Die aktuelle CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre lässt sich heute laufend exakt berechnen. Mehr noch: Auch Werte aus längst vergangener Zeit können dank moderner Messmethoden präzise ermittelt werden. Wie war das also vor bald 200 Jahren?<BR /><BR /> Bei dem von Skeptikern und Leugnern der Klimaerwärmung gerne zitierten „wissenschaftlichen Buch“ aus 1857 handelt es sich um die 2. Auflage von Meyers Konversations-Lexikon, einer lexikalischen Buchreihe von großer Popularität. Die Reihe bestand bis in die 1980er Jahre fort, ehe es zur Fusion mit dem Brockhaus-Verlag kam. <BR /><BR />Die zitierte Passage findet sich auf Seite 321 in „Neues Conversations-Lexikon für alle Stände. Band 2: Armuth – Bayern“ und wird im Posting auch entsprechend verlinkt. Bereits in der ersten Ausgabe von Meyers Lexikon findet sich im „4. Band, 2. Abt. 1844: Astronomische Beobachtungen und Messungen“ genau derselbe Eintrag wieder – 13 Jahre zuvor.<BR /><BR />Beides geht auf die damals präziseste Möglichkeit zur wiederholten Messung zurück, die Ende der 1820er-Jahre vom Schweizer Naturforscher Nicolas Theodore de Saussure entwickelt wurde. In einer ausführlichen Abhandlung „Ueber die Schwankungen des Kohlensäure-Gehalts der Atmosphäre“ veröffentlichte er 1830 die Ergebnisse seiner Forschung. De Saussure versuchte über mehrere Jahre hinweg hunderte Male an verschiedenen Orten, den CO2-Anteil in der Luft zu errechnen. Er konnte nachweisen, dass der Anteil abhängig von Tageszeit, Jahreszeit, der Seehöhe und dem Wetter schwankte. Jeder Messversuch benötigte etwa 9 Tage.<h3> Grenzen der Messmethode</h3>Die von ihm entwickelte Methode zur Berechnung des atmosphärischen CO2-Anteils galt lange Zeit als das Maß der Dinge. Doch so gewissenhaft Nicolas Theodore de Saussure auch arbeitete, er konnte den CO2-Anteil der Luft nur mit damals verfügbaren Instrumenten und Methoden messen.<BR />Lexika hatten keine genaueren Daten zur Verfügung und druckten deshalb besten Gewissens die bekannten Werte ab – und das über Jahrzehnte.<BR /><BR />Heutige Messmethoden sind weitaus präziser und zuverlässiger. Zudem wird der CO2-Gehalt in der Luft mittlerweile weltweit einheitlich in ppm angegeben, also „parts per million“. Referenzpunkt dafür ist seit März 1958 die am hawaiianischen Vulkan Mauna Loa befindliche Messstation. Die Abweichung der Messergebnisse von der tatsächlichen CO2-Konzentration beträgt maximal 0,2 ppm.<BR /><BR />Die Messstation liefert seither Daten, die in der nach ihrem Errichter benannten Keeling-Kurve dargestellt werden. Diese geht seither in bisher unerreichtem Tempo nach oben. 2015 wurde erstmals der alarmierende Wert von 400 ppm überschritten, heuer wurde die Marke von 420 ppm geknackt. Seit Beginn der präzisen Aufzeichnungen bedeutet das eine Zuwachs von über 100 ppm.<BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="820355_image" /></div> <BR /><BR />Aber auch Werte aus längst vergangener Zeit lassen sich dank moderner Messmethoden ermitteln. Das deutsche Umweltbundesamt veranschaulicht die Auswirkungen menschlichen Handelns auf das Klima: Demnach ist die „globale Konzentration von Kohlendioxid seit Beginn der Industrialisierung um gut 44 Prozent gestiegen. Demgegenüber war die Kohlendioxid-Konzentration in den vorangegangenen 10.000 Jahren annähernd konstant.“ Auswertungen von tief liegendem antarktischem Eis zeigen, dass selbst vor einer Million Jahren die CO2-Konzentration in der Atmosphäre zwischen 221 und 277 ppm lag. Der niedrigste jemals rekonstruierte Wert lag bei 172 ppm. <BR /><BR />Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre lag 6000 Jahre lang im Schnitt bei 280 ppm, beim derzeitigen Anstieg wäre eine Verdoppelung dieses Werts in den 2050er Jahren erreicht. Das hätte weitreichende Folgen, wie die Yale School of Environment 2017 publizierte.<h3> Extreme Wetterereignisse</h3>Die weltweite Durchschnittstemperatur würde demnach gegenüber vorindustrieller Zeit um mehr als 3 Grad Celsius steigen und damit noch mehr extreme Wetterereignisse mit sich bringen. Der Meeresspiegel würde weiter steigen, die Versorgung mit Nahrungsmitteln dadurch erheblich erschwert und Massenmigration vorangetrieben werden. Zudem würden Hitze und Trockenheit die Amazonas-Regenwälder noch weiter gefährden.<BR /><BR />Der Faktencheck der Nachrichtenagentur APA kommt damit zu folgenden Ergebnis: Die in dem Buch genannten Werte sind heute nicht mehr haltbar. Im 19. Jahrhundert hatte die Menschheit in allen naturwissenschaftlichen Disziplinen wesentlich beschränktere Möglichkeiten zur Forschung und Analyse als heute. <BR /><BR /><BR />