Zum Amtssachverständigen wird der Psychiater Dr. Eraldo Mancioppi ernannt. Er wird am 12. Mai vereidigt. Grund für das Gutachten von Amts wegen waren die auseinander gehenden Meinungen der bisher angehörten Experten. Am vorhergehenden Prozesstag hatten die Gutachter der Verteidigung – der Psychiater Dr. Heinz Prast sowie die Psychologen Stefano Zago und Tommaso Caravelli – sich überzeugt gezeigt, dass Omer Cim unter starkem emotivem Stress tendiere, wahnhaft zu reagieren, was seine Zurechnungsfähigkeit zur Tatzeit eingeschränkt habe.<BR /><BR />Das wies gestern die Gutachterin der Hinterbliebenen von Celine Frei Matzohl, die sich mit Rechtsanwalt Andreas Tscholl als Nebenkläger in das Verfahren eingelassen haben, vehement zurück. Die Psychiaterin Dr. Anna Palleschi betonte, dass aus den Gesprächen der Gutachter mit dem Angeklagten und den Tests klar hervorgehe, dass dieser an keiner Psychose leide – weder an wahnhafter Eifersucht noch an Verfolgungswahn. <BR /><BR /><BR /><div class="img-embed"><embed id="1153404_image" /></div> <h3> Kein Wahn, aber Persönlichkeitsstörung</h3>Vielmehr habe der 28-Jährige eine antisoziale Persönlichkeitsstörung, die mit fehlender Empathie und Gewissenlosigkeit, dem Abwälzen von Schuld auf andere und Leugnen einhergehe. Omer Cim habe durchaus gewusst, was er tat, als er seine Freundin Celine Frei Matzohl am 12. August 2023 in seiner Wohnung in Schlanders getötet habe. <BR /><BR />„Dieser Fall ist ein klassischer Femizid wie aus dem Lehrbuch: zuerst Verliebtheit, dann Streit, eine Ohrfeige, dann der Druck auf Celines Freunde, damit sie sie überzeugen sollten, zu ihm zurückzukehren, gefolgt von Wut auf die Freunde, weil sie es nicht taten, Selbstmorddrohungen und letztendlich der Mord“, zählte Dr. Palleschi auf. Rechtsanwalt Tscholl wies noch auf einen wichtigen Punkt hin:<h3> Zwiespalt über das Motiv</h3>Laut den Gutachtern der Verteidigung sei klar, was Omer Cims Wahn ausgelöst habe – er wollte eine Rötung an Celine Frei Matzohls Schulter bemerkt haben, die er als Abdruck eines Bettrahmens gedeutet und daraus geschlossen habe, dass sie ihn betrüge. Nur: Celine Frei Matzohls weißes T-Shirt war bis zum Hals hoch geschlossen. „Wie hätte er ihre Schulter überhaupt sehen können?“ fragte Tscholl. <BR /><BR />Für Aufsehen hatte im Vorfeld noch ein Zeuge gesorgt, der lange unauffindbar war. Wie der Bekannte von Omer Cim erklärte, habe dieser ihn im Juli nicht nur einmal, sondern zwei-, vielleicht sogar dreimal nach einer Pistole mit Schalldämpfer gefragt. Er habe ihm nur geantwortet: „Bist du verrückt?“