Ein Busfahrer bringt nicht nur einen Bus samt Fahrgästen sicher von A nach B, er hat auch ein Auge auf jeden einzelnen Fahrgast. So zumindest hat es am vergangenen Dienstagmorgen Mario Ferrentino (34) praktiziert, als im SASA-Bus 201 von Meran nach Bozen ein Fahrgast einen Infarkt erlitt.<BR /><BR />Ferrentino hielt geistesgegenwärtig den Bus an, setzte die Rettungskette in Gang und leistete Erste Hilfe. „80 Prozent der Ersten Hilfe-Maßnahmen hat eine junge Frau um die 25 Jahre geleistet. Sie war perfekt vorbereitet, ein Engel“, sagt er.<BR /><BR />SASA-Angestellter Mario Ferrentino, der aus Nocera Superiore in Kampanien stammt, übernimmt immer die morgendliche Fahrt des 201er Busses, sonst arbeitet er in der SASA-Turnuszuteilung. „Mit der Sperrung der Bahnlinie sind derzeit viele Leute im Bus, so wie bei dieser Fahrt. Es war gegen 7.30 Uhr morgens, als eine junge Frau zu mir vor zur Fahrerkabine kam und meinte: ,Da hinten ist ein Herr, dem geht es nicht so gut.‘ Also habe ich die Warnblinkanlage eingeschaltet und bei der ersten passenden Ausweiche in Vilpian den Bus auf der Höhe des Geschäfts Lochmann angehalten“, erzählt der SASA-Mitarbeiter.<h3> Sofort die Notrufnummer kontaktiert</h3> Dann sei er sofort hin zum Mann, der in der Mitte des Busses mit geschlossenen Augen dasaß. Auf die Frage, wie es ihm denn gehe, gab er keine Antwort. Andere Buspassagiere bespritzten sein Gesicht mit Wasser. „Da zeigte er eine leichte Reaktion und ich bemerkte, wie im Speichel aus dem Mund rann. Sein Gesicht war gelblich-weiß und seine Zunge wies eine sonderbare Färbung auf“, erzählt Ferrentino. Er habe sofort die Landesnotrufnummer 112 gewählt und über die App die Position durchgegeben. <BR /><BR />Zu viert haben sie den ohnmächtigen Mann aus dem Bus ins Freie getragen, auf den Asfalt hingelegt und mit den ersten Hilfsmaßnahmen begonnen. „Eine rund 25-jährige Frau, die auch im Bus war, hat sehr professionell mit der Herzmassage begonnen. Sie wusste genau, was zu tun war. Sie muss medizinische Ausbildung haben“, erzählt er. <BR /><BR /><embed id="dtext86-65418692_quote" /><BR /><BR />Dann sei aus Vilpian ein automatisierter Defibrillator gebracht worden. „Die junge Frau, die die Herzmassage durchgeführt hatte, verabschiedete sich und meinte: ,Entschuldigung, muss sausen, ich habe eine Prüfung‘. Ich nahm den Arm des Mannes in die Hand und fühlte den Puls, der leicht spürbar war“, sagt Ferrentino, der beim Weißen Kreuz einen Erste Hilfe-Kurs absolviert hatte.<BR /><BR />Dann griff er nochmals zum Telefon, um sich zu vergewissern, wann denn der Notarzt komme. „Da hörte ich auch schon die Sirene“, sagt er. Der Notarzt habe sich dann um den Mann, der rund Mitte 60 oder älter sein dürfte, gekümmert. „Auf dem EKG-Monitor sah man einen leichten Herzschlag, zumindest sah man die Linie sich auf und ab bewegen“, sagt Ferrentino. Notarzt und Weißes Kreuz Etschtal haben die haben die Reanimation fortgesetzt und den Patienten soweit stabilisiert, dass er ins Bozner Spital gebracht werden konnte.<BR /><BR />Die anderen Fahrgäste waren in der Zwischenzeit auf die nachkommenden Busse umgestiegen. „Auch wenn andere meinten, sie würden von solchen Notfällen die Hände lassen aus Angst Probleme zu bekommen, all denen sag ich: Bitte, bei mir Hand anlegen. Lieber habe ich eine gebrochene Rippe, als dass ihr nichts tut und mich sterben lasst“, sagt der SASA-Bedienstete. <BR /><BR />Der Vorfall habe ihn schon ein wenig mitgenommen, „aber gleichzeitig war ich voller Adrenalin und voller Hoffnung, dass es der Mann packt. Ober er es überlebt hat, weiß ich nicht. Aber wir Busfahrer sind ein bisschen wie ein Jolly für die Gemeinschaft – vielseitig einsetzbar“, sagt Ferrentino und schmunzelt.