Im Gespräch mit s+ verrät sie, welche Gründe es dafür gibt – und welche Rolle Alkohol dabei spielt. <BR /><BR /><b><BR />Frau Dr. Meraner, warum war es in der Zeit der Lockdowns leichter, an Kokain zu kommen als an Marihuana? </b><BR />Dr. Bettina Meraner: Wir gehen davon aus, dass das mit den Transportrouten zu tun hat: Kokain kommt eher aus dem Süden, beim Transport im Inland lief man ein geringeres Risiko, in Kontrollen zu geraten, als wenn man über die Staatsgrenze fuhr. So haben wir es uns zumindest erklärt. Kokain ist indes – obwohl man annimmt, dass es häufiger in Lokalen konsumiert wird – verstärkt zu Hause eingenommen worden. Wir haben bei unseren Patienten auch die Erfahrung gemacht, dass die Dealer den Stoff direkt nach Hause geliefert haben. <BR /><BR /><b>Hat der Kokainkonsum seit Corona zugenommen? </b><BR />Dr. Meraner: Kokain ist tatsächlich verbreiteter als früher. Das belegen weniger die Beschlagnahmen, sondern vielmehr die Abwasseranalysen. Darüber hinaus ist der Kokainpreis mittlerweile gesunken, sodass die Droge nun auch bei jüngeren Konsumenten stärker im Umlauf ist. Das macht uns Sorgen. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="865298_image" /></div> <BR /><BR /><b>Warum bereitet gerade der Kokainkonsum große Sorgen? </b><BR />Dr. Meraner: Die meisten unserer jungen Patienten haben auch Erfahrung mit Kokain und Amphetaminen. Kokain ist nach Haschisch die am stärksten verbreitete illegale Droge. Und es wird häufig in Kombination mit Alkohol eingenommen, was es noch gefährlicher macht. <BR /><BR /><b>Warum? </b><BR />Dr. Meraner: Einerseits senkt Alkohol die Hemmschwelle, andere Substanzen zu konsumieren. Außerdem zirkuliert die Fehlinformation, dass man nüchterner wird, wenn man Kokain auf Alkohol konsumiert. <BR /><BR /><BR /><b><BR />Alkohol ist eine betäubende, Kokain eine stimulierende Substanz...</b><BR />Dr. Meraner: Stimmt nicht ganz. Es ist nur ein subjektives Empfinden, das zum Fehlschluss führt, Kokain könnte die betäubende Wirkung von Alkohol aufheben. In Wirklichkeit ist die Kombination extrem schädlich: Sedierende und aktivierende Substanzen setzen das Herz extrem unter Druck. Es ist so, als ob man mit gezogener Handbremse laufend Gas geben würde, weil sich die Wirkungen nicht gegenseitig aufheben. Sie kämpfen gegeneinander an. Und wenn sie aufeinandertreffen, bilden sie Cocaethylen, eine höchst schädliche Substanz für Herz und Leber. Sie ist schädlicher als die beiden Substanzen einzeln. <BR /><b><BR />Sind die großen Mengen an beschlagnahmtem Kokain nicht auch darauf zurückzuführen, dass Südtirol ein Grenzland ist? </b><BR />Dr. Meraner: Ja, aber auch darauf, dass es in Südtirol einen gewissen Wohlstand gibt. Kokain mag günstiger geworden sein, es folgt aber immer noch dem Geld. Den Konsum muss man sich leisten können. Denn bei Kokain entsteht eine Konsumsituation, bei der viel eingenommen wird, zumal die Wirkung dieses Rauschgifts so kurz anhält. <BR /><BR /><b>Kokain wird bekanntlich auch gestreckt – u. a. mit Milchpulver. </b><BR />Dr. Meraner: Und Milchpulver ist eine der harmlosesten Substanzen, mit denen Kokain gestreckt wird. Häufig wird es mit Medikamenten oder synthetischen Drogen gestreckt, weil sie die Wirkung steigern und billiger als Kokain sind. Dadurch gestalten sich Drogennotfälle schwieriger – wir müssen schnell reagieren, und um festzustellen, welche weiteren Substanzen der Patient mit Kokain eingenommen hat, müssen wir Labortests durchführen, und das dauert eine Weile. <BR /><BR /><b>Endet Kokainkonsum in vielen Fällen tödlich? </b><BR />Dr. Meraner: Während die Zahl der Toten wegen einer Überdosis an Opiaten gesunken ist, verzeichnet man vermehrt Tote wegen Kokain-Überdosis. <BR /><BR /><BR />