><BR /><BR /><b>Wie erinnern Sie sich an jenen 3. September 1990?</b><BR />Rauter: Es war 9 Uhr früh. Ich habe meine Wohnung verlassen, ging zur Uni. Meine Schwester sagte, sie wolle eine Runde machen, sie werde mir einen Zettel hinterlassen, wo sie hinfahre. Dort stand Siena. Das war glaubwürdig, sie hatte nicht einmal eine Handtasche dabei: Sie hat 60.000 Lire, die Carta Verde, das war damals das Studentenzugticket, und ihre Identitätskarte einfach in die Hosentasche gesteckt. Gefunden wurde nichts von all dem in all den Jahren. Und es hat sie wohl auch keiner gesehen – in Florenz nicht und in Portbou nicht und auch im Zug nicht. <BR /><BR /><b>Glauben Sie, sie ist mit dem Zug gefahren?</b><BR />Rauter: Ich habe recherchiert. Möglich ist es. Ich war bei den Spanischen Bahnen und habe mir den Zugplan von damals heraussuchen lassen. Es gab einen Zug, der um 13 Uhr in Florenz losfuhr und der um 5.45 Uhr in Portbou ankam. Um 8 Uhr vom 4. September wurde Evi schon tot aufgefunden. Das ist einfach eine so kleine Zeitspanne. Ich kann mir nicht vorstellen, was da passiert sein kann. <BR /><BR /><b>Es werden ja die Jugendlichen aus Österreich ins Spiel gebracht.</b><BR />Rauter: Ach, ich kann das fast nicht glauben. Warum sollten Studenten eine andere Jugendliche umbringen und so zur Schau stellen? Ich weiß es nicht. Ich möchte mich nicht auf Spekulationen einlassen. <BR /><BR /><b>Werden Sie versuchen, die italienischen Behörden dazu zu bringen, neue Ermittlungen aufzunehmen?</b><BR />Rauter: Das kann und möchte ich jetzt noch nicht sagen. Für uns als Familie ist Evi bereits eindeutig identifiziert. Wir wissen jetzt, welches Ende sie genommen hat, auch wenn wir nicht wissen, was in den 23 Stunden zwischen Verlassen meiner Wohnung in Florenz und ihrem Auffinden in Portbou passiert ist. Wissen ist besser als Ungewissheit. Ich habe einen Gegenstand nach Spanien gebracht, wo Fingerabdrücke von Evi sind, so kann mit den Fingerabdrücken von damals ein Abgleich gemacht werden und die Guardia Civil kann die offizielle Identifizierung bestätigen. Das wird Mitte Juni passieren. Was wir dann machen, weiß ich nicht. <BR /><BR /><b>Werden Sie versuchen, Evis Überreste zu identifizieren und ins Familiengrab bringen oder für Sie eine Gedenkstätte in Lana machen?</b><BR />Rauter: Darüber möchte ich noch nicht sprechen. <BR /><BR />Lesen Sie hier den <a href="https://www.stol.it/artikel/chronik/spektakulaere-wende-in-cold-case-in-spanien-tote-ist-evi-rauter-aus-lana" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">ausführlichen Bericht</a> über das plötzliche Verschwinden von Evi Rauter im September 1990 in Florenz, über die 32 Jahre in schmerzhafter Ungewissheit und warum sich erst jetzt herausstellt, dass die junge Frau aus Lana wenige Stunden nach ihrem Verschwinden in Spanien ums Leben kam. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />