„Der Vorfall hat mich schon schockiert“, sagt er, aber trotz 7 Tage Heilungsdauer stand er gestern wieder in der Notaufnahme und versorgte Patienten.<BR /><BR />Dr. Chadi Ammari, der aus dem Libanon stammt, an der Uni Bologna Medizin studiert hat und seit 2018 im Meraner Krankenhaus arbeitet, war trotz blauer Flecken am rechten Bein, linken Arm und im Nacken gestern bereits wieder im Dienst. „Aber ich schaue immer wieder über meine Schulter, denn der Mann hat mich mit dem Tod bedroht“, sagt Dr. Ammari.<BR /><BR />Aber der Reihe nach: Es war am Samstag gegen 11 Uhr, als der Mann das erste Mal in der Meraner Notaufnahme vorstellig wurde. „Er wurde von einem Kollegen untersucht. Der Patient verlangte ein Medikament, das in seltensten Fällen in der Epilepsie-Therapie angewandt wird und wies dabei Dokumente der Uniklinik Innsbruck vor. Mein Kollege verschrieb ihm das Medikament, aber nicht kostenfrei mittels rotem Rezeptblock. Das heißt, er muss es selbst bezahlen“, sagt Dr. Ammari. Ein Medikament, das unter Drogenabhängigen zirkuliere. Daraufhin habe der Mann die Notaufnahme verlassen.<BR /><BR />Es dauerte aber keine Stunde, und der Mann kreuzte gegen 12.30 Uhr erneut in der Notaufnahme auf. Dass er für das Medikament zahlen sollte, wollte er nicht einsehen. „Diesmal kümmerte ich mich um ihn. Ich überprüfte seine Daten im Gesundheitssystem und stellte fest, dass der Mann bereits vor Kurzem in den Notaufnahmen von Bozen und Brixen vorstellig geworden war und jeweils das Medikament verschrieben bekommen hatte – wobei eine Schachtel 56 Tabletten enthält. Also habe ich dem Patienten erklärt, dass ich ihm das Medikament nicht verschreiben könne und habe ihm 4 Optionen vorgeschlagen: eine Schmerztherapie samt neurologischer Visite, eine psychiatrische Visite oder eine Visite beim Dienst für Abhängigkeitserkrankungen. Denn ein Patient ist immer ein Patient und wir versuchen zu helfen“, so Dr. Ammari.<h3> Ein weiterer Wutausbruch</h3>Aber diese Optionen hatten beim Mann einen Wutausbruch zur Folge. Er drohte dem Arzt, ihn wegen unterlassener Hilfeleistung anzuzeigen, dass er ihn zur Strecke bringen werde, denn er hätte ein Recht, das Medikament kostenlos zu bekommen. Schließlich verließ der Mann die Notaufnahme – aber nur um erneut wieder zu kommen.<BR /><BR />Diesmal mit einer Aktion, die, gelinde gesagt, staunen lässt. Der Mann, der mittlerweile eine blutende Schnittwunde am Arm aufwies, rief die Landesnotrufnummer 112. An Bord einer Ambulanz landete der Mann gegen 14 Uhr erneut mitten in der Notaufnahme, ohne im Wartesaal warten zu müssen und alle Kontrollen umgehend. „Er rief meinen Namen und wollte dezidiert mich. Er ging mit Fäusten und Fußtritten auf mich los, spuckte mir ins Gesicht und drohte mir mit dem Tod. Auch der Mann unseres Wachdienstes wurde angegriffen und Krankenpfleger wüst beschimpft – und all dies im Beisein anderer Patienten. Für mich galt es auch, mich vor das Krankenpflegepersonal zu stellen“, sagt Dr. Ammari. <BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1117329_image" /></div> <BR /><BR />Gleichzeitig wurden die Carabinieri alarmiert. „Und wir holten einen Kollegen der Psychiatrie hinzu, um Gesundheitszustand und Verhalten des Mannes abklären zu lassen. Mein Kollege kam aber zum Schluss, dass der Mann keine psychiatrische n Störungen aufweise, sondern bei Verstand sei“, sagt Dr. Ammari.<BR /><BR />Der Mann wurde von den Carabinieri mit in die Kaserne genommen. „Da die Heilungsdauer meiner Blessuren mit 7 Tagen angegeben wurde, wurde der Mann nicht festgenommen. Denn das neue Gesetz, das seit 1.Jänner in Kraft ist, sieht vor, dass Aggressionen in der Notaufnahme erst dann eine Verhaftung zur Folge haben, wenn die Heilungsdauer mindestens 21 Tage beträgt. Mich hat der Vorfall schon schockiert. Ich bin besorgt, denn man sagte mir, dass sich der Mann bereits wieder im Umfeld des Spitals herumtreibe. Aber ich bleibe im Dienst. Wir tun alles für unsere Patienten und gehen dabei jedes Risiko ein. Das ist unser Auftrag. Wir haben einen Eid abgelegt“, fügt er hinzu.