Gruber (55) steht wegen Körperverletzung mit Todesfolge an Sigrid Gröber vor Gericht. Ihm wird zur Last gelegt, die 39-Jährige am 18. Februar 2023 mit Fäusten und Fußtritten traktiert und sie vor der Meraner Landeshotelfachschule schwer verletzt in der Kälte liegen gelassen zu haben. Gröber starb noch in derselben Nacht im Spital.<BR /><BR />Der Angeklagte, der im Bozner Gefängnis einsitzt, will sich nicht an die entscheidenden Stunden erinnern können. Laut dem Psychiater Dr. Eraldo Mancioppi sei ein derartiges Black out nach Alkoholkonsum absolut plausibel. <BR /><BR />Jedoch habe er bei Gruber keine alkoholbedingten neurologischen Schäden festgestellt. Laut Gutachter sei der 55-Jährige damit nicht im klinischen Sinne alkoholsüchtig bzw. -krank – sonst hätte er seinen Hausmeisterjob an der Hotelfachschule gar nicht bewältigen können.<BR /><BR /> Gruber habe nur an den Wochenenden getrunken. Gemäß der Klassifizierung der Alkoholiker-Typen sei er ein so genannter Gammatrinker (Rauschtrinker). 6 Mal habe er nach einer alkoholbedingten Einlieferung ins Spital die Kontrolle verloren und aggressiv reagiert. <BR /><BR />Rechtlich können nur Personen, die im klinischen Sinn alkoholkrank sind, als eingeschränkt oder gar nicht schuldfähig eingestuft werden. Gewohnheitsmäßige Trunkenheit – wie laut Dr. Mancioppi im Fall von Gruber – gilt hingegen als erschwerender Umstand und wird ihm von der Anklage auch so vorgehalten. <BR /><BR />Sollte das Bozner Schwurgericht der Argumentation des Psychiaters uneingeschränkt folgen, wär die Frage zu Grubers Schuldfähigkeit vom Tisch.<BR /><BR />Der Gutachter der Nebenkläger, der forensische Psychologe Michele Piccolin, teilte Dr. Mancioppis Einschätzung. Piccolin zufolge habe sich Grubers langjähriger Alkoholkonsum auf seine Persönlichkeit ausgewirkt, seit seiner Jugend sei eine ausgeprägte antisoziale Komponente feststellbar. Auch tendiere er zu unglaubwürdigen Entschuldigungen.<BR /><BR /> Die Beweisaufnahme in dem verkürzten Verfahren wurde gestern mit der Anhörung der Gutachter abgeschlossen, für den 31. Jänner sind die Plädoyers angesetzt.