Es war der 4. Oktober 1944, als der Süden von Brixen und das Dorf Albeins durch die Bombenangriffe der Alliierten schwer getroffen wurden. Mehrere Menschen starben im Bombenhagel. Die heute 86-jährige Marta Michaeler Deltedesco aus Albeins kann sich noch gut an die Schrecken von damals erinnern. <BR /><BR />Albeins, im Kriegswinter 1943, es liegt Schnee im Dorf: Marta Michaeler, Kind vom Untermoarhof, ist noch nicht einmal 6 Jahre alt, als sie und ihre Geschwister nachts von der Mutter aus dem Schlaf gerissen werden. Schnell raus aus den Betten, im nahen Brixen heulen die Sirenen. Es herrscht Fliegeralarm. Schutz vor den Bomben der Alliierten suchte die Familie – wie viele andere aus dem Dorf – in einem der 3 damaligen Bunker.<BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1080063_image" /></div> <BR />„Wir sind damals immer mit Mantel und Hausschuhen schlafen gegangen – sollte es Fliegeralarm geben, waren wir sofort marschbereit“, erinnert sich die heute 86-jährige Marta Michaeler, 80 Jahre nach den verheerenden Bombenangriffen auf den Brixner Talkessel im Gespräch. <BR /><BR />„Manches weiß ich noch, als wäre es gestern gewesen“, sagt Michaeler und blättert in der Publikation „Die Bombenkinder von Albeins“, gesammelt und aufgeschrieben von Peter Mitterrutzner. <h3> Momente, die bis heute präsent sind</h3> Für immer in das Gedächtnis von Marta Michaeler eingebrannt haben sich die bangen Momente in den sogenannten Kircher Knappenlöchern, damals suchten sie dort Zuflucht. „Wir Kinder haben geweint, andere geschrien, die Frauen haben gebetet.“ <BR /><BR />Michaeler kann sich noch gut an die enormen Zerstörungen im Dorf erinnern. „In der Nachbarschaft gab es 3 Volltreffer, beim Frühmesner, beim Jaufner-Hof und beim Noterhof.“ Heute, in Friedenszeiten, fast unvorstellbar. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1080066_image" /></div> <BR />Besonders dramatisch war der Bombenangriff im Oktober 1944, die Druckwellen der gewaltigen Explosion trafen damals auch die Volksschule von Albeins. Michaeler: „Meine Schwester kam ganz aufgewühlt nach Hause, sie war voller Staub und Dreck, blutete aus dem Ohr, blieb aber sonst unversehrt. Andere Mitschüler wurden schwer verletzt und litten ein Leben lang darunter.“ <BR /><BR />Verschreckt durch die niedergegangenen Bomben seien auch der Bernhardinerhund der Familie und die Tiere im Stall gewesen, erinnert sich Michaeler. „Es war einfach nur furchtbar.“ <BR /><BR />Und denkt sie heute noch an diese Zeit? „Als der Krieg zu Ende war, wollten die Menschen nach vorne schauen, die Vergangenheit hinter sich lassen. Und ich? Ich war ein Kind und wahrscheinlich noch zu klein, um die Dimension des Ganzen zu begreifen.“ Aber, so Michaeler: „Das, was war, bleibt eingraviert. Wenn ich heute die Bilder aus der Ukraine oder aus dem Nahen Osten sehe, kommen die Erinnerungen hoch, und ich denke nur eines: So etwas sollte kein Mensch erleben müssen – damals wie heute.“<h3> Brixen und die Albeinser Eisenbahnbrücke im Visier der alliierten Streitkräfte</h3>Vom 25. Dezember 1943 bis zum 20. April 1945 wurde der Talkessel von Brixen durch gezielte Bombenangriffe der alliierten Streitkräfte immer wieder aus der Luft bombardiert. Die historischen Ereignisse dieser Zeit wurden unter anderem von Hartmuth Staffler, dem Präsidenten des Geschichtsvereins Brixen, in der Publikation „Bomben auf Brixen – Die Luftangriffe des Zweiten Weltkrieges und ihre Folgen“ (A. Weger Verlag) festgehalten. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1080069_image" /></div> <BR /><BR />Vor allem das Dorf Albeins war aufgrund seiner unmittelbaren Nähe zur Albeinser Eisenbahnbrücke von besonderer kriegsstrategischer Bedeutung und stand immer wieder im Visier der Jagdbomber . Über die Bombardierung von Albeins und deren unmittelbare Folgen für die Bevölkerung gibt es das Buch „Die Bombenkinder von Albeins“, herausgegeben vom Bildungsausschuss Albeins. <BR /><BR />Bei den verheerenden Luftangriffen starben im Raum Brixen 19 Zivilisten, darunter die 17-jährige Marianne Schenk und die knapp 6-jährige Carla De Barba. <BR /><BR />Besonders schwer getroffen wurde das Dorf Albeins durch die Bombardements vom 4. Oktober 1944: Die Dorfgemeinschaft hatte damals 4 Tote, 25 Verletzte und enorme Sachschäden zu beklagen. Unter den Albeinser Opfern des 4. Oktober 1944 befanden sich die damals 17-jährige Ermenegilda Secco, der Kirchenbauer Bernhard Noflatscher, der Schmied Kaspar Kolouch und die 88-jährige Atzler-Mutter Johanna Fissneider. Mehrere Schwerverletzte gab es auch in der Grundschule von Albeins – 2 der damals verletzten Schüler blieben für ihr Leben gezeichnet. <BR /><BR />Auch die Fraktion Tschötsch wurde Opfer der alliierten Bombenangriffe: Am 12. November 1944, dem Kirchweihsonntag, fielen rund 400 Bomben über den Süden von Brixen, der Taschlerhof wurde völlig zerstört, der Zigglerhof schwer beschädigt. Mehrere Menschen verloren ihr Leben. <BR /><BR />Der letzte Angriff auf den Raum Brixen erfolgte wenige Tage vor Kriegsende am 20. April 1945, dabei wurde Franzensfeste bombardiert, 7 Menschen starben.