Samstag, 2. September 2023

GEOMuseum Radein feiert 25 Jahre

Wenn die Bletterbachschlucht heute oft als „Mekka der Geologie“ bezeichnet wird und unter Wissenschaftlern als eine der bedeutendsten Fundstellen von Fossilien aus dem Grödner Sandstein gilt, ist das nicht zuletzt jenen Vordenkern zu verdanken, die in den 1990er Jahren das GEOMuseum Radein initiiert haben. Am Samstag hat das Museum im Peter-Rosegger-Haus in Radein seinen 25. Geburtstag gefeiert.

Zahlreiche Interessierte verfolgten die Ausführungen über die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft der Forschung im Dolomiten UNESCO Welterbe Bletterbach - Foto: © GEOPARC Bletterbach/ Maria Pichler

Im Jahr 1998 ist im Peter-Rosegger-Haus in Radein ein kleines Museum eingerichtet worden, das bis heute die bedeutendsten Fossilien aus der Bletterbachschlucht zeigt. In einer Feierstunde am heutigen Samstagnachmittag erinnerten Initiatoren, Wissenschaftler und Ehrengäste an die Anfänge und die Entwicklung des GEOMuseums Radein.

Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Christoph Matzneller zeichnete der Präsident des GEOPARC Bletterbach Peter Daldos die Geschichte des GEOMuseums Radein nach bevor Hans Kerp (Universität Utrecht), Giuseppe Leonardi (Universität Rio de Janeiro) und Evelyn Kustatscher (Naturmuseum Bozen) über die wissenschaftliche Erforschung des Bletterbachs und ihren persönlichen Bezug zur Schlucht in der Vergangenheit, in der Gegenwart und in der Zukunft berichteten.

Der Präsident des GEOPARC Bletterbach Peter Daldos - Foto: © GEOPARC Bletterbach/ Maria Pichler

Bahnbrechende Forschungsergebnisse für die Pflanzenfossilien

„Eine Exkursion mit Utrechter Studenten führte mich 1978 erstmals in die Bletterbachschlucht“, erzählte Hans Kerp, der an den Universitäten Utrecht und Münster, aber auch in China und den USA gewirkt hatte und Präsident der Paläontologischen Gesellschaft ist.

Viele weitere Besuche sollten folgen. Kerp beschäftigte sich damals mit den Pflanzenfossilien des Bletterbachs und veröffentlichte die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit im Jahr 1990, die durchaus bahnbrechend war, „denn pflanzliche Makroreste waren damals noch nicht bekannt.“ In seinem Vortrag zeichnete der Universitätsprofessor die Geschichte der Bletterbachforschung aus der Sicht des Paläobotanikers und die Bedeutung der Flora aus der Schlucht nach, die er bis heute aufmerksam verfolgt.

Fundstelle für fossile Fußspuren und wunderschönes Naturphänomen

Giuseppe Leonardi hingegen ist ein ausgewiesener Experte für Dinosaurierspuren auf internationaler Ebene und weiß die Bletterbachschlucht sowohl als Fundstelle für fossile Abdrücke als auch als „wunderschönes Naturphänomen“ zu schätzen. „Im Alter von neun Jahren habe ich damit begonnen, gemeinsam mit meinem Vater Piero Leonardi im Butterloch fossile Spuren von Reptilien der Perm-Trias-Zeit zu sammeln“, erzählte Leonardi bei der Feier in Radein. Manchmal sei Leo Perwanger vom Zirmerhof in Radein mit dabei gewesen, später habe Josef Perwanger seine Forschungsarbeit unterstützt. „Das letzte Mal war ich 2019 im Bletterbach, meine beiden letzten Arbeiten über die fossilen Fußabdrücke der Schlucht habe ich 2020 veröffentlicht.“

DAS Referenzgebiet für Ökosysteme auf dem Festland

Seit zwanzig Jahren im Forschungsgebiet Bletterbach unterwegs ist die Südtiroler Paläontologin Evelyn Kustatscher. „Über 1.000 Fossilien sind in den vergangenen 25 Jahren in der Schlucht geborgen worden, die heute weltweit als DAS Referenzgebiet für Ökosysteme auf dem Festland vor 260 Millionen Jahren gilt“, erzählte Kustatscher, die im Naturmuseum in Bozen arbeitet. Kustatscher nutzte die Gelegenheit, dem GEOPARC Bletterbach mit dem langjährigen Direktor Christian Weber für die Förderung der aktiven Forschung und die begeisternde Wissensvermittlung zu danken. „Wissenschaftler und Naturinteressierte von Amerika bis China sind vom Bletterbach begeistert“, erzählte Kustatscher. „Ich bin sicher, die Bevölkerung ist stolz auf ihr Juwel und die 25 Jahre alte Schatzkammer in Radein.“

Wertevermittlung: Schutz der Umwelt und Biodiversität

Stolz auf das Radeiner Museum zeigte sich Landeshauptmann Arno Kompatscher, der in seinen Grußworten die Einrichtung als „kleines, aber erlesenes Museum“ bezeichnete, das „Ausdruck der Vielfalt und Lebendigkeit der Südtiroler Museumslandschaft“ sei. „Als besonderer Ort des Lernens und Erlebens, ermöglicht das GEOMuseum Radein die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und der Erdgeschichte“, unterstrich der Landeshauptmann und Museumslandesrat. „Hier werden Werte wie der Schutz von Umwelt und Natur sowie der Biodiversität auf anschauliche Weise vermittelt. Diese Aufgabe ist wichtiger denn je.“

Grundstein für den GEOPARC Bletterbach

Grußworte an die Festgemeinde richteten auch der stellvertretende Präsident des Museumsvereins Aldein Rainer Ploner und Markus Perwanger in Vertretung der Familie Perwanger, die bereits früh den wissenschaftlichen Wert der Schlucht erkannt, deren Erforschung gefördert und das GEOMuseums Radein initiiert hatten. Damit legten sie den Grundstein für den GEOPARC Bletterbach.

Bei der Einrichtung des GEOMuseums Radein zeigten sich Professoren aus Padua und Rom inhaltlich behilflich, die Gemeinde Aldein unterstützte das Vorhaben finanziell. Unter der Präsidentschaft von Reinhard Ploner übernahm der Museumsverein Aldein die Führung des Museums, nachdem der Verein mit tatkräftiger Unterstützung der Stiftung Südtiroler Sparkasse ausstehende Rechnungen beglichen hatte.

Seitdem hat sich das kleine geologische Museum stets weiterentwickelt, vor allem aus wissenschaftlicher Sicht sind die Räumlichkeiten in den vergangenen 25 Jahren mehrfach neu ausgerichtet worden. Inhaltlich zeichnete dabei stets das Naturmuseum Südtirol mit Paläontologin Evelyn Kustatscher verantwortlich. Über viele Jahre gelang es dem Museumsverein Aldein das Museum nahezu ehrenamtlich zu führen, was nicht zuletzt Vigil Daldos sowie Günther und Matthias Gurndin zu verdanken ist.

Seit 2013 führt der GEOPARC Bletterbach das GEOMuseum Radein, das mittlerweile nicht nur Museum, sondern auch Anlaufstelle für touristische Informationen im Ortskern von Radein geworden ist. Aufgrund des Personalmangels musste die Saison für das Radeiner Museum in diesem Jahr schweren Herzens erstmals auf zwei Monate begrenzt werden, die Verwaltung des GEOPARC Bletterbach hofft jedoch, im nächsten Jahr das GEOMuseum wiederum für die gesamte Zeit von Mai bis Oktober öffnen zu können.

stol

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