Bei der Vorstellung ihres neuen Buches „Tamara Lunger und der Ruf des K2“ in dieser Woche in Bozen verriet Südtirols bekannteste Spitzenbergsteigerin, welche neuen „Gipfel“ sie demnächst anpeilt. <BR /><BR />Auf den Gipfel des Everest schaffen es mittlerweile auch Leute mit reichlich wenig alpinistischem Können, aber genügend Zeit und Geld. Ganz anders der K2 im Karakorum, der in Fachkreisen als „Berg der Berge“ gilt, weil er weitaus schwieriger und gefährlicher ist als das „Dach der Welt“. Bereits im Sommer 2014 stand Tamara Lunger auf dem Gipfel in 8611 Metern über dem Meeresspiegel. Damit hatte sie sich in die erste Reihe der Höhenbergsteiger-Szene vorgearbeitet. „Als ich diesen Berg zum ersten Mal sah, wusste ich: Das ist mein Berg“, erzählte Lunger bei der Vorstellung ihres neuen Buches am Donnerstag in Bozen. <BR /><BR />Doch „ihr Berg“ sollte der Bergsteigerin nicht nur das faszinierende, sondern sein schreckliches Gesicht zeigen. Im Winter 2020/2021 war das weltweite Rennen um die Winter-Erstbesteigung des zweithöchsten Gipfels der Erde eröffnet. Das historische Meisterstück schafften 10 nepalesische Sherpas am 16. Jänner 2021. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="895634_image" /></div> <BR />Genau an diesem Tag erlebt Tamara Lunger viele hunderte Höhenmeter weiter unten ein erstes Drama ihrer Winterexpedition: Vor ihren Augen stürzt der bekannte katalanische Bergsteiger Sergi Mingote beim Abstieg ins Basislager 600 Meter in die Tiefe und stirbt. Tamara Lunger sieht das Todesdrama aus nächster Nähe. „Es war schrecklich, das zu sehen und ihm nicht helfen zu können“, sagt sie. <BR /><BR />Schon kurz darauf schlägt der Tod wieder zu. Vom Höhenlager III starten ihr Bergkamerad Jan Pablo Mohr (Chile), der Isländer John Snorri und Ali Sadpara aus Pakistan in Richtung Gipfel – sie werden nie mehr zurückkehren und sterben in der eisigen Höhe. Lunger selbst fühlt sich nicht gut und kämpft sich zurück ins Basislager, wo sie völlig ausgelaugt und traumatisiert eintrifft. <h3> „Den zweiten Gipfel bewältigen“</h3>„Nach dieser Expedition hatte ich noch den echten Gipfel zu bewältigen“, blickt sie zurück. Es ging darum, die schockierenden Erlebnisse und ihre Trauer zu verarbeiten – der Stillstand der Monate in der Pandemie habe ihr dabei sehr geholfen. „Dabei habe ich erkannt, dass ich es einfach übertrieben habe und dass nicht Leistung meinen Wert bestimmt“, fasst die Profibergsteigerin ihre Erkenntnisse zusammen. Ein Kletterkurs, den sie für Mädchen in Pakistan abhielt, zeigte ihr, dass das Glück auch darin besteht, anderen etwas weiterzugeben. Bei mehreren Trainingsverletzungen signalisierte ihr Körper, dass Grenzen erreicht sind. <BR /><BR />Das alles zusammengenommen wären gute Gründe genug, um die Karriere in eisigen Höhen zu beenden. Ein „kategorisches Nein“ will Lunger aber nicht aussprechen. „Dafür muss aber das innere Feuer wieder brennen“, meint sie: Das „Holz“ dafür könnten ein besonderer Expeditionspartner und eine herausfordernde neue Route sein. Auf der Normalroute auf Achttausender – dieses Kapitel sei beendet. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="895637_image" /></div> <BR /><BR />Vorerst ist die Profialpinistin aus Kardaun weiterhin extrem, aber in weitaus tieferen Lagen unterwegs. In dieser Woche meldete sie sich für den Südtirol Ultrarace 45K, der am 26. August in Bozen startet und eine Runde von 212 Kilometern und 7500 Höhenmetern durch die Sarntaler Alpen macht. <BR /><BR />Eine Art „Erstbesteigung“ steht am 9. September beim Red Bull Dolomitenmann in Lienz in Osttirol an. Erstmals dürfen Frauen an diesem extremen Wettbewerb teilnehmen, Lunger will dabei sein. <BR /><BR />Im Herbst könnte es schließlich noch höher hinausgehen. In den Anden Südamerikas ist ein Bergabenteuer unter Frauen geplant, „welcher Gipfel es genau wird, wissen wir noch nicht“. Ein weiteres Frauenprojekt ist am Kilimanjaro, dem höchsten Gipfel Afrikas, geplant. Tastet sich Lunger also doch wieder an die Allerhöchsten heran? „Kann sein“, sagt sie. Definitiv abgeschlossen habe sie nur den Achttausendern im Winter. <h3> Das Buch</h3><BR /><div class="img-embed"><embed id="895640_image" /></div> <BR />Tamara Lunger: Der Ruf des K2. Die Tragödie meiner Winterexpedition am K2. 189 Seiten, 45 Farbfotos. Verlag Athesia Tappeiner, 25 Euro. <a href="https://athesia-tappeiner.com/de/9791280864062" target="_blank" class="external-link-new-window" title="">Hier können Sie das Buch bestellen. </a><BR /><BR />Tamara Lunger bietet hier das außergewöhnlich Tagebuch dieser nervenaufreibenden und tragischen Expedition. Sie erzählt vom anfänglichen Enthusiasmus, von den unmenschlichen Mühen, der eisigen Kälte und den immer wieder unvorhersehbaren Situationen, und schließlich vom Tod, der fünfmal direkt vor ihren Augen einen nach den anderen ihrer Kameraden und Freunde zu sich holt.<BR />Doch aus ihren Erzählungen geht auch hervor, wie sich Tamara inmitten all dieser Tragödien und unter dem ewig vereisten Gipfel des K2 erstmals gezwungen sieht, sich plötzlich tiefgehend mit sich selbst auseinanderzusetzen. <BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR /><BR />