<b>von Florian Mair</b><BR /><BR />„Die breite Bevölkerung, vor allem die Bauern, machen ihrem Unmut zu Recht Luft, wenn es um Wolf und Bär geht“, sagt der Aufseher, dessen Name der Redaktion bekannt ist. „Sie sehen oft aber leider die Jagdaufsicht in der Verantwortung. Wir Aufseher haben aber keine Kompetenzen in diesem Bereich.“ Und er fügt hinzu: „Wenn wir die bisherigen Abschussdekrete hätten umsetzen können, hätte es Wolfsabschüsse gegeben. Wir hätten sofort gehandelt, dass es sicher zu keiner gerichtlichen Aussetzung gekommen wäre, denn wir wissen genau, wo sich das Großraubwild aufhält.“<BR /><BR />Aber die Jagdaufseher seien nicht einmal eingebunden und gefragt worden, wo sich das Großraubwild befinde. Das allergrößte Problem sei, dass es noch keinen einheitlichen Arbeitgeber für die Jagdaufseher gebe, und dass die Landesverwaltung (besonders die Forstbehörde) die Arbeit der Jagdaufseher überhaupt nicht ernst nehme.<h3> Jagdaufseher werden ignoriert</h3>„Wichtiger als unsere Erfahrung und unser Fachwissen sind Titel und die Glaubwürdigkeit durch die Anstellung“, ergänzt der erfahrene Aufseher. Die Jagdaufseher seien Bedienstete der Jagdreviere oder des Jagdverbandes und nicht Landesangestellte, was sie eigentlich sein sollten. In der aktuellen Großraubwilddebatte werde das immer wieder zum Stolperstein.<BR /><BR />„Politiker ohne Fachwissen treffen in Sachen Großraubwild Entscheidungen, und Beamte mit forstwirtschaftlicher Erfahrung übernehmen das Monitoring und Management für Wildtiere“, sagt der Aufseher. Mitarbeiter des Landes würden zum Teil mehr schlecht als recht in Rissbegutachtung und Raubwildkunde geschult. „Und unser Fachwissen und unsere Erfahrung in den Revieren werden einfach ignoriert, weil wir ja nur Revier- oder Verbandsangestellte sind“, wettert er. „Zudem hat die Natur keine Bürozeiten. Wir Aufseher sitzen nicht im Büro, wir sind ständig in unseren Jagdrevieren unterwegs und kennen die Einstandsgebiete der Wildtiere sowie ihre Wechsel und Verhaltensweisen ganz genau.“<BR /><BR /><h3> „In gewissen Gebieten hilft man sich selbst“</h3>Eingreiftrupps ohne Ortskenntnis zum Abschuss von Wölfen loszuschicken, hält der Aufseher „für eine reine Augenwischerei“. Ein solches Vorgehen könne nur scheitern, was vielleicht sogar gewollt sei. Offizielle Zahlen über Vorfälle mit Großraubwild seien oft geschönt, weiß der Jagdaufseher. „Viele Meldungen werden bewusst verschwiegen, und schlimmer noch, die Selbstjustiz nimmt zu, und viele Risse werden gar nicht mehr gemeldet.“<BR /><BR />In gewissen Gebieten höre man von Wolf und Bär gar nichts mehr. „Dort hilft man sich einfach selbst“, ist der Aufseher überzeugt. Die Politik trage die Verantwortung für die aus dem Ruder gelaufene Situation mit dem Großraubwild und ihre fatalen Folgen für Landwirtschaft und Tourismus.<BR /><BR />Übrigens: Derzeit arbeiten in Südtirol etwa 70 Jagdaufseher, vor Jahrzehnten gab es fast doppelt so viele. Ein Großteil der Aufseher betreut heute mindestens 2 Reviere, von denen es 145 kraft Gesetzes gibt.