„Das ist schon beunruhigend, denn der Wolf ist keineswegs scheu“, sagt der Kastelruther Gemeindereferent Walter Alfarei. Urlauber filmten am 31. Jänner das Raubtier, das sich in Runggaditsch mitten in bewohntem Gebiet bewegte.<BR /><BR />Das Video zeigt, wie der Wolf nahe des Gasthofs „Goldenes Kreuz“ die Böschung vom Grödner Bach zur Staatsstraße hinaufsteigt, nach links und nach rechts schaut , ob wohl die Straße frei ist – wie es auch Schülern beigebracht wird –, und sie dann überquert. Vorbeifahrende Autos kümmern ihn nicht. Er biegt in die Passuastraße ein, wo am Eck das große Willkommensschild von Val Gardena/ Gröden steht. <h3> Menschen stören den Wolf überhaupt nicht</h3>Dass höchstens 10 Meter weiter 2 Menschen die Passuastraße hinaufgehen, stört den Wolf nicht – die Fußgänger, in deren Rücken er sich bewegt, bemerken ihn gar nicht. Das Raubtier läuft gleich rechts den verschneiten Hügel hinauf, auf dem gerade ein Reiter auf seinem Pferd daherkommt – unweit der Stelle befindet sich das Gelände des Reiterhofs St. Ulrich. Dann endet das Video. <BR /><BR /> <video-jw video-id="9ooGKXfX"></video-jw> <BR /><BR />Der Inhaber des Reiterhofs, David Bergmeister, kennt das Video. „Dass da ein Wolf herumläuft, ist keine angenehme Situation“, sagt er. Für einen Reiter könne es gefährlich werden, wenn ein Pferd wegen des Wolfs scheut. <h3> Besuch am Reitplatz</h3>„Der Wolf treibt sich hier schon seit 2 Monaten herum“, sagt Bergmeister, „an einem Sonntag hat er sogar beim Reitplatz hereingeschaut, als die Mädchen auf dem Ross unterwegs waren.“ Auf dem Hof ist auch im Winter Betrieb, er versorgt ein paar eingestellte Pferde, die bewegt werden müssen. „Die Füllen – ich habe ein paar Jährlinge – lasse ich nicht allein aus dem Stall“, sagt Bergmeister. <BR /><BR />„Der Wolf hat da oben irgendwo einen Bau“, weiß Bergmeister, er sei der Spur hinauf in den Wald gefolgt, und dort gebe es überall Wolfsspuren. „Ober dem Reitplatz sind früher immer wieder Rehe gewesen, die sind aber schon eine Weile nicht mehr zu sehen…“, erzählt Bergmeister. <BR /><BR />Die Sache lässt ihn nicht kalt: „Hier in der Zone gibt es kleine Kinder. Gestern ist eines nach der Schule, als es schon finster wurde, nach Hause gegangen. Ich würde mein Kind nicht allein dort hinaufgehen lassen. Aber es ist doch so: Bis nicht etwas passiert, unternimmt man auch nichts. Aber eines Tages passiert es – und dann ist es zu spät.“ <BR /><BR /> <a href="https://www.stol.it/video/media/wolf-treibt-sich-in-runggaditsch-umher" target="_blank" class="external-link-new-window" title="Website Stol+ mit Video Wolf">Das Video wurde am 31. Jänner gedreht.</a> „Aber auch danach, am Dienstag und am Mittwoch, wurden in der Gegend Wölfe gesichtet“, sagt Walter Alfarei. „Sie nähern sich den Häusern und sind auch tagsüber unterwegs“, weiß der Kastelruther Gemeindereferent. Runggaditsch gehört zu Kastelruth; die Grenze zu Urtijëi/St. Ulrich bildet der Grödner Bach.<h3> Sorge um die Kinder</h3>„Einige Leute sind beunruhigt, vor allem wegen der Kinder“, sagt auch Alfarei, „man weiß ja nie, wie sich ein Wolf verhält. Es sind ja keine Hunde, sondern wilde Tiere, da ist Vorsicht geboten.“<BR /><BR /><BR /><embed id="dtext86-58087466_quote" /><BR /><BR />Er sorgt sich um die Landwirtschaft. „Wenn ich Ziegen und Schafe habe, werde ich vermeiden, sie auf die Weide zu bringen, weil sie dort gerissen werden“, bringt es Alfarei auf den Punkt. „Da muss eine Entscheidung von oben kommen. Wir leben in den Bergen und wissen um das Problem. Aber jene, die entscheiden, leben in den Städten und kennen die Situation nicht.“<BR /><BR />Wie viele Wölfe sich in Gröden herumtreiben, ist nicht klar. „Die kommen und gehen“, sagt der Leiter der Forststation Gröden in Sëlva/Wolkenstein, Marko Plancker, „ein Wolf kann in einer Nacht 70 Kilometer zurücklegen.“ Er könne auch nicht sagen, ob es sich um mehrere Wölfe oder immer um dasselbe Tier handelt: „Um das zu klären, müsste man DNA-Analysen machen“, sagt Plancker und schließt: „Der Wolf ist jetzt da, damit müssen wir leben.“<BR /><BR />Ungewöhnlichen Besuch hatte das Carabinieri-Ausbildungszentrum im Langental in Wolkenstein am Mittwoch: Spät am Abend lief ein Wolf über den Platz vor der Kaserne. <h3> Wenn die Almen nicht mehr bewirtschaftet werden …</h3>„Das kann man so nicht lassen“, sagt Bürgermeister Roland Demetz, „wenn das so weitergeht, halten die Bauern keine Tiere mehr, und dann haben wir ein großes Problem. In den touristischen Orten müssen wir sowieso schon schauen, dass wir noch Bauern haben. Wenn sie ihre Tiere nicht mehr oben weiden lassen und die Almen verwildern, dann ist das nicht nur keine schöne Landschaft mehr, sondern kann andere Probleme bringen wie Erosion. Das finde ich einfach nicht richtig, dass man das zulässt.“ <BR /><BR /><embed id="dtext86-58087920_quote" /><BR /><BR /><BR />Er sorgt sich auch um den Tourismus: „Wenn Wölfe mitten im Ort herumlaufen und die Urlauber das auf Facebook posten, was ist denn das für ein Bild? Da braucht es nicht viel, dass die Stimmung irgendwann kippt. Der Wolf passt nicht in touristische Orte. Irgendwann muss die Politik in Rom und Brüssel tätig werden.“